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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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die Kinder den Schutz der Bäume. Doch sie blieben erschrocken stehen, als sich noch mehr Männer der Gruppe im Sand näherten. Anabarru beobachtete sie genau, jederzeit zur Flucht bereit; anscheinend jedoch führten sie nichts Böses im Schilde, denn sie kamen mit leeren Händen und lächelten. Sie drückte den Kleinen fest an sich und trat ein paar Schritte hinaus in die Sonne.
    Der Mann mit den dalkans kam näher; sie zögerte, fragte sich unsicher, was er beabsichtigte oder wie wild diese fremden Tiere waren. Ihre Angst verflog, als sie sich auf sein Kommando hinsetzten und mit possierlich glänzenden Augen und heraushängender Zunge in der Sonne hechelten.
    Die Kinder hielten es nicht länger aus; sie schwärmten aus dem Busch und bildeten einen aufgeregt schnatternden Ring um den Mann und seine Hunde. Anabarru rief warnend nach ihrer Tochter, als Birranulu die Hand ausstreckte und eins der Tiere am Kopf streichelte. Ihre Angst war zugleich voller Zorn, denn dem Kind war immer wieder gesagt worden, sich keinem unbekannten Hund zu nähern – obwohl es bei ihnen ständig junge Hunde und Welpen gab, konnten die ausgewachsenen Tiere gefährlich sein.
    Ihre Angst erwies sich als unbegründet, denn das Tier leckte die Hand des Kindes, und im Nu tobten die Kinder mit den Tieren spielend über den Strand. Anabarru hockte sich in den Sand und sah verwundert zu, wie sich ein paar Männer aus dem Kanu zu den Kindern gesellten, einen runden, roten Gegenstand mit den Füßen über den Sand traten und die kleinen Jungen zum Mitmachen aufforderten. Das alles war höchst seltsam, und sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte, denn es ähnelte einem corroboree  – allerdings keinem, an dem sie je teilgenommen hatte.
    Sie betrachtete den Kreis von Männern und sah, dass sie sich anlächelten. Man klatschte in die Hände; Tücher in leuchtenden Farben und Ketten aus hübschen bunten Steinen wurden zum Zeichen der Freundschaft im Sand ausgebreitet. Trotz der Verständigungsschwierigkeiten hatte es den Anschein, als wäre ein Friedenspakt geschlossen worden. Anabarru seufzte erleichtert auf. Sie hatte recht daran getan, den Felsbrocken loszuwerden; die bösen Geister darin waren nicht bei diesen Männern, sondern weit weg im Land des Lizard-Volkes, wo sie ihrem Stamm nichts anhaben konnten.

Sieben
    Waymbuurr, April-August 1770
    J
onathan stand außerhalb des Kreises und betrachtete die Gesichter der Einheimischen, während Cook und der Tahitianer versuchten, sich verständlich zu machen. Sie waren nun seit ein paar Tagen hier, und bisher lief die einzig mögliche Unterhaltung mit den Einheimischen über Grimassen, wilde Gesten und Mimik. Es war entmutigend, doch endlich schien ihre anfängliche Angst zerstreut und das Eis dadurch gebrochen, dass sich die Kinder offensichtlich über neue Spielgefährten freuten.
    Er fing den Blick des jungen Mannes auf, der anscheinend Anführer dieser kleinen Gruppe war, und grinste. Sie hatten sich in den vergangenen Tagen verstohlen gemustert, mehrfach ein Lächeln ausgetauscht und sich zugenickt.
    Der Einheimische erwiderte das Grinsen und hob die Schultern. Es hatte den Anschein, als wäre auch er des langen Geredes überdrüssig. Der Mann erhob sich – seine geschmeidige Gestalt zeichnete sich vor dem dunklen Hintergrund des Waldes ab –, schlug sich an die Brust und hob stolz das Kinn. »Watpipa.«
    Jonathan vermutete, dass es der Name des Mannes war, berührte seine Brust und erwiderte den Gruß, »Jon«, sagte er.
    Watpipa entblößte grinsend wunderschöne Zähne. »Jon.« Er lachte, brabbelte etwas Unverständliches und forderte Jonathan mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen.
    Nach einem kurzen Blick auf die anderen verließ Jonathan den Strand. Seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Darauf hatte er gewartet. Vielleicht würde er jetzt die Geheimnisse dieses faszinierenden Ortes und seiner Menschen kennenlernen.
    Watpipa legte ein ordentliches Tempo vor und wand sich zwischen den Bäumen hindurch; seine bloßen Füße waren unempfindlich gegen die spitzen Kiefernnadeln und messerscharfen Korallen, die den Waldboden bedeckten. Jonathan schwitzte bereits; als sie weiter in den Wald vordrangen, spürte er die ersten Stiche von Moskitos. Er schlug nach ihnen, wild entschlossen, vor diesem Mann keine Schwäche zu zeigen.
    Watpipa führte ihn an einen reißenden Fluss, hockte sich ans Ufer und schöpfte sich Wasser mit der Hand in den Mund. Er bedeutete Jonathan, es ihm

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