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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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gleichzutun. Nie hatte Wasser so gut geschmeckt. Sie hielten sich jedoch nicht lange auf, und als sie ihren Weg durch den Wald fortsetzten, pflückte Watpipa ein paar breite grüne Blätter von einem Busch und zeigte Jonathan, dass er sie zermahlen und den Saft auf die Haut reiben könne. Kurz darauf ließen die lästigen Moskitostiche nach, und Jonathan schritt flotter aus. Schließlich traten sie aus dem Schutz des Buschwerks hinaus in die glühende Hitze.
    Sie hatten weites Grasland erreicht, das sich bis an den Horizont erstreckte. Der Himmel war klar und unglaublich blau, das Gras gelb. Es raschelte und wogte in der seichten, warmen Brise wie ein riesiges Binnenmeer. Er wollte schon dazu etwas sagen, als der andere Mann ihm eine Hand auf den Arm legte und ihn grob zu Boden zog.
    Verblüfft und beunruhigt legte Jonathan sich neben ihn in das hohe Gras und folgte dem ausgestreckten Finger mit den Augen. Das Herz blieb ihm stehen. Noch nie hatte er ein so seltsames Geschöpf gesehen. Es hatte große Hinterbeine und winzige Vorderläufe, sein Fell war ockerfarben wie die Erde, und es war größer als ein Mann.
    »Känguru«, flüsterte Watpipa, der sich langsam zur Hocke aufrichtete und ein gebogenes Stück Holz aus seinem Grasgürtel zog. Er erstarrte und verengte die Augen zu Schlitzen. Unendlich behutsam näherte er sich dem unbekannten Geschöpf. Lautlos setzte er einen Fuß vor den anderen. Dann holte er aus. Die Waffe wirbelte durch die Luft und traf das Tier mit dumpfem Aufprall am Kopf. Es wurde im Nu niedergestreckt. Watpipa drehte sich zu Jonathan um und strahlte über das ganze Gesicht. »Känguru«, rief er.
    Jonathan merkte, dass er die Luft angehalten hatte. Er atmete aus. »Gut gemacht. Was für ein Schuss!« Er klopfte automatisch dem Mann auf die Schulter.
    Watpipa wurde still und lächelte unsicher, doch er musste Jonathan die Begeisterung angesehen haben, denn er strahlte zurück und versetzte Jonathan einen herzhaften Schlag auf den Rücken.
    Das Känguru war nur betäubt. Der Mann zog einen scharfkantigen Stein aus der Scheide an seiner Hüfte und trennte dem Tier die Kehle durch. Jonathan hob die andere Waffe auf und wog sie in der Hand. Sie bestand aus dunklem Holz, war mit Zeichen und Symbolen verziert und ziemlich schwer. »Wie heißt das?«, fragte er, als er sie dem Mann zurückgab.
    »Bumerang«, erwiderte dieser. Grinsend nahm er eine bestimmte Haltung an und warf ihn noch einmal.
    Zischend schwirrte er davon, und Jonathan sah verwundert, wie er wieder zurückkam und Watpipa ihn auffing. »Ein tolles Ding«, bemerkte er verblüfft. »Darf ich auch mal?«
    Der Bumerang war tückischer, als er gedacht hatte. Er schien entschlossen, sich in den Boden zu bohren oder wegzufliegen und außer Sichtweite im Gras zu versinken. Sosehr er sich auch abmühte, das Ding wollte nicht zurückkommen. Am Ende gab er auf und reichte es dem Einheimischen zurück – die Hitze war zu erdrückend, um einem Bumerang über das Grasland nachzulaufen.
    Watpipa war bester Laune. Vielleicht hatten Jonathans Bemühungen ihm Spaß gemacht. Er hievte sich das tote Tier auf die Schultern und begab sich auf den langen Weg zurück zum Strand.
    Jonathan ging neben ihm her und nahm die fremden Bäume, Farne und zähen Gräser in sich auf. Grüne Ameisen krabbelten über Äste und Blätter, und Watpipa sammelte eine Handvoll, drückte sie tot und steckte sie sich wie Bonbons in den Mund. Er bot Jonathan welche an, der, um ihn nicht zu kränken, die Ameisen nahm, die Augen schloss und kaute. Zu seiner Überraschung schmeckten sie tatsächlich angenehm süß.
    Während sie ihren Weg fortsetzten, vernahm er das gackernde Lachen, das ihnen allen aufgefallen war, als sie ihr Lager auf dem Strand aufschlugen. Er schaute hinauf in die Bäume und sah einen kleinen braunen Vogel, der einem Eisvogel ähnelte, nur nicht so bunt war. Er blieb stehen, um ihn zu beobachten.
    »Kookaburra: Lachender Hans«, sagte Watpipa. Er legte den Kopf in den Nacken und ahmte den Vogel nach, woraufhin dieser wieder lachte.
    Am Strand angekommen, warf Watpipa das Känguru in den Sand.
    »Das ist sein Geschenk an uns«, erklärte Jonathan den erstaunten Zuschauern. »Und er hat mir gezeigt, wo man Wasser findet.« Lächelnd nickte er Watpipa zu. »Danke.«
    Watpipa nickte ebenfalls, warf einen nachdenklichen Blick auf die farbigen Bänder und Schmuckstücke, die ihm die anderen geben wollten, rief seine Frau und Kinder zu sich und verschwand mit ihnen

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