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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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Decke verkrochen. Aber vor ein paar Tagen ist der Trotz in mir erwacht. Früher bin ich doch auch immer allein weg, wieso jetzt nicht auch. Also habe ich den Veranstaltungskalender durchforstet und bin dabei auf »Tamy Mandell« gestoßen. Sie hatte heute einen Auftritt im »Music Corner«. Das war der Grund, wieso ich mich in diese Kneipe gequält hatte. Ich hatte zwar noch nie von ihr gehört, aber der Name klang vielversprechend. Und man hatte sie mit Lorbeeren geradezu überschüttet. Ihre Stimme ist wie ein Orkan. Nur mit ihrer Gitarre bewaffnet, zieht sie jeden in ihren Bann. Ihre Konzerte sind ein Ereignis, das man so schnell nicht wieder vergisst.
    Es war noch recht wenig los in der Kneipe. Aber ich wollte unbedingt einen Platz nah an der Bühne. Und den hatte ich auch. Ich saß an einem Tisch, der direkt vor der Bühne stand.
    Ich wollte mich gerade wieder auf den Weg zu meinem Tisch machen, als sich der Besoffene wieder vor mir aufbaute.
    »Mädel, Mädel, Mädel. Wo willst’n hin? Bleib doch hier bei meinen Freunden und mir.« Er deutete zur Theke, an der drei weitere Männer saßen, die wohl einen ähnlichen Alkoholpegel wie er selbst hatten.
    Ich verdrehte die Augen. Ich wollte mir doch nur ein Wasser holen und mich dann wieder an meinen Tisch setzen. Nicht genug damit, dass ich nun nach Bier stank, nun wurde ich diesen Typen einfach nicht mehr los. Jedesmal, wenn ich an ihm vorbei wollte, packte er mich am Arm und lallte mich voll. Gerade als ich dachte, ich schütte ihm jetzt einfach mein Wasser über den Kopf, in der Hoffnung, dass er dann genug haben würde, rief ihm einer seiner Kumpels von der Theke zu, dass er nun die nächste Runde springen lassen wollte.
    Ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte er sich um und stürzte sich auf sein nächstes Bier.
    Ich schüttelte den Kopf und wollte nun endlich zu meinem Tisch zurück. Aber ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass plötzlich eine Frau neben mir stand. Beinahe wäre ich mit ihr zusammengestoßen.
    »Hoppla.« Sie lächelte mich an. »Sie haben heute wohl Ihren stürmischen Tag«, sagte sie dann mit einem amüsierten Blick auf den Bierfleck an meinem Knie.
    »Ähm . . . ja«, stotterte ich.
    Wir schauten uns einen Moment lang stumm an. Sie sah schon etwas älter aus, war zwar sehr leger gekleidet, aber doch irgendwie aufgestylt. Sie hatte dunkles, halblanges Haar, dunkle Augen, und wenn sie lächelte, bildeten sich kleine Fältchen um ihren Mund und um die Augen.
    »Ich muss dann leider wieder«, sagte sie schließlich, und ich redete mir ein, echtes Bedauern aus ihrer Stimme zu hören.
    »Ja . . . natürlich. Es . . . das mit dem . . .«, ich deutete auf mein Glas, das ich immer noch tapfer in der Hand hielt, ». . . Wasser, das tut mir wirklich leid«.
    Sie lachte mich an, und dabei lachte nicht nur der Mund, sondern vor allem auch ihre Augen. »Na, ist doch nichts passiert. Außerdem hinterlässt Wasser keine Flecken.«
    Wir blickten beide wie auf Kommando auf mein Knie und fingen an zu lachen.
    »Sorry«, sagte sie noch einmal. »Aber ich muss jetzt wirklich. Wir sehen uns noch?«
    »Klar«, antwortete ich. Auch wenn ich nicht so recht wusste, was sie damit meinte.
    Ich schaffte es dann doch endlich wieder vor zu meinem Tisch. Inzwischen waren alle Tische sehr gut besetzt, und ich war froh, dass ich meine Jacke über den Stuhl geworfen hatte. Kaum saß ich wieder, kam ein junges Pärchen und fragte mich, ob sie sich zu mir setzen dürften. Ich nickte und lächelte freundlich. Dann ließ ich meinen Blick wieder zur Theke schweifen. Ich sah die Frau, wie sie sich mit dem Barkeeper unterhielt. Sie klopfte ihm gerade lachend auf die Schulter und verschwand dann hinter einer Tür. Vorher hatte sie sich noch mal zu mir umgedreht und mir zugewinkt.
    Endlich war es soweit. Das Licht ging aus, die Musik, die bis dahin vom Band kam, wurde abgestellt. Ich war froh, dass es endlich losging, weil das bedeutete, dass es langsam absehbar war, bis ich endlich wieder gehen konnte. Ich sehnte mich nach Ruhe, nach meinem Bett. Zum hundertsten Mal stellte ich mir die Frage, wieso ich mir das hier antat. Was hielt mich davon ab, jetzt einfach aufzustehen und zu gehen? Ich redete mir ein, dass es wegen der Musik war. Ich hatte Eintritt gezahlt und wollte jetzt auch was dafür sehen, und vor allem hören. Aber insgeheim ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich mich nach »ihr« umsah. Und

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