Traeume doch einfach weiter
Jasmine und strahlte sie voller Bewunderung
an.
Jasmine war
Blairs persönliche Stalkerin. Blair hatte sie das erste Mal auf ihrer
Schulabschlussparty im Yale Club gesehen, wo sie mit Tyler aufgetaucht war und
exakt das gleiche weiße Kostüm von Oscar de la Renta getragen hatte wie sie.
Sie hatte glänzende, fast schwarze Haare und war wahrscheinlich der nervigste
Mensch auf diesem Planeten.
Blair würdigte
Jasmine keines Blickes. »Mom«, sagte sie streng. »Leg das Sandwich hin. Wir
müssen gehen.«
»Beruhige dich.«
Ihre Mutter wischte imaginäre Krümel von der Marmorplatte. »Wir haben doch
Zeit. Außerdem kaufe ich seit Jahren bei Bailey Winter ein. Der Mann kommt
grundsätzlich zehn Minuten zu spät. Das weiß jeder.« Sie biss herzhaft in ihr
Sandwich.
»Bailey
Winter?«, rief Jasmine begeistert. In diesem Moment sah sie die Schuhe, die
Blair anhatte. »Die sind von Bailey Winter! Ich hab die gleichen in Schwarz.
Ich hätte sie mir auch in Elfenbeinweiß holen sollen.«
Blair funkelte
sie hasserfüllt an.
»Du, Blair?«,
fragte Tyler, der sich Musik auf seinen iPod lud und gleichzeitig SMSe
verschickte. Seine Augen huschten zwischen den Displays hin und her.
»Was ist?« Sie
hackte mit den Absätzen ihrer Stilettos einen ungeduldigen Rhythmus auf den
Boden. Konnten sie vielleicht endlich mal fahren?
»Hast du mir aus
London echt nichts mitgebracht?«
»Tut mir leid«,
seufzte sie. »Ich musste ziemlich überstürzt abreisen.«
»Um dir selbst
ein paar Sachen zu kaufen, hat die Zeit allerdings gereicht«, sagte Eleanor und
warf sich eine Picholine-Olive in den Mund.
»Ich heiße
übrigens Jasmine.« Tylers Freundin rutschte vom Barhocker und hielt Blair die
Hand hin. »Ich weiß natürlich, dass du Blair heißt. Wir haben uns schon mal gesehen,
aber das war auf deiner Schulabschlussparty, vielleicht kannst du dich nicht
mehr erinnern.«
Als hätte Blair
die kleine Nachmacherin vergessen können.
Irgendetwas an
dieser dreizehnjährigen Göre mit den geschliffenen Manieren machte sie
misstrauisch. Außerdem fand sie es höchst verdächtig, dass Tyler plötzlich
eine Freundin hatte - er hatte sich bisher nie auch nur im Geringsten für
Mädchen interessiert und sich lieber mit seinem PC, seiner Shisha und seiner
Vinyl-Sammlung beschäftigt.
»Lass uns
fahren, Mom«, drängelte Blair. »Ich will echt nicht zu spät kommen. Sonst kann
ich doch keinen guten Eindruck machen.«
»Ach Schatz.«
Eleanor seufzte und ließ das angebissene Sandwich auf der Theke liegen, damit
Myrtle es wegräumen konnte. »Na gut. Ich bin ja froh, dass du die Sache so
ernst nimmst.«
»Fahren Sie etwa
zu Bailey Winter?«, fragte Jasmine.
Tja, das hätte
die kleine Hexe wohl gern gewusst.
»Er hat mir
einen Job angeboten«, informierte Blair sie kühl.
»Ich finde die
Klamotten von ihm so cool«, schwärmte Jasmine. »Natürlich darf ich mir nur
Sachen von Bailey by Bailey Winter kaufen - meine Mutter sagt, ich bin noch zu
jung und muss warten, bis ich auf die Highschool komme, bevor ich die richtig
edlen Teile anziehen darf, aber das finde ich auch ganz vernünftig so. Ich
meine, ich muss in der Schule ja sowieso Uniform tragen, deshalb...«
»Ja, ja, sehr
interessant«, schnitt Blair ihr das Wort ab. Hatte sie dieses Kleinkind etwa
nach seiner Lebensgeschichte gefragt? »Ich geh schon mal runter zum Pförtner,
damit er uns ein Taxi ruft. Mom, bitte sei in fünf Minuten fertig, sonst fahre
ich ohne dich.«
Blair fuhr
alleine in die Eingangshalle hinunter und stellte sich vor das Haus, wo sie in
hastigen Zügen eine Zigarette rauchte und immer wieder auf ihre Uhr schaute.
Nach exakt fünf Minuten kam Eleanor in einem grapefruitfarbenen Hemdkleid von
Bailey Winter und beigen Todd's in die Halle geschwebt. Aber sie war nicht
allein. Jasmine trippelte ihr hinterher wie eine Dreijährige, die zum ersten
Mal in die Oper darf, um den »Nussknacker« zu sehen. Blair blieb gelassen. In
ihrem Kopfkino hatte sich bereits der Vorhang gehoben und der Film war
angelaufen: die junge Muse auf dem Weg zu dem genialen
Couturier. Nicht
einmal Jasmine konnte ihr diese Szene verderben.
Als sie Bailey
Winters Jugendstilvilla auf der Park Avenue erreichten, stieg Blair als Erste
aus dem Wagen. Ihre Mutter und Jasmine folgten ihr wie Zofen in gebührendem Abstand.
Wenn ihr kleiner Film geschnitten würde, konnte sie die beiden Statisten leicht
entfernen.
Die Tür wurde
ihnen von einem waschechten britischen Butler geöffnet, der einen
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