"Träume aus 1001 Nacht" 6
in einer Beziehung leben, in der nur einer von beiden liebte.
„Kommen Sie, gehen wir in den Garten“, schlug Rashid vor und nahm ihre Hand. Die Nacht war lau, und der zarte Duft von Jasmin lag in der Luft. Das leise Rascheln des Windes in den Blättern glich einer zauberhaften Melodie. Wieder wünschte Bridget, diesen Moment auf alle Ewigkeit in ihrer Erinnerung festhalten zu können.
„Hat Ihnen der Empfang gefallen?“ Sie hatten nun einen Bereich des Gartens erreicht, in dem weniger Lichter brannten und es daher dunkler war.
„Wider Erwarten sehr. Vielen Dank für die Einladung. Ich werde meinen Freunden zu Hause viel zu berichten haben. Ich kann Ihnen nicht genug danken, dass Sie mir so viel Abwechslung geboten haben. Nur so konnte ich so schnell über den schlimmen Verlust meines Vaters hinwegkommen.“
Nun hatte sie natürlich ihren Liebeskummer zu verwinden, doch das durfte Rashid niemals erfahren. Sie sehnte sich so nach seiner Nähe. Ein Spaziergang konnte sicher nicht schaden. Immerhin würde sie bald abreisen.
Rashid blieb stehen und nahm ihr Gesicht zärtlich in seine Hände. „Ihr Besuch macht mir so viel Freude, Bridget. Denken Sie immer daran.“ Dann küsste er sie.
Dieser Kuss kam ebenso unerwartet wie willkommen. Bridget erwiderte ihn und spürte entzückt, dass Rashid sie enger an sich zog. Sie fühlte seine Finger in ihrem Haar, wie die Nadeln sich lösten und ihr die Locken auf die Schultern fielen.
Im milchigen Licht betrachtete er sie mit stiller Zufriedenheit. „Das wollte ich schon den ganzen Abend tun.“ Zärtlich streichelte er die weiche Flut ihres Haars.
„Ich wünschte, ich könnte diese Haare auf meinem Kissen sehen, im Mondlicht und bei aufgehender Sonne. Bleib bei mir, Bridget, wenn alle anderen abreisen. Bleib noch ein bisschen.“
Zitternd entzog sie sich ihm. Einen Moment lang nährte sie Hoffnung in ihrem Herzen. Dann wurde ihr bewusst, was er vorgeschlagen hatte. Eine Affäre. Hatte sie den Eindruck erweckt, sie sei für einen Flirt zu haben?
„Nein, ich kann nicht bleiben. Ich muss nach Hause.“ Bridget wich weiter zurück. Sie wünschte beinahe schmerzlich, er möge ihre Zweifel zerstreuen und sie bitten, seine Frau zu werden und ein halbes Dutzend Kinder mit ihm zu bekommen.
„Nichts zwingt dich, jetzt schon abzureisen. Bitte bleib.“
So viel zu ihren Träumen. Seine Bitte hatte nichts mit einem Antrag zu tun. Nicht im Entferntesten mit einer Liebeserklärung.
„Ich denke, wir …“
Er hob den Kopf und lauschte. „Die anderen kommen zurück“, sagte er.
Eilig ordnete Bridget ihr Haar. „So kann ich nicht reingehen.“
Rashid runzelte die Stirn. „Warte hier. Wenn ich alle nach oben begleitet habe, kannst du ungesehen hineinkommen.“
Bridget folgte ihm im sicheren Abstand. Im hell erleuchteten Salon diskutierten Charles und Jack miteinander, Marie gähnte. Als Rashid eintrat, versteckte sich Bridget instinktiv in der Dunkelheit.
Kurz darauf hatten alle den Salon verlassen. Hatte sie die richtige Wahl getroffen? Sie befeuchtete sich die Lippen. Immer noch konnte sie Rashid schmecken. Für keinen Mann hatte sie jemals so empfunden.
Im Haus war es inzwischen still geworden. Leise schlüpfte sie hinein und eilte die Treppe hinauf, als käme sie von einem heimlichen Stelldichein nach Hause. Doch der Zauber des Abends war verflogen. Sie fühlte sich unendlich erschöpft.
Am nächsten Morgen erwachte Bridget zeitig. Für diesen letzten Tag war ein Ausflug an den Strand geplant. Morgen würde sie packen und am Mittwoch abreisen.
Auf dem Weg in den Frühstücksraum traf sie auf Elizabeth, die mit ihren Koffern auf den Wagen wartete.
„Elizabeth, wie haben Sie die Reservierung gemacht?“
„Per Telefon.“ Sie reckte das Kinn, aber ihre Augen waren vom Weinen gerötet.
„Auf Englisch?“ Bridget versuchte, mit ihr Schritt zu halten.
„Natürlich. Sie können das Telefon in Rashids Arbeitszimmer benutzen.“ An der Treppe blieb sie stehen. „Bridget, ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich Sie und Ihre Cousine in einen Topf geworfen habe.“
„Und mir tut es leid, dass Francesca Ihnen so viel Kummer bereitet hat.“
Elizabeths Augen füllten sich erneut mit Tränen. „Mir auch.“ Dann lief sie hinaus.
Bridget sah ihr nach. Wie lange würde es dauern, bis die anderen ihre Abreise bemerkten? Was würde Charles sagen?
Beim Frühstück plauderte Bridget mit Mo und ertappte sich dabei, wie sie wünschte,
Weitere Kostenlose Bücher