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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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glauben, was ich gerade getan habe!«
    »Annette? Ist dir bewusst, wie spät es ist?« kam die verschlafene Antwort.
    »Oh!« Schuldbewusst blickte ich auf die Uhr am Videorekorder. Kurz vor halb eins. »Ich schätze, dann melde ich mich einfach morgen früh noch mal bei dir.«
    »Unsinn«, wehrte Billy ab. »Nun bin ich schon wach. Was gibt es denn so Wichtiges, dass du darüber sogar die Zeit vergisst?«
    Ich atmete tief durch, versuchte, meine Gedanken zu sortieren. »Hast du jemals etwas ziemlich Verrücktes, Spontanes und Abenteuerliches getan, das total untypisch für dich war, und konntest kurz darauf nicht fassen, was du da angestellt hast?«
    »Annette, du bist eine meiner liebsten und besten Freundinnen, aber wenn du weiterhin in Rätseln sprichst, dann schicke ich Klaus zu dir rüber und lasse dich von ihm erwürgen!«
    Diese Vorstellung brachte mich zum Schmunzeln, denn Klaus hatte vor allen Dingen Angst, vor denen man nur Angst haben konnte. Einschließlich Lesben. »Lass deinen Mann lieber schlafen«, antwortete ich amüsiert. Doch dann konzentrierte ich mich wieder auf das eigentliche Thema. »Du weißt doch, dass ich im Internet gern auf Lesbenseiten surfe und dort Annoncen aller Art lese?« fragte ich Billy.
    »Ja, und ich weiß auch, dass du nie auf eine Anzeige antwortest und meine Kupplungsversuche ignorierst«, kam die prompte Antwort.
    »Heute war da diese Anzeige von Olivia aus München«, fuhr ich unbeirrt fort. »Sie fliegt in ein paar Monaten nach Amerika und sucht dafür noch eine Begleiterin.«
    Gebannt wartete ich auf Billys Reaktion.
    »Du hast ihr geschrieben? Das ist ja toll! Ich meine, ist es nicht perfekt für dich? Du willst schon so lange mal wieder nach Amerika, hast aber allein keine Lust dazu. Was ich ja auch irgendwie verstehen kann. Und wer weiß, vielleicht hast du mit dieser Olivia ja noch mehr Gemeinsamkeiten«, fügte sie aufgeregt hinzu.
    »Moment mal«, unterbrach ich Billys Begeisterung. »Ich habe auf ihre Anzeige geantwortet, nicht mehr und nicht weniger! Vielleicht antwortet sie nie, oder sie entscheidet sich für eine andere, oder sie hat eine nervige Piepsstimme, die ich mir nicht wochenlang antun möchte . . .«
    »Okay, okay!« Diesmal war Billy diejenige, die mich unterbrach. »Und warum genau hast du mich jetzt angerufen?«
    Ich fühlte mich ertappt.
    »Du möchtest nicht, dass sie eine Piepsstimme hat oder sich nicht bei dir meldet«, beantwortete Billy ihre Frage indirekt selbst. »Du willst mit dieser Olivia nach Amerika fliegen. Du willst Spaß haben, endlich mal wieder aus dem Alltag ausbrechen, Abenteuerluft schnuppern, und du bist es leid, die große Liebe immer nur in deinen Träumen zu finden.«
    »Sehr beeindruckend«, gab ich zu.
    »Ich bin noch nicht fertig!« Diese psychologische Analyse war nun wohl die Strafe dafür, dass ich meine Freundin mitten in der Nacht aus dem Bett gejagt hatte. »Denn das Problem an der Sache ist, dass du nun Angst vor deiner eigenen Courage bekommen hast. Ein Teil von dir will gehen, der andere Teil hält dich zurück. Und hier komme ich ins Spiel. Du erwartest, dass ich dir diese Entscheidung abnehme.«
    »Wow, das ist wirklich beängstigend.« Ich war sprachlos. Nach all den Jahren unserer Freundschaft sollte ich mich langsam daran gewöhnt haben, wie gut Billy mich kannte und wie begabt sie darin war, mein Innenleben nach ein paar wenigen Minuten auf den Punkt zu bringen. Mir war nicht wirklich klar, warum ich Billy angerufen hatte, doch nun, da sie es aussprach, musste ich ihr Recht geben. Ich wollte, dass sie mir die Entscheidung abnahm und das Ganze mit stichfesten Argumenten belegte.
    »Was rätst du mir also?« fragte ich schüchtern.
    »Wenn sie sich meldet und ihr euch versteht, dann fahr mit ihr. Es wir dir guttun, mal was Verrücktes zu unternehmen.«
    »Okay, ich werde darüber nachdenken.«
    »Ach, und weißt du, was das Beste an der ganzen Sache wäre? Du müsstest dir dort nicht einmal über den Zeitunterschied Gedanken machen. Ich bin es ja jetzt gewohnt, mitten in der Nacht mit dir zu telefonieren. Du kannst mich also jederzeit anrufen.«
    »Sehr witzig«, brummte ich gespielt böse in den Hörer. »Danke fürs Zuhören.«
    Erleichtert legte ich das Telefon beiseite. Mit dem guten Gefühl, etwas sehr Mutiges getan zu haben, schlief ich kurz darauf zufrieden ein.
    Leider musste dieses gute Gefühl am nächsten Morgen wieder der Angst weichen.
    »Warum tu’ ich mir so was an? Mein Leben ist doch

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