Traeume aus der Ferne
gehen. Wieso? Habe ich etwas getan oder gesagt, was dich verärgert hat?« Fabienne wirkte wirklich etwas verzweifelt. Sie schien sich Vorwürfe zu machen.
»Nein, du . . .«, setzte Nicole an.
»Müssen wir das hier im Treppenhaus klären?« unterbrach Fabienne sie.
Nicole konnte den flehenden Augen nicht widerstehen. »Komm mit«, sagte sie und deutete dabei auf ihre Wohnungstür.
»Habe ich dich damit verletzt, weil ich mich lustig über dich gemacht habe?« fragte Fabienne, kaum dass sie nebeneinander auf der Couch saßen.
»Nein, du hast nichts falsch gemacht. Ehrlich.« Nicole hatte ihre Zweifel, dass sie ihr das glauben würde.
»Aber du bist mir aus dem Weg gegangen, stimmt’s?« Fabiennes Blick wurde immer durchdringender.
Lügen oder die Wahrheit sagen? Nicoles Gedanken drehten sich im Kreis. Ich kann nicht klar denken, solange sie mich so ansieht.
»Ja«, sagte sie schließlich, ohne sich noch richtig an die Frage zu erinnern.
»Aber wieso?« Die Traurigkeit in Fabiennes Augen brach ihr fast das Herz. Wieso berührte diese Frau sie so tief? Sie kannten sich kaum, ein paar flüchtige Worte, ein Winken auf dem Parkplatz, das war alles gewesen. Und doch löste Fabienne Gefühle in Nicole aus, die sie so noch nie gekannt hatte.
Es war sinnlos, das vor sich selbst leugnen zu wollen.
»Weil ich Angst habe«, antwortete sie ehrlicher, als sie eigentlich wollte.
»Vor mir?« Entsetzen trat in die traurigen Augen.
Nicole wäre am liebsten wieder davongelaufen, aber das ging schlecht, da sie ja in ihrer Wohnung waren. Sie sollte Fabienne mit ein paar harten Worten abschrecken, dann würde sie sie bestimmt in Ruhe lassen. Aber wollte sie das eigentlich? Nein, sie wollte . . . diese Lippen, die sich so nahe vor ihrem Gesicht befanden, küssen. Sie wollte Fabienne spüren, mit Haut und Haar. Und sie wollte ein Teil von Fabiennes Leben sein.
Wenn ich mich nicht bald von ihrem Blick losreiße, dann sage ich noch etwas sehr Unüberlegtes.
Aber sie konnte sich nicht von diesen strahlenden Augen lösen.
»Nicht vor dir«, presste sie mühsam hervor. »Vor meinen Gefühlen für dich.«
Nicole bereute diese Worte bereits im nächsten Augenblick.
»Und wenn ich dir sage, dass ich ebenfalls Gefühle für dich habe, hast du dann immer noch Angst?« fragte Fabienne vorsichtig nach.
»Noch viel mehr«, entgegnete Nicole.
Sie drehte sich zu Fabienne um und wollte ihr sagen, dass sie jetzt gern allein sein wollte. Aber plötzlich waren Fabiennes Lippen so nah vor ihr, dass sie kein Wort mehr sagen konnte.
»Hab keine Angst«, sagten Fabiennes Augen noch, bevor sie ihre Lippen langsam auf Nicoles Mund legte. Diese sanfte Berührung ließ Nicole innerlich erschauern. Sie öffnete die Lippen ein wenig und wartete darauf, dass Fabiennes Kuss intensiver wurde. Aber sie löste sich von Nicoles Lippen und ging mit dem Kopf etwas nach hinten.
Offensichtlich hatte sie Angst, zu weit gegangen zu sein.
Nicole legte ihr die Hand in den Nacken und zog sie langsam wieder näher zu sich. Dann küssten sie sich erneut. Erst wieder ebenso sanft und ängstlich wie beim ersten Kuss, aber mit der Zeit wurden die Küsse immer leidenschaftlicher. Fabienne legte ihre Hände auf Nicoles Rücken und presste sich dabei an sie. Sie ließ ihren Mund über Nicoles Gesicht wandern, saugte sich an ihrem Hals fest und ließ dabei ihre Hände unter Nicoles Pullover wandern. Ihr wurde ganz heiß von den leidenschaftlichen Küssen. Sie spürte die Hitze in ihrem Unterleib und konnte sich kaum mehr beherrschen. Nicole wollte sie auch, das konnte sie spüren. Sie küßte Nicole leicht aufs Ohr und strich gleichzeitig mit den Händen über ihre Brüste.
»Fabienne . . . nein . . . bitte!« Nicoles Stimmung hatte sich von einer Sekunde zur nächsten gewandelt.
»Aber ich dachte, du wolltest auch . . . habe ich dir weh getan? Oder habe ich etwas falsch verstanden?« Fabienne war sichtlich verstört.
»Nein«, war alles, was Nicole antworten konnte.
Aber als sie Fabiennes hilflosen Blick sah, fügte sie noch hinzu: »Ich kann einfach nicht mit dir schlafen.«
Dabei sprang sie auf und stellte sich mit dem Rücken zu Fabienne ans Fenster.
»Bitte geh jetzt«, sagte sie schließlich noch, ohne sich dabei umzudrehen. Sie wollte nicht, dass Fabienne ihre Tränen sah.
Fabienne saß wie vor den Kopf gestoßen da. »Sagst du mir wenigstens, wieso du nicht mit mir schlafen kannst?« wollte sie wissen. Sie wartete einen Augenblick, bekam
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