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Traeume doch einfach weiter

Traeume doch einfach weiter

Titel: Traeume doch einfach weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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enttäuscht er vor ein paar
Tagen gewesen war, dass sie wegen der Dreharbeiten nicht viel Zeit für ihn
haben würde. Und jetzt tat er so, als seien sie WG-Mitbewohner, die eigentlich
nichts miteinander zu tun hatten.
    »Kein Grund,
fies zu werden.« Dan klopfte mit seinem Löffel gegen seinen Becher, auf dem
»Beat Poets do it on the Road« stand. »Vorurteile sind nichts als
materialisierte negative Energie.«
    »Wie bitte?«,
fragte Vanessa schrill. »Kannst du das noch mal wiederholen?«
    »Ich hab nicht
erwartet, dass du das verstehst.« Er trank einen Schluck Tee, obwohl der immer
noch siedend heiß war. »Das ist einer der Grundpfeiler der Philosophie des
Yogis.«
    »Hä? Der einzige
Yogi, den ich kenne, ist ein Comic- Bär, der Picknickkörbe klaut. Keine Ahnung,
wie du auf diesen Hippiescheiß kommst, aber der Dan Humphrey, den ich mal
gekannt und geliebt und ziemlich scharf gefunden hab, würde denken, dass du
sie nicht mehr alle hast.«
    »Tja, und die
Vanessa Abrams, die ich mal gekannt und geliebt hab, würde lieber sterben, als
ihre Seele an Hollywood zu verkaufen«, gab Dan wütend zurück. Er hatte den
Teil mit dem »scharf finden« absichtlich weggelassen, weil er im Moment ja
jemand anderen scharf fand.
    »Entschuldige
mal.« Vanessa knallte ihren Becher hin. Das war wirklich gemein. Dan wusste
genau, dass Ruby sie auf die Straße gesetzt hatte und dass sie das Geld
dringend brauchte. Außerdem hätte er ruhig auch ein bisschen stolz auf sie sein
können, weil sie in ihrem Alter schon an einem Spielfilm mitarbeitete.
»Wenigstens muss man für meinen Job ein bisschen mehr können, als staubige alte
Schinken nach Autorennamen zu ordnen.«
    Dan schloss die
Augen, ließ die Nasenflügel beben und atmete laut ein, wie er es gestern im
Yogakurs gelernt hatte. Das Gute einatmen, das Schlechte ausatmen. »Ich hatte
mir ausgemalt, wie schön es wär, mit dir zusammen- zuwohnen, aber ich glaub, du
hast dich verändert.«
    Vanessa nahm
ihren dampfenden Becher wieder in die Hand und seufzte hinein. Der Tee
schmeckte wie eine Mischung aus Zahnpasta und Wiek VapoRub. »Du bist derjenige,
der sich verändert hat«, sagte sie bitter. »Vielleicht sollte ich abhauen, dann
hast du deine Ruhe.« Sie pustete auf den Tee.
    »Oh Mann,
bitte!«, antwortete Dan wütend. »Du wolltest, dass
ich dich in Ruhe lasse, nicht umgekehrt. Ich war derjenige,
der sich darauf gefreut hat, dass wir den Sommer zusammen verbringen. Du
wolltest doch bloß arbeiten.«
    »Okay, dann
sieht's ja so aus, als würden wir beide kriegen, was wir wollten.« Vanessa
trank noch einen Schluck von dem Tee, bevor sie den Becher endgültig zwischen
alten Zeitungen und verklebten Töpfen auf die Theke knallte. Dann stampfte sie
aus der Küche und aus der Wohnung, um sich in dem versifften Deli auf dem
Broadway eine vernünftige Tasse Kaffee zu holen.
    Dan fuhr sich
mit den Händen durch seine strähnigen hellbraunen Haare. Er fühlte sich
ziemlich down, aber nicht auf die Art, wie es der »Meltdown«-Tee versprochen
hatte.
    Er zog eine
Packung Camel aus der Tasche seiner verblichenen schwarzen Cordhose und
zündete sich eine Zigarette am Gasherd an.
    Hm. Ob das der
Yogi gutheißen würde?

 
    imitation ist die
höchste form der bewunderung
     
    Blair schlüpfte
in ihre elfenbeinweißen Kalbsleder-Stilettos von Winter by Bailey Winter, die
sie sich eigens zugelegt hatte, um ihrem Outfit für das Bewerbungsgespräch den
letzten Schliff zu geben. Vielleicht waren sie einen Hauch zu elegant, aber sie
musste etwas anhaben, das der Meister persönlich entworfen hatte. Es wäre natürlich
geschmacklos gewesen, wenn sie sich von Kopf bis Fuß in Bailey Winter
gekleidet hätte, aber mit den Schuhen gab sie ihm diskret zu verstehen, dass
sie sein Genie anerkannte, ohne sich als verzweifeltes Modegroupie zu outen.
    Blair stand in
Yales Babyzimmer - dem Zimmer, das früher einmal ihr eigenes gewesen war - und
bewunderte sich in dem großen Spiegel an der Tür des Wandschranks. Das Licht
war hier viel besser als in Aarons düsterem Zimmer, wo der Gestank seiner
widerlichen Kräuterzigaretten für alle Zeiten an den Tapeten haftete. Sie
nickte ihrem Spiegelbild zufrieden zu. Obwohl sie nach außen hin selbst-
bewusst wirkte, war sie ziemlich nervös. Bisher hatte sie bei Bewerbungen kein
besonders glückliches Händchen bewiesen - bei ihrem Bewerbungsgespräch in Yale
hatte sie den Dozenten geküsst, und mit dem wesentlich älteren
Yale-Absolventen, der das zweite

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