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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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ich tatsächlich vergessen, wenigstens Hallo zu sagen?
    Auf der Fahrt zum Restaurant sprachen wir kein Wort. Ich versuchte mich so locker wie möglich zu geben, doch die Anspannung wich nicht aus meinem Körper. Nach einer schier endlosen Fahrt parkte Carmen endlich ihr Auto.
    Stillschweigend einigten wir uns auf einen Tisch im Biergarten und setzten uns einander gegenüber hin.
    »Du wolltest mit mir reden«, platzte es aus mir heraus, noch bevor der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hatte.
    »Hast du es so eilig, wieder von mir wegzukommen?« fragte Carmen, und die ernsten Augen, mit denen sie mich dabei ansah, trafen mich mitten ins Herz.
    »Entschuldige. Natürlich nicht«, versuchte ich nun wieder cool und gelassen zu wirken. Ich steckte meinen Kopf tief in die Karte. Obwohl ich längst wusste, was ich mir bestellen würde, hob ich meine Augen nicht von der Karte. Ich musste mich sammeln, mir wieder eintrichtern, mit welcher Absicht ich hierhergekommen war.
    Während des Essens hielten wir uns mit Small talk über Wasser, doch sobald der Kellner die Teller abgeräumt hatte, baute sich eine spürbare Spannung auf.
    »Danke, dass du dich mit mir getroffen hast«, begann Carmen. »Ich habe in den letzten Wochen sehr viel nachgedacht und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich dir das ein oder andere vielleicht doch erklären sollte.«
    Nach einem prüfenden Blick in mein Gesicht fuhr sie fort: »Aber viel wichtiger wäre mir eigentlich, dass du endlich mal mit mir sprichst. In all den Monaten, in denen wir zusammen waren, hast du mir nie erzählt, wie es wirklich in dir aussah.«
    Ich war ziemlich erstaunt, dass Carmen sich wirklich dafür interessiert hatte. Stets war ich der Meinung, dass sie die Regeln aufstellte und man sich entweder zu fügen oder zu gehen hatte.
    »So, wie du mich auch heute schon die ganze Zeit anschweigst«, stellte Carmen nüchtern fest.
    Wie sollte ich ihr nur erklären, dass ihr Blick mir immer noch unter die Haut ging, dass ich beim Klang ihrer Stimme kaum einen vernünftigen Gedanken zustandebrachte, geschweige denn einen grammatikalisch korrekten Satz?
    Ich blickte entschlossen an Carmen vorbei. »War das nicht von vornherein klar, was ich von dir wollte?« fragte ich schließlich mit krächzender Stimme.
    »Sag es mir«, bat Carmen.
    »Ich wollte eine feste Bindung mit dir eingehen. Den Rest meines Lebens mit dir verbringen, ohne dich dabei mit anderen Frauen teilen zu müssen«, sagte ich so fest, wie es mir möglich war.
    »Aber du wusstest doch von Anfang an, dass das nicht mein Ding ist. Trotzdem hast du dich auf mich eingelassen und mir hinterher Vorwürfe gemacht. Warum?« Ihre Stimme hatte nichts Vorwurfsvolles. Sie klang einfach nur neugierig, schien meine Gefühle verstehen zu wollen.
    Ich hatte eigentlich kein Problem, über mich und meine Empfindungen zu sprechen. Doch bei Carmen war das anders. Mit einem einzigen Wort oder einer Geste gelang es ihr, mich aus der Bahn zu werfen. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, rang nach den richtigen Worten, kämpfte gegen meine innere Nervosität an. Und am Ende war ich noch verwirrter als zuvor.
    Carmens Augen hatten sich in meinen verloren. Sie konnte nichts ahnen von dem Kampf, den ich in mir austrug. Ich musste ein jämmerliches Bild abgeben. Verzweifelt schloss ich die Augen und versuchte mich an die Frage, die Carmen mir gerade gestellt hatte, zu erinnern.
    Als ich die Augen wieder öffnete, beobachtete ich ein kleines Kind am Nebentisch. Es versuchte verzweifelt, die Nudeln auf die Gabel zu bekommen, doch die meisten landeten immer wieder auf dem Tisch. Die Mutter lächelte liebevoll und schien ihren kleinen Wonneproppen nicht bei seinem Experiment stoppen zu wollen.
    Ich entspannte mich langsam wieder.
    Ohne die Augen von dem Kind zu nehmen, antwortete ich endlich. »Dein Charme hatte mich vom ersten Moment an fasziniert. Und ehe ich mich versah . . .«, ich zögerte kurz, bevor ich weitersprach, und suchte ihre Augen einen Moment. Nachdem ich mir sicher war, dass ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, wendete ich mich wieder ab und sprach weiter. »Ich hatte mich in dich verliebt. Da fällt es schwer, rational zu denken und zu handeln. Ich hatte die Hoffnung, dass du ebenso empfinden würdest, wenn ich dir nur genügend Zeit dafür geben würde.«
    »Deshalb war es für dich auch so schlimm, als . . .«
    »Ja«, unterbrach ich Carmen. »Als ich herausfand, dass du dich neben mir immer noch mit anderen Frauen

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