Traeume im Mondschein
Kopf bis Fuß. „Du siehst reizend aus, süße Julia. So rein und unschuldig.“
Paige errötete. Hätte es einen Weg gegeben, der Verachtung in seinen Augen zu entfliehen, sie wäre davongerannt. Aber so konnte sie nur die Schultern straffen und seinem Blick standhalten.
„Hat Alan dich geschickt?“
„Er weiß nicht, dass ich hier bin. Er weiß überhaupt nichts.
Bei meinem kleinen Bruder hast du ganze Arbeit geleistet.“
„Du hast es ihm nicht erzählt? Aber …“
„Alan würde mir nicht glauben, egal, was ich ihm erzählte. Seine unschuldige kleine Braut ein solches Miststück? Niemals“, antwortete Quinn barsch. „Gott weiß, dass ich es versucht habe. Ich war gestern noch mit ihm aus, als alle gegangen waren. Kaum wollte ich ihn über dich aufklären, lachte er und klopfte mir auf die Schultern. Er sagte, er hätte erwartet, dass ich ihm diese Hochzeit ausreden will. Und als ich ihm erklärte, du wärst nicht die Richtige für ihn, meinte er nur, ich sei eifersüchtig auf sein Glück.“ Sein Blick verdüsterte sich. Seine Stimme war fast nur noch ein Flüstern. „Du hast keine Ahnung, wie viel Anstrengung es mich gekostet hat, ihm nicht zu sagen, dass jeder sein ‚Glück‘ haben kann, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.“
Diese Beleidigung traf Paige mitten ins Herz. „Das ist nicht wahr. Das mit dir war anders …“
Spöttisch unterbrach er sie. „Vergiss nicht, ich war dabei. Du hast es mal ordentlich gebraucht, und ich war der richtige Mann dafür.“ Alle Farbe wich aus Paiges Gesicht. Quinn lachte. „Was ist denn, Süße? Ist dir das zu vulgär?“
„So kannst du nicht mit mir reden. Du …“
Er kam entschlossen auf sie zu, sodass sie einen Schritt zurückwich. Ihre Schultern berührten die Wand. Sie war gefangen.
„Wieso hast du ihm die ganze Zeit die Unschuldige vorgespielt? Aber das fiel dir sicher nicht schwer. Er erregt dich nicht, oder? Das hast du mir selbst gesagt.“
Paige spürte Tränen in sich aufsteigen. „Quinn, bitte. So war es nicht …“
Er zog sie fest an sich. „Habe ich dich erregt, Paige? Oder war es der Gedanke, dass ein Fremder dich nimmt?“
Einen langen Moment starrte er sie unerbittlich an, dann ließ er sie abrupt wieder los. „Du bist wirklich gut“, murmelte er. „Kein Wunder, dass Alan auf dich hereingefallen ist.“
„Ich habe Alan nie etwas vorgemacht. Ich habe ihm gesagt …“
„Ja, ich weiß, was du ihm erzählt hast.“ Quinn sah sie vernichtend an. „Du hast ihn wirklich schnell durchschaut. Du musstest dich zieren, mit deinen langen Wimpern klimpern und immer dann Nein sagen, wenn er dir zu nahe kam. So konntest du sicher sein, bald einen Heiratsantrag zu bekommen.“
„Nein, Quinn. Ich habe Alan gesagt, dass ich ihn nicht liebe.“
„Wie nett von dir“, bemerkte er bitter. „Mein kleiner Bruder wurde beinahe rot, als er mir erzählte, er würde dich in die Liebe einführen.“ Deutlich erkannte Paige den Hass in seinen Augen. „Ich wette, du könntest ein Buch über diese Art der Liebe schreiben“, knurrte er wütend. Dabei betonte er dieses Wort so, dass es anrüchig klang. „Alan muss ja ein Geschenk der Götter gewesen sein. Deine Chance auf einen reichen Ehemann und Sicherheit für deinen Vater. Zusammengeschnürt zu einem hübschen Paket.“
Ihr Blick fuhr zu ihm auf. „Wovon redest du? Was hat mein Vater damit zu tun?“
„Mir kannst du nichts vormachen, Süße. Ich weiß alles.“
„Und ich weiß nicht, was du meinst, Quinn. Mein Vater …“
„Ich muss schon zugeben“, unterbrach er sie, „deine Familie ist ganz schön clever. Alan hatte nie den Verdacht, dass er zum Narren gehalten wird.“ Quinn ließ sie los und durchquerte das Zimmer. „Herrgott noch mal! Er sagte sogar, wie dankbar er deinem Vater sei. Als ihr euch die ersten Male getroffen habt, hätte er einen Verbündeten gebraucht, da habe er sich an deinen Vater gehalten.“
„Mein Vater mag Alan.“
Quinn drehte sich auf dem Absatz um und blickte sie verächtlich an. „Lüg mich nicht an!“ Hörbar holte sie Luft, als er langsam wieder auf sie zukam. „Wessen Idee war es, Julia? Deine oder die deines Vaters?“
„Ich weiß nicht, was du meinst“, erwiderte sie verzweifelt.
„Ist auch unwichtig. Clever war es allemal. Dein Vater hat dich als Köder ausgeworfen, du hast die Unschuldige gespielt, und Alan verfing sich immer tiefer in eurem Netz.“ Plötzlich streckte Quinn die Hände aus und fasste Paige hart an der
Weitere Kostenlose Bücher