Traeume ernten
schlieÃen schlecht, es ist leicht, sie aufzudrücken. Ich warte noch ein wenig, dann renne ich nach drauÃen und schlieÃe die Fensterläden mit einem lauten Knall. Noch lange starre ich oben aus dem Fenster, bevor ich auch dort alles verschlieÃe.
Die Nacht ist hier so viel schwärzer als in der Stadt.
Am nächsten Morgen um zehn parkt Bruno den alten Traktor von Renault mit einer schwungvollen Bewegung auf dem Kies. Es hat nicht lange gedauert, bis er sich an das neue verlockende Ritual gewöhnt hatte. Beim ersten Mal hatte ihn die Einladung, mit uns einen Kaffee zu trinken, noch überrascht, beim zweiten Mal schon weniger, danach kam er jeden Morgen zum Haus, so als wäre es nie anders gewesen. Für mich als Niederländerin ist das nichts Besonderes, jeder in unserem Viertel bietet der Putzfrau oder dem Handwerker einen Kaffee an. Und ganz bestimmt ist das in Paris nicht anders, aber wir sind hier auf dem Land.
»Les patrons dâici te traitent comme de la merde« , sagt Bruno auf seine charmante Art, während er nacheinander vier Stück Würfelzucker in seine Tasse fallen lässt. »Un idiot, un petit con« , sei er für Madame Ros gewesen. In der brennenden Sonne musste er die Weinstöcke mit der Heckenschere schneiden, stundenlang Steine schleppen. Nie gab es ein freundliches Wort. Nur geschlagen wurde er glücklicherweise nicht. »Onkel Toms Hütte« und »Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern« kommen mir in den Sinn. Gott sei Dank, jetzt ist Bruno hier bei uns, bei den netten Niederländern.
Die dunklen Augen in seinem dicken runden Kopf leuchten auf, als er meinem Bericht über den vergangenen Abend lauscht. »Sie hatten also Angst?«, fragt er mit kaum verborgener Begeisterung. »Sie denken, die Fenster sind nicht sicher? Hm, mieux vérifier tout ça. «
Schwerfällig erhebt er sich und rüttelt ein wenig an den verwitterten Holzrahmen, erst von innen, dann geht er nach drauÃen und drückt dagegen. Das hohe Fenster an der Vorderseite gibt fast sofort nach. »Oh, là , là !« , sagt er, » Câest tout pourri. Jeder kann hier einfach so rein. Sehr gefährlich. Unglaublich, dass Adrien Sie so alleine lässt.«
Kurz habe ich ein ungutes Gefühl. Muss ich diese Kritik an Aad akzeptieren? Aber gleichzeitig bin ich froh, dass ich Unterstützung habe. Also speichere ich Brunos Privatnummer im Haustelefon. »Zögern Sie nicht, mich bei der geringsten Gefahr anzurufen«, sagt er, »ich bin in fünf Minuten hier â mit meiner Flinte.«
Zweimal in der Woche bringe ich Laartje zu einem Babysitter ins Dorf und fahre nach Pézenas, zu einem Französischkurs. Von meinem Auto aus betrachte ich neidisch die gut besuchten StraÃencafés in der kleinen Stadt, die 40 Minuten von unserem Weingut entfernt liegt. Ich sehe all die sympathischen Menschen, die dort sitzen und sich angeregt unterhalten â warum gibt es das in Murviel nicht? Die schmalen mittelalterlichen SträÃchen sind denen in unserem Dorf sehr ähnlich, aber hier sieht man keine Fensterrahmen aus Kunststoff und hässliches Flickwerk, hier wurde alles sorgfältig restauriert â hinter den hölzernen Türen stehen keine auseinandergeschraubten Mopeds oder alte Traktoren, sondern kleine Restaurants und Kunstgalerien.
Ich stelle mein Auto auf dem zentralen Platz ab und gehe auf ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert zu. Ãber eine herrschaftliche, mit Reliefs geschmückte Treppe aus Naturstein begebe ich mich auf eine Galerie auf der ersten Etage. Dort öffne ich eine Tür und betrete einen kahlen Raum mit einer Systemdecke und Wänden in einem unbestimmten beigen Farbton, in dem einige dunkelhäutige Männer in sich zusammengesunken an kleinen Tischen sitzen. Einer von ihnen trägt einen weiÃen Kaftan. Scheu und ausweichend erwidern sie meinen GruÃ. Die einzige Frau im Raum ist sehr dick und verbirgt sich unter einem schwarzen Kopftuch.
Ich setze mich an einen Tisch am Fenster und warte dort, bis die Lehrerin hereinkommt. SchlieÃlich betritt sie den Raum, kräftig gebaut, jung und blond, ihre hellen Arme im weiÃen T-Shirt sind rot vom Sonnenbrand. Die dunkelhäutigen Männer erheben sich einer nach dem anderen und folgen der Frau zögernd in ihr Büro, wobei sie sich offensichtlich alles andere als wohl in ihrer Haut fühlen. In dem Büro nehmen sie
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