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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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verfolgte Lianni ihn unablässig. Ihre Hartnäckigkeit zermürbte ihn, bis er an nichts anderes mehr denken konnte. Als er ihrem Zauber am Ende erlag, verabscheute er sich für seine Schwäche. Susan war seine große Liebe, doch Lianni hatte ihn so in ihren Bann gezogen, dass er dem nichts mehr entgegensetzen konnte.
    In den drei Monaten danach rang Jonathan mit seinem schlechten Gewissen, doch es war zu leicht, sich unter einem Vorwand von den anderen zu entfernen, um bei ihr zu sein. Daheim in London waren Liebschaften mit Heimlichtuerei verbunden gewesen – ein täppisches Gefummel, ein schneller Absturz mit Mädchen, die in diesen Dingen ebenso unerfahren waren wie er. In Tahiti aber war er weit entfernt von den Restriktionen und der Moral des georgianischen England; der Beischlaf gehörte zum Alltag, und man ging offen damit um. Es war ein freiwilliges Geschenk, und auch wenn Jonathan sich für seine Schwäche schuldig fühlte, Lianni sah keine Schande darin.
    Ihre Haut war weich wie Seide, parfümiert mit Ölen aus tropischen Blüten, die auf der Insel im Überfluss wuchsen. Ihre langen Haare strichen über seinen Bauch, als sie sich auf ihm bewegte, und ihr Schweiß vermischte sich mit seinem, sobald sich ihre Gliedmaßen mit rasendem Pulsschlag ineinander verschränkten. In den samtig weichen Nächten waren alle Gedanken an die Heimat und an Susan wie weggewischt. Hell standen die Sterne am schwarzen Himmel, und der in den Palmen seufzende Wind brachte alle möglichen Düfte mit. Und wenn er mit ihr an langen, schläfrigen Nachmittagen im Schatten der Bäume oder in der liebkosenden Wärme des türkisblauen Meeres lag, konnte er noch immer nicht glauben, dass dies kein Traum war.
    Er war nicht so naiv zu denken, er sei ihr erster Mann – oder der letzte. Auch war er nicht so blind vor Begierde, um nicht zu sehen, dass dieses Paradies und die Lebensweise dieser freundlichen, einfachen Menschen durch die Ankunft von Schiffen und Seeleuten, die hier ihre Wasservorräte auffüllten und ihre aufgestaute Lust befriedigten, übel in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Tahitianer wohnten in armseligen Strohhütten, die Lebenserwartung war gering, Krankheiten waren an der Tagesordnung. Trotz ihrer schönen Umgebung und des fischreichen Meeres ringsum lebte dieses Volk ebenso armselig wie die Bewohner der Slums von London.
    August 1769
    Die Endeavour sollte in zwei Tagen in See stechen, und Jonathan hatte die strikte Anweisung bekommen, am nächsten Morgen gegen elf an Bord zu sein. Da es ihre letzten gemeinsamen Stunden waren, führte Jonathan Lianni an den Wasserfall tief im Palmenwald, wo sie ungestört waren. Unter dem Baldachin der Bäume schliefen sie miteinander und schwammen im eiskalten Wasser des Felsenteichs, während Papageien und flinke Finken um sie herumschwirrten. Er war traurig, sie zurückzulassen und nie wiederzusehen, und hielt sie die ganze warme Nacht hindurch fest umschlungen.
    Im Morgengrauen liebten sie sich noch ein letztes Mal und badeten im Teich. Er setzte sich auf einen Felsen und trocknete sich mit dem Hemd ab. Sie stieg wie eine Meerjungfrau aus dem Wasser. Er verschlang sie förmlich mit den Blicken, als sie sich eine Blüte hinter das Ohr steckte und sich die Haare kämmte. Er brannte ihren Anblick in sein Gedächtnis ein, um sie nie zu vergessen.
    Lächelnd drehte sie sich zu ihm um. Er zog sie zu sich und strich ihr über das üppige schwarze Haar, das im Sonnenlicht bläulich schimmerte. »Ich will nicht fort«, murmelte er. »Du und dieser Ort haben mich verhext.«
    »Ich komm mit«, erwiderte sie. »So wie Tupaia. Der Priester. Cook will es.«
    Er nahm sie in die Arme und hielt sie fest. »Cook wird es nicht zulassen.« Er verstummte, denn er wusste, es war eine schlechte Ausrede, aber ihre gemeinsame Zeit war zu Ende. »Tupaia kommt nur mit, weil er für uns dolmetschen kann, wenn wir eure anderen schönen Inseln erkunden«, erklärte er.
    Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. »Du kommst wieder?«, flüsterte sie.
    Er küsste die glatte Stirn und die geschlossenen Augenlider mit den langen dunklen Wimpern. »Das weiß ich nicht.«
    Sie lag still in seinen Armen, und er fragte sich, was sie wohl dachte. Dann schlug sie die Augen auf und schaute ihn durchdringend an. »Du kommst nicht wieder«, sagte sie ruhig. »Männer auf Schiffen kehren nie zurück.«
    Jonathan wusste, dass sie Recht hatte. Er drückte sie an sich und wünschte, er könnte ihr mehr bieten, wusste jedoch,

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