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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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Stuhls. Wie in aller Welt konnte sie sich sicher sein, dass sie ein paar Wochen mit mir zusammen verreisen möchte? Ich hatte kaum gesprochen, war irgendwann nicht mehr fähig gewesen, höflich zu nicken und zu lächeln, sondern rührte abwesend in meinem Kaffee herum.
    »Meinst du nicht, dass wir uns noch einmal treffen sollten, um uns da ganz sicher zu sein?«
    Ich musste zugeben, dass sie mir mit ihren Urlaubsberichten den Mund wässrig gemacht hatte. Plötzlich erschien es mir gar nicht mehr so anstrengend, mit dieser energiegeladenen Quasselstrippe ein Zimmer zu teilen oder jeden Morgen darauf zu warten, dass sie ihr stundenlanges Make-up-Auflegen beendet hatte. Ich würde das alles mit Würde ertragen, denn der Urlaub, den sie sich vorstellte, lag genau auf meiner Wellenlänge. Aber woher nahm sie die Gewissheit, dass ich ihr nicht auf die Nerven gehen würde?
    Jetzt lehnte sie sich mit einem siegessicheren Lächeln in ihrem Stuhl zurück. »Denkst du, ich weiß nicht, wie anstrengend ich sein kann?« fragte sie. Ich warf ihr einen unsicheren Blick über den Tisch zu. Worauf wollte sie hinaus? »Du hast die Fähigkeit, dich davon nicht überrollen zu lassen«, klärte sie mich auf. »Ich bin nicht immer so aufgekratzt. Aber wenn ich es bin, dann ist es gut zu wissen, dass ich mit jemandem unterwegs bin, der sich geistig absetzen kann. Wenn dich mein Geplapper nervt, dann stelle ich dir einfach eine Tasse Kaffee hin, in der du stundenlang umrühren kannst. Das ist doch viel besser als jemand, der ebenso aufgedreht wie ich selbst durch die Gegend läuft. Ich bin überzeugt, wir zwei könnten ein paar Wochen miteinander klarkommen, ohne uns die Köpfe einzuschlagen.«
    Ihre Logik hatte durchaus etwas Bestechendes. Aber dennoch fühlte ich mich etwas überrumpelt. »Du musst nicht sofort antworten«, beruhigte sie mich, als sie mein Zögern bemerkte. »Ich gebe dir meine Telefonnummer, und du rufst mich im Laufe der nächsten Woche an. Dann haben wir immer noch Zeit, uns den genauen Termin, eine Reiseroute und solche Dinge zu planen. Okay?«
    »Klingt vernünftig.« Ich war wirklich froh, dass ich die eine oder andere Nacht darüber schlafen konnte. Und in Gedanken gab ich ihr einen Pluspunkt für ihre Feinfühligkeit.
    Die nächsten Wochen stellten meine bisherigen Prinzipien komplett auf den Kopf. Ich stürzte mich mit wehenden Fahnen in ein Abenteuer mit einer Frau, die ich nur ein paarmal getroffen hatte, um den Flug zu buchen, Routen festzulegen und Reiseführer zu lesen. Billys Hoffnung, dass sich zwischen Olivia und mir mehr entwickeln könnte, musste ich allerdings nach jedem Treffen aufs Neue zunichte machen. Ich hatte mich zwar inzwischen an die anstrengende Art meiner Reisepartnerin gewöhnt, fand es zuweilen sogar lustig und interessant mit ihr, doch für mehr schien zwischen uns kein Platz zu sein.
    »Hast du dein Ticket?« fragte Billy mich zum wiederholten Mal. »Ja«, antwortete ich geduldig. »Und meinen Reisepass, mein Geld und alles andere auch.«
    Ich verbrachte meine letzte Nacht vor dem Abflug bei Billy, die mich am nächsten Tag zum Flughafen fahren würde, nachdem wir Olivia abgeholt hatten. Ich war nervös, aufgekratzt und ein klein wenig angespannt. Auch Billy schien das reinste Nervenbündel zu sein.
    »Was ist los?« wollte ich von meiner Freundin wissen. »Ich fliege nicht zum ersten Mal in den Urlaub. Ich bin 33 Jahre alt und kann in der Regel ganz gut auf mich aufpassen. Sollte das aus irgendeinem Grund mal nicht gelingen, dann ist immer noch Olivia da.«
    »Ach Mensch, Annette, das weiß ich doch. Aber seitdem du . . . seitdem Katja dich verlassen hat, da fühle ich mich irgendwie für dich verantwortlich.«
    »Gibst du dir immer noch die Schuld daran, dass sie mit deiner Cousine nach Australien durchgebrannt ist?« fragte ich entsetzt. Diese Geschichte lag über zwei Jahre zurück, und selbst ich hatte deshalb keine schlaflosen Nächte mehr.
    »Na ja, ich habe die beiden miteinander bekannt gemacht, und . . .«
    ». . . und Katja und ich hatten vorher schon unsere Krise«, unterbrach ich Billy. »Weder bin ich dir böse noch trauere ich Katja hinterher. Ich bin manchmal einsam, aber nicht unglücklich. Und nun möchte ich mich auf diesen Urlaub freuen können, ohne das Gefühl zu haben, eine Glucke zurückzulassen«, lächelte ich Billy nun aufmunternd an.
    Erleichtert erwiderte sie mein Lächeln. »Und ich finde ja immer noch, dass du und Olivia ein schönes Paar abgeben

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