Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
»Ich habe noch ein paar Sachen für dich. Ich hoffe, es gelingt dir, sie zu behalten.«
    Billy riss die Augen auf, als er das Paket mit Lebensmitteln und das Kleiderbündel sah, das Gilbert ihm in die Arme drückte. Bei der Handvoll Silbermünzen, die Gilbert ihm zusteckte, wurden seine Augen noch größer. »Für ein Viertel davon kann ein Mann ermordet werden.«
    »Ich habe bereits mit William Cowdry über dich gesprochen. Du kannst ihm das Geld geben, und er wird es dafür verwenden, dich mit Sonderrationen zu versorgen. Du kannst ihm vertrauen. Er ist ein ehrlicher Kerl.«
    Billy schaute zum Kerkermeister hinüber. Cowdry war ebenso vertrauenswürdig wie der Rest. »Ich gehe das Risiko ein und behalte es bei mir«, murmelte er vor sich hin, während er die Münzen hastig in eine Ecke seines zerfetzten Hemdes band.
    »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun«, erwiderte er.
    Billy zuckte mit den Schultern und drückte die Bündel hoch über dem Wasser fest an die Brust. »Jedenfalls vielen Dank, Sir, aber wenn Sie meiner Mum liebe Grüße ausrichten und ihr sagen, sie müsse sich keine Sorgen machen, dann reicht das schon.« Er setzte ein trotziges Grinsen auf. »Es ist ihnen noch nicht gelungen, Billy Penhalligan kleinzukriegen, und ich bezweifle, dass sie es je schaffen.«
    Gilbert betrachtete ihn wohlwollend. »Ich glaube, dass du Recht haben könntest.« Er streckte die Hand aus. »Ich freue mich darauf, dich in Botany Bay zu sehen.«

Elf
    Mousehole, 1786
    D
er April war überraschend warm gewesen, der Mai hingegen regnerisch und stürmisch. Die Fischerboote blieben in dem winzigen Hafen, und die Männer mussten zwangsweise in der Landwirtschaft arbeiten. Eine Grippeepidemie hatte unter den Schwächsten gewütet, und Susan hatte mit ihren Gemeindepflichten viel zu tun. Seit sie mit Ezra verheiratet war, hatte sie viel gelernt; nun verstand sie seine scheinbare Gefühlskälte, während sie gleichzeitig alles eben Mögliche unternahm, um das Leid zu lindern. Er hatte ihr beigebracht, weder Mitleid noch Ekel zu zeigen, und schon gar keinen Zorn über die Lebensumstände, unter denen die Armen überleben mussten, denn Mitleid half niemandem – praktische Ratschläge und stilles Zupacken hingegen erleichterte ihre Bürde.
    In jener Mainacht lag sie im Bett und lauschte dem Regen, der gegen die Fenster schlug, während der Wind um die Schornsteine heulte. Das Haus schien den Atem anzuhalten, solange der Sturm die See aufpeitschte und Wellen gegen die Klippen donnerte. In einer solchen Nacht hielt man sich nicht draußen auf, und sie kroch unter die weichen Decken, dankbar für ihre Wärme und Bequemlichkeit. Trotzdem fand sie keinen Schlaf, denn ihre Gedanken ließen ihr keine Ruhe. In den nächsten Tagen sollte Jonathan nach Cornwall zurückkehren.
    Sie schloss die Augen und stellte sich sein Gesicht vor, die Art, wie er sich bewegte und redete. Ihre kurze Unterhaltung in dem ummauerten Garten war gefühlsgeladen, und trotz ihrer guten Absichten hatte sie gewusst, dass sie ihm nicht widerstehen könnte, sollten sie sich noch einmal begegnen.
    Susan versuchte, nicht auf den tosenden Sturm und Ezras Schnarchen zu hören. Jonathan hatte nicht geschrieben, womit sie fast gerechnet hatte, doch das hatte sie nicht davon abgehalten, sehnsüchtig auf die Nachricht seiner Rückkehr zu warten. Sie war endlich an dem Morgen eingetroffen, als sie sich um die Frau des Verwalters kümmerte. Die Ärmste hatte wieder ein Kind verloren, und obwohl sie zutiefst niedergeschlagen war, hatte sie darauf bestanden, in das große Haus zu gehen, um es für Jonathan und Emily herzurichten. Danach war es Susan schwergefallen, sich zu konzentrieren, und sie hatte das Torhaus so schnell verlassen, wie es der Anstand erlaubte.
    Ezra murmelte im Schlaf vor sich hin und drehte sich um, wobei er die Bettdecke mitzog. Verärgert schnalzte Susan mit der Zunge, zerrte sie mit einem Ruck wieder zurück und überließ sich angenehmeren Gedanken. Emilys Gegenwart machte es vielleicht schwierig, aber sie würde es riskieren, ihm eine Nachricht zu schicken.
    Sie runzelte die Stirn, während ihre Gedanken nur so durcheinanderpurzelten. Es gehörte sich nicht, ihn hier allein zu treffen, und sie konnten es nicht wagen, sich in der Öffentlichkeit zu sehen, denn niemand würde glauben, dass sie nur gute Freunde waren. Lächelnd dachte sie an ihren früheren Schlupfwinkel – die Höhle in den Klippen. Von oben war sie nicht einzusehen, und bei

Weitere Kostenlose Bücher