Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
€! Da ich jedoch keine andere Wahl habe, kaufe ich es, um meinem Ziel wieder ein kleines Stück näher zu kommen. Am Abend erreiche ich Biarritz! Fast 24 Stunden bin ich nun unterwegs und in Biarritz erwartet mich bereits die nächste unerfreuliche Nachricht.
„Heute fährt kein Zug mehr nach Saint-Jean-Pied-de-Port Monsieur.“
Na prima! So kurz vorm Ziel und ich komme nicht mehr weiter! Da ich natürlich nicht 100,- € für ein Taxi zahlen möchte, suche ich in der Stadt nach einer Unterkunft und finde nach längerem Suchen endlich eine halbwegs günstige Möglichkeit für 40,- € die Nacht. Das ist zwar absolut nicht in meinem Interesse, aber ich bin fix und fertig und checke ein, um dann morgen früh um 07:00 Uhr direkt den ersten Zug nach Saint-Jean-Pied-de-Port nehmen zu können. Vollkommen erledigt falle ich ins Bett. Nun bin ich zwar fast am Ziel, aber kostengünstig war es am Ende absolut nicht. Heute bin ich jedoch zu erledigt, um mir darüber Gedanken zu machen.
10.06.09, Mittwoch — Saint-Jean-Pied-de-Port nach Roncesvalles
Die Nacht habe ich tief und fest geschlafen und meinen Wecker beinahe überhört, als dieser mich aus meinem Dornröschenschlaf holt. Ich springe noch schnell unter die Dusche und laufe zum Bahnhof. Es klappt alles wie am Schnürchen, am späten Vormittag bin ich da!
Endlich! Ich bin in Saint-Jean-Pied-de-Port angekommen und befinde mich somit offiziell auf dem Camino de Santiago! Von hier soll meine Reise dieses Mal beginnen. Ich kann es kaum erwarten, das kleine verschlafene Nest zu verlassen, um meinen ersten Schritt nach Santiago auf dem Camino zu tun. Ich schlendere los in Richtung Zentrum, sofern man von einem Zentrum sprechen kann, um mich zu orientieren und den ersten Pfeil zu sichtigen, der mich hoffentlich alsbald auf den Wanderweg dirigieren wird. Außerdem muss ich mir noch meinen Pilgerpass, den sogenannten „Credencial“, besorgen, den es hier an der Startlinie doch sicherlich irgendwo geben muss. Zwar habe ich vor, heute Nacht in den Pyrenäen im Zelt zu schlafen, aber auf der gesamten Strecke bis nach Santiago werde ich sicher die ein oder andere Herberge aufsuchen.
Ich laufe also ziemlich unwissend des Weges einfach durch die Straßen und finde auf Anhieb die Hauptstraße, welche das Zentrum dieses kleinen Nestes bildet. So weit, so gut, das war zwar jetzt noch keine große Leistung, aber mein Optimismus wächst, und ich fühle mich bereits wieder euphorisiert, wie es sich als Pilger gehört. Das kleine Nest am Fuße der Pyrenäen ist voll mit Wanderern aus aller Welt. In jeder Ecke befindet sich entweder eine Herberge oder ein kleiner Laden, der Wanderstöcke und Jakobsmuscheln verkauft. Ich fühle mich bestens und merke, wie sich meine Gesichtsmimik meiner Stimmung anpasst. „Ja, ich bin wieder auf dem Camino und fühle mich prächtig“, geht es mir wie ein Ohrwurm durch den Kopf.
Einige Minuten später erblicke ich am linken Straßenrand eine Ansammlung von Rucksäcken, die vor einem Gebäude aufgereiht sind, welches nicht unbedingt den Anschein einer Herberge vermittelt. Vorsichtig spähe ich durch die Tür und erblicke meine Gleichgesinnten, welche sich brav in der Reihe aufgestellt haben, um ihren Credencial in Empfang zu nehmen. Ich schließe mich der Schlange an und warte, bis ich an der Reihe bin. Eine nette, etwas ältere Dame bittet mich, an ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen und fragt mich dann nach meiner Herkunft und ob ich den Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen werde. Ich antworte ihr, dass ich zu Fuß unterwegs sei und Deutscher bin. Schnell füllt sie die erforderlichen Felder in meinem Pilgerausweis aus, drückt mir einen Stempel drauf und überreicht mir meinen Pass. Mit meinem bereits strahlenden Gesicht bedanke ich mich herzlichst und will schon voller Tatendrang aufspringen, als sie mit noch mehr Material rausrückt, welches ich für durchaus nützlich befinde. Sie gibt mir zwei Kopien mit den jeweiligen Etappen des gesamten Weges. Das erste Blatt enthält alle Dörfer und Herbergen, die zweite Seite die Entfernung mit Höhenprofil in 36 Etappen unterteilt. Abermals will ich mich nun von meinem Stuhl erheben, um endlich aufzubrechen, werde aber ein weiteres Mal von ihr zurückgehalten, da sie es für ihre Pflicht hält, mich darauf hin zu weisen, dass die heutige Etappe 30 km betrage, auf 1200 Meter ansteige und es nur eine Herberge nach etwa 8 km gibt. Wenn ich dort nicht nächtige, müsse ich bis nach Roncesvalles
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