Traeume aus der Ferne
dass Carmen zwar sehr viel von Sex, aber nur wenig von Kuscheln hielt.
Nach dem Abendessen zog Carmen mich direkt ins Bett. Wir liebten uns die ganze Nacht wild und stürmisch. Jedesmal, wenn ich mich erschöpft an sie schmiegte, um zu schlafen, fing sie sofort wieder an, mich heiß zu machen.
Als auch sie schließlich müde wurde und kurz vor dem Einschlafen war, legte ich meinen Arm um sie und kuschelte mich ganz eng an ihren Körper.
»Bitte nicht«, sagte Carmen. »Es ist sonst so heiß, dass ich nicht schlafen kann.«
Ich wälzte mich noch ein paar Minuten unruhig im Bett herum und ging schließlich wieder ins Wohnzimmer zurück.
Als ich gegen Mittag wieder in meiner Wohnung ankam, fiel mein Blick sofort auf den Anrufbeantworter. Sein Blinken zeigte mir eine Nachricht an. Als ich näher trat, sah ich, dass es nicht nur eine Nachricht, sondern gleich sechs waren.
Und die Anrufe kamen allesamt von Jennifer. Der erste von gestern Abend, und der letzte war gerade einmal zwanzig Minuten her. Jennifer schwankte zwischen Beschimpfungen und Verzweiflung. Da ich nicht so recht wusste, was ich davon zu halten hatte, nahm ich das Telefon und rief sie an.
Ich konnte sofort hören, dass sie geweint hatte.
»Ist etwas passiert?« fragte ich sie.
»Sag du es mir«, schluchzte Jennifer.
»Wieso weinst du? Was ist los mit dir?« hakte ich nach.
»Das weißt du wirklich nicht? Bist du so naiv oder einfach blind vor lauter Besessenheit für deine Carmen?«
Ich konnte ihr nicht so richtig folgen und versuchte erst einmal, ihre Fragen in meinem Kopf zu sortieren.
»Du hast doch mit ihr geschlafen!« Es war keine Frage und auch keine Feststellung von Jennifer, sondern einfach nur ein knallharter Vorwurf.
Als ich nicht antwortete, wurde das Schluchzen am anderen Ende wieder lauter.
»Ich passe schon auf mich auf«, versuchte ich sie zu beruhigen, da ich annahm, dass sie sich Sorgen um mich machte.
»Aufpassen nennst du das? Du rennst einer Frau hinterher, die dich nur zu ihrer Befriedigung braucht. Du bist nur eine von vielen für sie. Und dabei siehst du nicht mal, dass du von einer anderen wirklich geliebt wirst. Von einer Frau, die alles für dich tun würde, für die du niemals nur eine von vielen, sondern immer nur die eine ganz Besondere wärst.«
Ich konnte hören, wie Jennifer sich die Nase putzte.
»Du weißt gar nicht, wie weh das tut«, flüsterte sie in den Hörer.
»Jenny, ich hatte ja keine Ahnung«, gestand ich ihr, doch es war schon zu spät. Sie hatte bereits aufgelegt.
Die nächsten Tage und Wochen hatten alle nur einen Inhalt für mich. Carmen. Ich ging so oft ich nur konnte zu ihr und wir schliefen miteinander. Ich vermisste zwar die Zärtlichkeit und Vertrautheit in unserer Beziehung, doch ich wagte es wieder einmal nicht, mit Carmen darüber zu reden. Allerdings merkte ich mehr und mehr, dass ich etwas vermisste. Meine Gedanken schweiften oft zu dem Nachmittag mit Jennifer, als sie beim Videoschauen in meinem Arm gelegen hat. Dieses Gefühl wollte ich wieder erleben – mit Carmen. Doch Carmen hatte für so etwas einfach nichts übrig. Sobald ich etwas anhänglicher wurde, zog sie sich von mir zurück.
Natürlich dachte ich auch hin und wieder an Jennifer. Wir telefonierten ab und zu, doch gesehen hatten wir uns schon seit Wochen nicht mehr. Ich ging davon aus, dass sie längst wieder über mich hinweg war. Dieser Gedanke beruhigte mich, und ich konnte mich wieder voll und ganz auf Carmen konzentrieren.
Ich war zwar nur noch selten zu Hause, doch ließ es sich trotzdem nicht vermeiden, ab und zu einkaufen zu gehen. Auch wenn ich es hasste, aber mein Kühlschrank schrie förmlich danach, einmal wieder aufgefüllt zu werden.
Also opferte ich eine Stunde meiner wertvollen Zeit und fuhr in den nächsten Supermarkt. Ich hatte gerade meine Tüten im Kofferraum verstaut und brachte den Einkaufswagen zurück. Da sah ich vor dem Café, das gleich nebenan war, Jennifer mit einer anderen Frau an einem Tisch sitzen. Sie unterhielten sich angeregt, lachten zusammen und schienen beide sehr zufrieden zu sein.
Die Erkenntnis, dass ich so etwas mit Carmen nie haben würde, traf mich wie ein Blitz. Doch was mir fast ebenso zusetzte, war die Tatsache, dass Jennifer dieses Glück offenbar mit einer anderen teilen durfte. Ich spürte Eifersucht in mir hochkriechen.
Völlig verwirrt von meinen Gefühlen blieb ich mitten auf dem Parkplatz stehen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass hinter mir ein Auto
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