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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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fest.
    Als Nicole knapp zwei Wochen später von der Arbeit nach Hause kam, lief sie die Treppen hoch und studierte dabei ihre Post, die sie gerade aus dem Briefkasten geholt hatte.
    »Verdammter Mist«, hörte sie jemanden ein Stockwerk höher schimpfen. Als sie näher kam, sah sie das Unheil auch schon. Eine Einkaufstüte war gerissen, und der Inhalt lag verteilt über mehrere Stufen. Mittendrin stand etwas hilflos Fabienne, mit drei weiteren Einkaufstüten, und schüttelte verärgert den Kopf.
    Sie hatten sich in den letzten Tagen des Öfteren zufällig im Treppenhaus oder am Parkplatz getroffen. Und Nicoles Interesse für Fabienne stieg mit jeder Minute, die sie in ihrer Gegenwart verbrachte.
    »Picknick im Treppenhaus ist doch mal was Neues«, lachte Nicole sie an und klaubte nebenbei Fabiennes Einkäufe auf. Als sie beide mit Äpfeln, Dosen und Flaschen bepackt waren, gingen sie lachend die letzten Stufen zur Wohnungstür.
    »Wieso lachen Sie?« fragte Fabienne, die sich von Nicoles Lachen anstecken ließ, ohne eigentlich zu wissen, worum es ging.
    »Sie sahen einfach zu komisch aus, wie Sie da in dem ganzen Chaos standen. Ich dachte immer, so was passiert nur in Filmen«, erklärte Nicole ihr.
    »In Filmen – oder einem Tollpatsch wie mir.« Inzwischen hatte sie es geschafft, ihre Wohnungstür aufzusperren, und ging in die Küche. Dort lud sie erst einmal ihre ganzen Tüten ab. Inzwischen stand Nicole hinter ihr und sah mindestens genauso hilflos aus wie vorhin ihre Nachbarin.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Fabienne befreite Nicole Stück für Stück von ihrer Last. Dabei berührte sie immer wieder Nicoles Hand oder ihren Arm, und Nicole hatte das Gefühl, dass das nicht unbedingt Zufall war. Sie suchte Fabiennes Blick, aber die schaute geschäftig auf ihre Einkäufe.
    »So«, sagte sie, als sie Nicole die letzte Dose aus der Hand nahm. »Ich muss mich schon wieder bei Ihnen bedanken. Aber dieses Mal lasse ich Sie nicht so einfach davonkommen. Trinken Sie wenigstens einen Kaffee mit mir, ja?«
    »Gern«, antwortete Nicole und fragte sich noch im gleichen Moment, ob sie wahnsinnig war. Ich werde mich wohl kaum beim Kaffeetrinken mit einer Hetero-Frau zu irgend etwas hinreißen lassen. Auch wenn sie sich das in den letzten Tagen mehr als einmal vorgestellt hatte.
    »Wenn dich das Chaos nicht stört, dann zeige ich dir erst meine Wohnung . . . ähm . . . Entschuldigung . . . ich meine, Ihnen . . .« Fabienne wurde leicht rot.
    »Nein, ist schon okay«, sagte Nicole schnell. »Wir können gern beim Du bleiben.«
    »Schön«, grinste Fabienne.
    Während sie die Wohnung anschauten, standen sie sich oft verdächtig nahe gegenüber. Nicole spürte ein Kribbeln in ihrem Magen – oder war es etwas tiefer? – und fragte sich, ob Fabienne sich ihrer Wirkung auf sie bewusst war.
    Sie nahm die Wohnung gar nicht richtig wahr, versuchte nur, den Abstand zu Fabienne zu wahren. Endlich waren sie wieder in der Küche angelangt. Nicole ließ sich mit einem lauten Seufzer auf einem Stuhl nieder.
    Fabienne hatte es natürlich gehört und musste schmunzeln. »War meine Führung so anstrengend?«
    Nicole fühlte sich etwas ertappt und versuchte deshalb krampfhaft das Thema zu wechseln.
    »Ist Timmy im Kindergarten?« fragte sie so neutral wie möglich.
    »Nur vormittags«, antwortete Fabienne.
    Aha, dann ist er wohl gerade bei Papi .
    »Vermisst du ihn etwa?« Fabiennes Schmunzeln wurde langsam zu einem Lächeln.
    »Nein . . . ja . . . also, er ist schon ein süßer Fratz.« Nicole hatte das Gefühl, sich um Kopf und Kragen zu reden.
    »Ja, das ist er wirklich. Aber anstrengend, kann ich dir sagen. Ich bin immer ganz geschlaucht, wenn ich ihn mal einen Tag lang um mich habe und ihn abends wieder zu meiner Schwester bringe.«
    »Zu deiner . . .?« Nicole konnte den Sinn der Worte, die sie gerade gehört hatte, nicht so recht verstehen.
    »Schwester!« sagte Fabienne bestimmt. »Du weißt, was das ist? Eine weitere Tochter deiner Mutter. In Fachkreisen nennt man das Schwester. Schon mal gehört?« Sie machte sich über Nicole lustig, aber selbst das registrierte diese kaum.
    »Schwester?« wiederholte sie, und jetzt musste Fabienne endgültig lachen.
    »Sag mal, ist alles klar bei dir? Hab ich dir vorhin vielleicht aus Versehen eine Dose an den Kopf geworfen? Oder was ist los mit dir?«
    Langsam kam Nicole wieder zu sich. »Das heißt also, dass Timmy dein . . . Neffe ist?«
    »Hey, du kennst dich ja

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