Traeume doch einfach weiter
Bewerbungsgespräch mit ihr geführt hatte, wäre
sie um ein Haar im Bett gelandet. Das Risiko, dass etwas Ähnliches mit Bailey
Winter passieren könnte, war zum Glück nicht groß. Er war zwar nicht direkt
hässlich, aber Blair war definitiv nicht sein Typ.
Ähem. Es sei
denn, sie änderte ihren Namen in Mr Blair.
Sie drehte sich
um und begutachtete sich von hinten. Es war zwar ziemlich einfach gewesen, den
Termin für das Gespräch zu bekommen - ein kurzer Anruf von Eleanor Rose hatte
genügt aber es war ihre große Chance, und die wollte sie sich auf keinen Fall
vermasseln.
Sollte Serena
ruhig Hollywoodstar werden, sie würde dafür in der Modewelt Karriere machen.
Sie kannte alle wichtigen Designer, Boutiquen und Zeitschriften und verstand
wirklich etwas von Mode und Stil. Eines Tages - und zwar schon sehr bald -
würde sie eine weltberühmte Muse sein. Sie würde bei jeder Bailey-Winter-Show
in der ersten Reihe sitzen, er würde ein Parfüm nach ihr benennen und sie
würde das Gesicht jeder seiner Werbekampagnen sein. Sie stellte sich ihre
Beziehung ähnlich vor wie die zwischen Audrey Hepburn und dem Modehaus Given-
chy - der Stoff, aus dem Legenden gewebt sind. Sollte Serena doch Audrey
Hepburn spielen, Blair würde Audrey Hepburn sein.
Aber gibt es
nicht schon ein Parfüm, das nach Serena benannt ist? Oops.
Das glockenhelle
Bimmeln des Vertu-Handys in Aarons Zimmer riss Blair aus ihrem Tagtraum. Sie
war jetzt seit achtundvierzig Stunden wieder in New York, und bisher hatte
niemand sie angerufen, weder auf ihrem englischen Handy, dessen Nummer nur Lord
Marcus kannte, noch auf ihrem alten, auf dem sie für die übrige Welt erreichbar
war. Sie stellte sich vor, im Exil zu leben, und hatte nicht vor, wieder unter
Menschen zu gehen, bis sie nicht einen triftigen Grund für ihre Rückkehr
anführen konnte - zum Beispiel, dass sie London auf Bailey Winters dringenden
Wunsch verlassen habe. Auf gar keinen Fall sollte irgendjemand auf die Idee
kommen, sie wäre abgereist, weil Lord Marcus lieber seine pferdegesichtige
Cousine anhimmelte, als sich mit Blair im Hotelbett zu wälzen.
Keine Sorge. Wir
haben unsere Mittel und Wege, um die Wahrheit herauszufinden.
Blair rannte in
Aarons Zimmer und griff nach dem Handy, das auf dem Schreibtisch lag. Auf dem
Display blinkte der Name »Marcus« auf. Oh, der Lord höchstpersönlich.
»Was ist?«,
fragte sie barsch.
»Blair, Darling,
was ist passiert? Ich versuche schon die ganze Zeit, dich zu erreichen, um mit
dir zu reden.«
»Ich wüsste
nicht, was wir beiden noch zu bereden hätten«, erwiderte Blair frostig. »Du
hattest mehr als genug Zeit, mit mir zu reden, als wir uns noch auf demselben
Kontinent befanden.«
»Du bist wieder
in New York?«, fragte Lord Marcus überrascht. »Ich dachte, du hättest
vielleicht bloß das Hotel gewechselt oder wärst in Paris bei deinem Vater. Ich
habe mir solche Sorgen gemacht.«
»Das glaub ich
dir sofort«, sagte Blair sarkastisch und ging wieder in Yales Zimmer zurück.
»Das hat aber
doch nichts mit Camilla zu tun, oder? Du musst wissen, wir sind Cousin und
Cousine zweiten Grades, weshalb es natürlich...«
»Natürlich
was?«, fragte Blair und sah in dem großen Spiegel zu, wie ihr Gesicht langsam
rot anlief. »Weißt du was? Ehrlich gesagt will ich es gar nicht wissen. Wenn du
>Wälsungenblut< nachspielen willst, ist das deine Sache.
Außerdem bin ich
eine viel gefragte Frau. Ich bin jetzt nämlich Muse.«
»Schmusen willst
du mit mir, Darling? Dann bist du mir also nicht böse?« Lord Marcus klang
überglücklich. »Camilla erkundigt sich auch schon dauernd nach dir. Sie wird so
erleichtert sein.«
»Toll. Richte
ihr liebe Grüße aus. Adieu«, sagte Blair. Sie drückte Marcus weg und nahm den
Akku aus dem Handy. Nachdem sie sorgfältig überprüft hatte, ob sich nicht irgendwelche
kleinen Teile davon lösten, legte sie es Yale in den Stubenwagen.
Man ist nie zu
jung für sein erstes Handy.
Anschließend
warf sie einen Blick auf ihre Chanel-Armbanduhr. Sie wurde bald bei Bailey
Winter erwartet und wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Eilig ging sie durch
den langen Flur in die Küche, wo ihre Mutter inmitten dem modernen kühlen Weiß
vor der marmornen Kochinsel stand und seelenruhig ein Sandwich mit
Enten-Rillette aß, obwohl sie gleich losmussten. Ihr gegenüber saßen Blairs
jüngerer Bruder Tyler und seine Freundin Jasmine auf Barhockern und tranken
Cola.
»Hey, cool, dass
wir uns mal wieder sehen!«, rief
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