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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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durchfuhr die schmale Passage bis zum freien Meer; die Mannschaft lotete die ganze Zeit die Tiefe aus, als sie das Korallenriff erreichten und Kurs auf das nördliche Ende einer Insel nahmen, der Cook den treffenden Namen Lizard Island gab. Vorsichtig durchfuhren sie das labyrinthische Riff und waren am nächsten Tag außer Sichtweite des Landes.
    »Das Schiff nimmt beunruhigend viel Wasser auf«, raunte Jonathan seinem Onkel zu. »Die Pumpen sind nutzlos, und die Segel schleißen. Wir können von Glück sagen, wenn wir Batavia erreichen.«
    Acht angstvolle Tage dauerte es, bis die Endeavour aufs offene Meer entkam und die lange Fahrt nach Batavia antreten konnte. Niemand war auf der Reise bis dahin an Skorbut gestorben, doch die Heimfahrt war von Krankheit und Tod überschattet, denn in Batavia grassierten Krankheiten. In den drei Monaten, die sie an diesem ungesunden Ort verweilen mussten, damit die Endeavour vollständig überholt werden konnte, starb als Erster der Schiffsarzt. Tupaia und sein junger Diener folgten alsbald. Vierzig weitere Männer erkrankten, so dass die ganze Mannschaft geschwächt war. Die Folgen bekamen sie bis weit in den Atlantik hinein zu spüren: Unterwegs zum Kap der Guten Hoffnung starben der einarmige Koch, zehn Matrosen, drei Offiziere und der zähe Segelmacher sowie der Astronom Green, Leutnant zur See Monkhouse und Sydney Parkinson.
    Jonathan setzte die eigene Gesundheit aufs Spiel, saß bei seinem Freund und lauschte dessen Fieberphantasien. Er nahm sich Sydneys Tod sehr zu Herzen, denn sie hatten viele Pläne für die Zukunft in England geschmiedet. Als Jonathan geschwächt an Deck stand und sah, wie der Leichnam dem Meer übergeben wurde, dachte er, dass die Welt einen künstlerisch begabten Botaniker und er einen guten Freund verloren hatte.
    Am Kap der Guten Hoffnung starben vier, und nachdem sie Südafrika verlassen hatten, noch drei weitere Männer, darunter auch Molyneaux, der Mann, der tagtäglich so tapfer hinausgerudert war, um eine Durchfahrt durch das Riff zu suchen.
    Zu Jonathans Überraschung schüttelte Josiah das Tropenfieber schnell ab und war trotz der schweren See am Kap seefest. Jeden Tag ging er an Deck spazieren, forderte andere auf, seinem Beispiel zu folgen, und als Jonathan sich allmählich erholte, drängte ihn der Ältere, ihm Gesellschaft zu leisten.
    Jonathan erfreute sich schon bald wieder bester Gesundheit und gewann Freude an den Deckwanderungen, denn er war auf dem Weg in die Heimat und zu Susan. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen und zu seiner Frau zu machen.
    Als sie eines Tages wieder das Deck umrundeten, sagte Josiah: »Cook hat die Ostküste des Landes von Botany Bay bis Cape York kartographiert und im Namen von König George alle Inseln, Buchten, Häfen und Flüsse in Besitz genommen. Doch ich muss ihm zustimmen, dass unsere Expedition im globalen Zusammenhang des Empires nur von marginaler Bedeutung sein wird.«
    Jonathan löste seine Gedanken von Susan. »Die Expedition wird von enormer Bedeutung sein, wenn erst einmal das Landesinnere erforscht ist«, entgegnete er. »Einen Großteil des Landes hast du nicht gesehen, und ich würde jede Wette eingehen, dass dort viele Reichtümer zu finden sind.«
    Josiah schnaubte. »Mit der Aneignung Australiens entziehen wir unseren Feinden ein neues Gebiet, dessen Besitz sich vielleicht in ferner Zukunft als lohnend erweist«, erwiderte er barsch. Er schaute zu seinem Neffen und zog die vorstehenden Augenbrauen zusammen. »Obwohl es äußerst fragwürdig ist, welchen Nutzen es jemandem bringen könnte.«
    Tahiti, August 1770
    Tahani war mit den anderen Überlebenden auf die Insel zurückgekehrt. Es hatte viele Wochen gedauert, das Lager von den Überresten des Geschehens zu säubern; und auch als die neuen Hütten gebaut und wieder Normalität eingekehrt war, glaubte sie immer noch die Stimmen der Toten in den Bäumen wispern zu hören. Sie flößten ihr keine Angst ein, denn sie glaubte, dass Lianni im Geiste neben ihrem Sohn war und ihn zu einem gesunden, starken Jungen heranwachsen sah.
    Zwei Schiffe lagen in der Bucht, und der Handel mit Rum, Eisen und Medikamenten, mit denen sie die von den Fremden eingeschleppten Krankheiten behandelten, war rege gewesen. Die Regenzeit war vorüber, und in der Luft lag der süße Duft der bunten Blumen, die zwischen den Bäumen im Überfluss blühten.
    Tahani kehrte vom Strand zurück, sie trug den schweren Bastkorb mit den gefangenen silbrigen Fischen

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