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Traeume doch einfach weiter

Traeume doch einfach weiter

Titel: Traeume doch einfach weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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einmal zwei Zentimeter gewann. Er hatte eine schlichte dunkle Jeans und
ein ausgewaschenes schwarzes Lacoste-Polo an, dessen Kragen er - anscheinend
absichtlich - hochgeklappt hatte. Serena hatte das Gefühl, ihn bereits zu
kennen, was irgendwie ja auch stimmte. Sie hatte ihn in zwei romantischen
Komödien eine süße Südstaatenschönheit bezirzen sehen, sie hatte ihn auf der
Flucht vor einem wahnsinnigen Mörder erlebt, der sich als sein verschollener
Zwillingsbruder entpuppt hatte und den er in einer Doppelrolle meisterhaft
selbst gespielt hatte; sie wusste sogar, wie er in einem hautengen
Ganzkörperanzug aussah, den er als stummes geheimnisvolles Wesen aus einer
anderen Welt getragen hatte, das zum Leben erweckt worden war, weil die Sonne
in einem bestimmten Winkel über einer alten Maya-Ruine gestanden hatte. Sie
kannte seine verführerische Baritonstimme aus unzähligen Talkshows und hatte
natürlich in diversen Les-Best-Unterwäsche-Anzeigen seine beeindruckende
Bauchmuskulatur bewundert. In Lebensgröße war er sogar noch umwerfender. Er
sah einfach göttlich aus, von seinem mit goldenen Bartstoppeln gesprenkelten
markanten Kinn bis hin zu den gebräunten schmalen Füßen.
    Thaddeus reichte
Serena die Hand und drückte sie fest. »Toll, dass ich dich endlich auch
kennenlerne, Serena.« Seine stahlblauen Augen blickten vielsagend in ihre
meerblauen - oder bildete sie sich das nur ein?
    »Geht mir
genauso«, hauchte sie.
    »Gut. Schön, dass
wir jetzt vollzählig sind«, sagte Ken und zündete sich die nächste Zigarette
an. Er blieb auf dem Fensterbrett sitzen und zog die Beine, die in latexartigen
königsblauen Radlerhosen steckten, an die Brust. »Deinen Text hast du ja hoffentlich
mitgebracht. Ach ja, Thaddeus, von jetzt an heißt sie Holly, nicht mehr
Serena.«
    Thaddeus ließ
sich auf das abgewetzte Ledersofa fallen und warf die darauf liegenden Kissen
achtlos auf den Boden. Er klopfte auf den Platz neben sich. »Setz dich doch,
Holly.«
    Serena zog ihr
Textbuch aus der Tasche und setzte sich auf das Sofa, wobei sie der Versuchung
widerstand, sich eng an ihren Filmpartner zu kuscheln.
    Das wäre aber
auch unprofessionell.
    Ken schloss die
Augen und atmete mit bebenden Nasenflügeln tief ein und aus. Er hob die Arme,
spreizte die Finger wie Insektenfühler, glitt von der Fensterbank und ging
langsam auf die Raummitte zu. Als er den Couchtisch anrempelte und ein Stapel
Drehbücher zu Boden fiel, riss er die Augen so weit auf, dass sie aus den
Höhlen zu quellen schienen. Im nächsten Moment sprang er elastisch wie ein
Frosch auf den Tisch, kauerte sich auf die äußerste Kante und beugte sich zu
seinen beiden Hauptdarstellern vor. »Wir fangen mit der Szene an, die der
Höhepunkt unseres Films ist«, zischte er. »Dem emotionalen Herz des Films. Das
muss sitzen, bevor wir zu den anderen Szenen übergehen. Die ganze Spannung
baut sich zu diesem Moment hinauf.«
    Ken kam Serena so
nahe, dass sie seinen fauligen Zigarettenatem riechen konnte. Sie hielt sich
ihr Textbuch als Schutz vors Gesicht und begann, darin zu blättern. Sie war
davon ausgegangen, dass sie mit der ersten Szene anfangen würden, deren Text
sie vorsorglich gelernt hatte. Mit dem restlichen Drehbuch hatte sie sich noch
nicht besonders eingehend beschäftigt.
    »Lest die Szene
erst kurz durch und bewegt euch, findet euren Platz im Raum, und dann bringen
wir den Kahn auf Kurs, okay? Vanessa wird filmen, aber keine Angst, das ist
bloß zu Übungszwecken, damit ihr euch hinterher überprüfen könnt. Wie klingt
das für euch?«, fragte Ken, der immer noch wie ein dämonischer gotischer Wasserspeier
auf dem Tisch hockte.
    »In Ordnung. Lass
uns gleich loslegen.« Thaddeus warf sein Textbuch neben sich.
    »Ich bin auch
gleich so weit«, verkündete Vanessa, während sie ihre Handkamera an einen
Laptop anschloss.
    »Was ist mit
Holly?«, fragte Ken. Er stützte das Kinn so auf die Hand, dass der Zeigefinger
in einem seiner Nasenlöcher verschwand.
    »Ich bin so weit,
wenn ihr es seid«, murmelte Serena und hielt den Blick verzweifelt auf den Text
gerichtet. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Sie konnte keinen einzigen Satz
auswendig. Sie holte tief Luft und stand auf.
    »Liebling, du
hilfst mir jedes Mal aus der Klemme. Wie soll ich das nur jemals
wiedergutmachen?«, sagte sie und wedelte dabei langsam mit der rechten Hand.
Sie hatte das Gefühl, dass das eine sehr sexy Geste war, die ihrer Rolle mehr
Ausdruck verlieh.
    »Du musst es
nicht

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