Traeume aus der Ferne
bist du gerade beim Einkaufen gekommen?« Jennifer konnte sich das Lachen kaum verkneifen.
»Nicht so ganz. Um ehrlich zu sein, kam mir diese Erkenntnis, als ich dich gesehen habe«, gestand ich.
»Oh«, entfuhr es Jennifer. »Dann bin ich ja sozusagen dafür verantwortlich, dass du nun wieder allein bist.«
Ich schüttelte leicht den Kopf. »Nein, dafür trage nur ich allein die Verantwortung«, entgegnete ich ihr und hoffte, dass sie die Zweideutigkeit darin erkannte. Schließlich könnte ich längst mit ihr zusammen sein, wenn ich nicht so blind gewesen wäre.
»Trotzdem finde ich, dass ich dir nun irgendwie einen schönen Abend schuldig bin.« Jennifer blickte verlegen zur Seite. Für einen Augenblick hatte ich Angst, dass sie damit auf eine wilde Nacht mit ihr anspielte. Doch das würde Jennifer so gar nicht ähnlich sehen. Sie war schließlich nicht wie Carmen, die einfach alles im Bett regelte.
»Gut, ich begebe mich gern in deine Hände«, antwortete ich deshalb.
Ich brachte meine Einkäufe nach Hause und sprang so schnell ich konnte unter die Dusche. Jennifer wollte mich in einer halben Stunde wieder hier abholen.
Als ich ihr die Tür öffnete, merkte sie sofort, dass ich frisch geduscht und umgezogen war.
»Du duftest gut«, begrüßte sie mich, und ich fühlte mich total geschmeichelt, obwohl ich ja nicht viel dazu konnte.
»Und du siehst umwerfend aus«, stellte ich fest und sah dabei kurz ihre Augen vor Freude aufblitzen.
Wenig später saßen wir im Kino. Jennifer hatte mich zu einem romantischen Film eingeladen. Ich hatte allerdings den Titel längst wieder vergessen. Ich genoss Jennifers Hand, die direkt neben meiner lag, ihr Bein, das meines leicht berührte, und ich liebte sie dafür, dass sie sich beim Happy End die Tränen aus den Augen wischte.
Als der Film zu Ende war, nahm sie meine Hand und führte mich aus dem Kinosaal. Erst am Auto ließ sie meine Hand wieder los, und ich bedauerte es sehr, dass wir nicht in der äußersten Ecke des Parkplatzes geparkt hatten.
»Das war ein sehr schöner Abend«, bedankte ich mich bei ihr, als sie zu mir ins Auto stieg.
»Wie? Denkst du wirklich, das war schon alles?« lachte Jennifer.
Das dachte ich in der Tat, denn ich war jetzt schon so glücklich wie lange nicht mehr.
Jennifer fuhr zu einem kleinen Restaurant ganz in der Nähe. Wir suchten uns einen Tisch im hintersten Eck aus und unterhielten uns stundenlang bei Kerzenschein. Ab und zu streichelte Jennifer meine Hand oder ich legte meine kurz auf ihren Oberschenkel. Die Wärme, die sie ausstrahlte, raubte mir den Atem. Wir hätten wohl die ganze Nacht so dagesessen, wenn uns der Restaurantbesitzer nicht irgendwann hinausgeworfen hätte.
Jennifer sah total süß aus, wie sie da so schüchtern vor meiner Tür stand.
»Lust auf einen Kaffee?« fragte ich sie.
»Beim nächsten Mal«, antwortete sie leise. Dann kam sie auf mich zu und hauchte mir einen zarten Kuss auf die Lippen.
»Telefonieren wir morgen Abend?« fragte sie mich.
»Ich ruf dich an«, versprach ich ihr. »Darf ich mich jetzt für diesen wunderschönen Abend bedanken?«
Sie lächelte mich an. »Jetzt darfst du.« Also beugte ich meinen Kopf wieder nach vorne und küßte sie zärtlich. »Danke«, hauchte ich.
Diesmal lief sie nicht wutentbrannt, sondern glücklich zu ihrem Auto.
Ich hatte große Probleme, mich am nächsten Tag auf meine Arbeit zu konzentrieren. Genervt blickte ich alle fünf Minuten auf die Uhr und rechnete mir aus, wie lange ich noch bleiben musste. In Gedanken überlegte ich mir schon die ganze Zeit, worüber ich später am Telefon mit Jennifer sprechen würde. Ich freute mich darauf, ihre Stimme zu hören, auch wenn es mir noch lieber gewesen wäre, Jennifer zu sehen.
Kurz nach der Mittagspause konnte ich meine Ungeduld nicht mehr zurückhalten. Ich griff zum Telefon und rief Jennifer bei der Arbeit an.
»Das ist aber eine schöne Überraschung«, sagte sie, nachdem ich mich gemeldet hatte.
»Ich hatte Sehnsucht nach dir«, gestand ich ihr ohne Umschweife. Ich konnte förmlich sehen, wie sie am anderen Ende der Leitung lächelte. »Können wir uns heute noch sehen?« fragte ich.
»Sehr gern«, flüsterte Jennifer aufgeregt in den Hörer. »Ich komme gleich nach der Arbeit zu dir, wenn du möchtest.«
»Beeil dich«, sagte ich noch und legte glücklich und beschwingt wieder auf.
Mühsam quälte ich mich in Richtung Feierabend. Und als ich mein Auto vor dem Haus parkte, erlebte ich die nächste
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