Träume jenseits des Meeres: Roman
schmale Kanus gesellten sich zu ihnen; sie wurden mit schnellen Paddelschlägen von lächelnden, beleibten Männern vorangetrieben, die außer Baströcken fast nichts trugen.
Feststimmung verbreitete sich auf dem kleinen Schiff, als man die Rufe der Matrosen vernahm, die wie Affen in die Takelage geklettert waren, um eine bessere Aussicht zu haben. Die Passagiere eilten an die Reling, riefen und winkten den Eingeborenen zu, die zurückwinkten. Jonathan sah mit offenem Mund, wie sie über das Fallreep an Deck stiegen, denn die Frauen waren barbusig und trugen ihre Nacktheit ohne Scham.
Er wurde rot bis an die Haarwurzeln, als eine dunkelhäutige Schönheit ihm eine Girlande aus exotischen Blumen um den Hals legte. Ihre Haut glitzerte noch vom Wasser, und die langen schwarzen Haare fielen ihr über die Taille bis an das winzige Baströckchen, das sich an ihre schlanken Hüften schmiegte. Mandeläugig lächelte sie zu ihm auf, die Augenwimpern mit Diamanten aus Wasser gesprenkelt, die goldenen Brüste strichen beinahe über seine Hemdbrust. »Danke«, stammelte er und wusste nicht, wohin er schauen sollte.
»Komm mit mir«, sagte sie und schenkte ihm ein scheues Lächeln. Sanft legte sie ihm die Hand auf den Arm.
»Das wirst du schön lassen, mein Junge«, polterte Josiah, löste die Hand des Mädchens mit festem Griff und zog Jonathan hinter sich her. »Das bringt mehr Ärger, als das Vergnügen es wert ist«, murmelte er vor sich hin.
»Aber sie ist schön«, hauchte Jonathan, unfähig, den Blick von ihr zu lösen. Sie drehte sich langsam um und lächelte ihn über die Schulter an.
»Das ist sie«, pflichtete sein Onkel ihm bei. »Aber wahrscheinlich hat sie Syphilis. Lass es sein, mein Junge, das rate ich dir!«
Jonathan wurde wieder rot. Er betrachtete den verlockenden Schwung ihrer Hüften in dem Bastrock und das Wogen ihrer herrlichen Brüste, während sie sich zwischen den Passagieren bewegte und schlau den forschenden, zupackenden Händen der Seeleute auswich. Es war lange her, seit er sich mit einem Mädchen vergnügt hatte, und er spürte das vertraute Ziehen in den Lenden. Eine so junge und schöne Frau hatte doch bestimmt keine Syphilis?
Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter, und sein Onkel lachte leise. »Wir sind weit weg von zu Hause, mein Junge. Ich sehe ein, dass ein junger Mann seine Bedürfnisse hat. Aber du tust gut daran, auf die Freuden dieser Insel zu verzichten, und seien sie noch so verführerisch, denn jedes Schiff wird hier gleichermaßen herzlich in Empfang genommen, und die Männer sind nur zu gern bereit, ihre Frauen und Töchter für ein Fass Rum zu verkaufen.«
Jonathan stand neben seinem Onkel und sah zu, wie die Männer und Frauen über die Schiffsseite strömten und ihre Blumen und Früchte feilboten. Die Sprache war unverständlich – eine Art Pidgin, laut und fröhlich wie das Schnattern der einheimischen Vögel. Die Männer hatten muskulöse Arme und geschmeidige, geölte Körper. Die meisten Frauen waren jung und begehrenswert; sie hatten langes schwarzes Haar und waren fast nackt – die Seeleute schoben und schubsten sich schon, um näher an sie heranzukommen.
»Cook kann seine Arbeit vergessen«, murmelte Josiah. »Die Mannschaft wird das Schiff vom Eisen befreien, noch ehe er es merkt.«
Jonathan riss sich vom Anblick der Mädchen los und schaute seinen Onkel an. »Warum sollten sie das tun?«
»Um sich eine Gunst zu erkaufen«, erwiderte er und scheuchte gleichzeitig ein prächtiges junges Mädchen mit honigfarbener Haut und bezaubernden schwarzen Augen beiseite, das ihm Kokosnüsse anbot. »Mit Nieten, Bolzen, Nägeln und Scharnieren kann man hier eine Frau kaufen. Wenn Cook nicht aufpasst, werden wir in dieselbe Notlage kommen wie Wallis vor zwei Jahren. Die Dolphin war so gut wie abgewrackt, und sie haben es fast nicht mehr nach Hause geschafft.«
Jonathan hörte, was sein Onkel sagte, doch es fiel ihm schwer, das Mädchen zu übersehen, das ihn anlächelte. Die langen Haare waren verlockend über ihre Brüste drapiert, so dass nur die dunklen Brustwarzen hervorlugten. Sie war eine exotische, sehr verführerische Schönheit – doch Josiah hatte Recht, sie passte nicht zu ihm. Er wand sich sanft, aber bestimmt aus ihrem Griff und sah ihr nach, in Gedanken bei Susan und den Versprechen, die sie sich gegeben hatten. Weit entfernt von der Heimat und dem Mädchen, das er von Herzen liebte, war er entschlossen, sie nicht zu betrügen.
Zehn Tage lang
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