"Träume aus 1001 Nacht" 6
ihr zu und führte Bridget zur Tanzfläche. Am hinteren Ende des Saals spielte eine Kapelle. Paare wiegten sich im Takt der Musik. Rashid zog Bridget in seine Arme.
Sie schwebte im siebten Himmel, die Stirn an Rashids Kinn gebettet, atmete sie seinen Duft ein. Seine Beine streiften immer wieder die ihren, während sie sich harmonisch zur langsamen Musik bewegten.
„Ihre repräsentativen Pflichten sind also erfüllt?“, fragte Bridget.
„Ja, ich habe alle begrüßt. Mein Vater stellt den Abgesandten jetzt seinen engsten Freunden vor. Die Unterhaltungen werden bis in den frühen Morgen dauern. Meine Gegenwart ist dabei nicht erforderlich.“
„Ich habe Ihre Mutter und Yasmin kennengelernt. Sie sind beide sehr nett. Vielleicht treffe ich sie noch einmal, bevor ich abreise.“
„Yasmin ruft sicher an. Sie hat einen großen Freundeskreis. Und sie geht gerne einkaufen.“
„Das hatte ich vermutet.“ Bridget genoss die leise Unterhaltung während dieses Tanzes. Sein Atem streifte ihre Wange, wenn Rashid etwas sagte. Sie fühlte sich, als seien sie in eine andere Welt eingetaucht.
Kurz vor Mitternacht bestand Rashid auf einen weiteren Tanz. Die Lichter waren bereits gedämpft, und es erklang nun leise arabische Musik, die Bridget fremd war. Dennoch zögerte sie nicht. Keiner der anderen Tänzer dieses Abends konnte sich mit Rashid vergleichen.
„Meine Großmutter ist schon nach Hause gefahren. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie auch fahren möchten. Ich bringe Sie dann.“
„Wie lang geht denn der Empfang?“, fragte Bridget.
„Der Abgesandte ist bereits fort. Meine Eltern fahren auch bald. Die anderen bleiben, bis sie keine Lust mehr haben.“
„Ich amüsiere mich sehr, aber meine Füße tun mir weh.“ Bridget hatte noch nie so lange ohne Unterlass getanzt, und ihre neuen Schuhe waren noch nicht richtig eingelaufen.
Rashid blieb stehen. „Möchten Sie sofort fahren?“
„Nein! Den Tanz möchte ich noch zu Ende tanzen.“ Mit Rashid würde sie die ganze Nacht tanzen, ganz gleich, wie sehr ihre Füße schmerzten.
Er hielt sie fest umschlungen, ihre Schultern berührten sich, und Bridget hatte das Gefühl, als küsse er ihr Haar kaum merklich. Sie drehte den Kopf und sah ihn an. Ihre Gesichter waren so nahe beieinander, dass sie sich beinahe küssten.
Hätte es das Protokoll nicht verboten, hätte Bridget die Gelegenheit genutzt. Aber Rashid war der Sohn des herrschenden Scheichs, und sie wollte ihn nicht in der Öffentlichkeit kompromittieren. Doch gegen alle Vernunft wünschte sie, er würde sie küssen. Dann wäre der Abend perfekt.
Als habe er ihre Gedanken erraten, senkte er seine Lippen auf die ihren und liebkoste sie zärtlich. Bridget seufzte und erwiderte seinen Kuss innig. Sie schloss jeden Gedanken an die Menschen um sie herum aus und genoss einfach nur. Heute Nacht durfte sie träumen, morgen kehrte die Realität zurück.
„Rashid, kannst du mir einen Wagen rufen, ich möchte abreisen“, rief Elizabeth und ließ damit Bridgets Traum wie eine Seifenblase zerplatzen.
10. KAPITEL
Abrupt ließ Rashid Bridget los. Er drehte sich zu Elizabeth um, die sichtlich außer sich vor Zorn war, und führte sie mit Bridget aus dem Ballsaal.
„Ich lasse sofort einen Wagen rufen. Was ist passiert?“
Elizabeth war den Tränen nahe, doch ihre Wut überwog. „Ich dachte, ich sei heute Abend Charles’ Partnerin. Ich hatte so gehofft, er würde mir einen Antrag machen. Stattdessen flirtet er mit jeder schönen Frau auf dem Ball. Als wäre es nicht schlimm genug gewesen, dass er vorher nur Augen für Francesca Bianchetti hatte. Er ignoriert mich. Mir reicht’s. Ich möchte zurück. Dann packe ich und reise sofort ab. Hier bleibe ich keine Sekunde länger.“
„Komm, wir fahren. Bridget?“
„Ja, ich komme gerne mit.“ Sie fühlte sich schuldig, weil Francesca an Elizabeths Unglück mitbeteiligt war. Natürlich hatte ihre Cousine so etwas nicht beabsichtigt.
Rashid rief einen Wagen, und bald waren sie auf dem Heimweg. Elizabeth schwieg, hatte aber die Fäuste im Schoß geballt.
„Wenn du morgen früh abreisen willst, bringe ich dich zum Flughafen“, bot Rashid an.
„Ich fliege heute Nacht.“
„Es ist nach Mitternacht“, warf Bridget ein.
„Das ist mir egal. Ich bleibe keine Sekunde länger in Charles’ Nähe. Er liebt mich nicht. Ich will fort, bevor er in die Villa kommt. Wie schade, dass Ihre tolle Cousine nicht da ist, um ihn zu trösten.“
„Wie bitte?“ Bridget traute ihren
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