Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
Vom Netzwerk:
zu, wo ich eine erfreuliche Begegnung mit einem wahren Pilgerpromi habe. Kurz vor Navarrete sitzt Nino auf einer überdachten Bank und verteilt Pilgerstäbe, Äpfel und Kekse sowie signierte Stempel. Wow! Nino ist so ziemlich der bekannteste Pilger auf dem Camino. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, leider ist mein Spanisch nicht so perfekt, auch wenn mein Wortschatz über „si si, tome, come“ hinausreicht, ist Nino 1971 das erste Mal den Camino gelaufen. Es gibt unzählige Bilder, die in nahezu jeder Herberge hängen, auf denen man einen bärtigen, freudig strahlenden, traditionellen Pilger sieht, der mit Kutte, Pilgerstab und Kürbiswasserbehälter vollkommen barfuß seines Weges geht. Nach einer Pause drücke ich ihm zum Abschied noch mal die Hand und bin regelrecht traurig darüber, dass ich über meine Nordic-Working-Stöcke verfüge und nicht einen seiner signierten Pilgerstäbe mitnehmen kann. Es ist zwar verlockend, aber meine Knieprobleme raten mir davon ab und so laufe ich mit meinem modernen Pilgerstabduo aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert weiter.
    Etwas verträumt blicke ich plötzlich auf und merke, dass ich vom Weg abgekommen bin, als in der gleichen Sekunde, in der ich mich frage „verdammt, wo geht’s lang?“ ein Auto hupt und ein aus dem Fenster gestreckter Arm mir den Weg weist. Danke, das kam ja mal wieder wie gerufen. Zurück auf dem richtigen Weg lerne ich zwei Deutsche kennen, Lutz und Kerstin. Sie holen mich ein, als ich aufgrund einer wund gelaufenen Stelle am Fuß anhalten muss. Es ist keine Blase, sondern einfach nur weggeschürfte Haut und es brennt fürchterlich. Aus ihrem First-Aid-Kit holen sie eine Art Polster hervor, welches ich mir über die wunde Stelle klebe und umgehend weniger Schmerzen beim Laufen spüre. Auch für meinen Hautausschlag unter den Kniebandagen haben sie eine Salbe parat. Nachdem mich die beiden rührend verarztet haben, laufen wir das nächste Stück gemeinsam. Lutz ist den Weg vor 2 Jahren schon einmal gelaufen und nun wollen sie das Ganze noch einmal gemeinsam machen. Ich komme immer mehr mit Lutz ins Gespräch und Kerstin fällt nach und nach leicht zurück. Ich mache mir überhaupt keine Gedanken darüber, wundere mich jedoch ein wenig, wieso sich Lutz andauernd umdreht und nach ihr schaut, bzw. regelrecht unruhig wird. Im nächsten Dorf, nachdem wir knapp eine Stunde zusammen gelaufen sind machen wir halt, um einen Kaffee zu trinken. Keine 5 Minuten nach unserer Ankunft trifft auch Kerstin ein und bevor ich ein „na da bist du ja“ über die Lippen bringen kann, fängt die liebe Frau an, auf Lutz einzuschimpfen, dass ich mich frage, welchen Teil des Filmes ich nicht mitbekommen habe: „Immer läufst du mir davon, nie wartest du auf mich, wir wollten den Weg gemeinsam gehen und du machst deine Alleingänge.“ Hoppla, sie ist merklich nicht begeistert. Ich versuche, die Situation zu beschwichtigen. Daraufhin erzählt sie mir Lutz’ gesamte Lebensgeschichte und dass der Camino eigentlich „Ihr Ding“ war und Lutz ihr vor 2 Jahren schon ihre Idee geklaut hätte. Da ich das Ganze weder verstehen noch nachvollziehen kann und der arme Lutz die Schotten immer dichter macht, umso mehr Kerstin zu toben beginnt, trete ich den Rückzug an. Ich bedanke mich für die Einladung zum Kaffee und wünsche den beiden wirklich von ganzem Herzen eine Lösung für ihren Konflikt. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass mir deren Situation als sehr aussichtslos erscheint. Gerne hätte ich ihnen geholfen, aber wie ich erfahren habe, sind Lutz und Kerstin seit 8 Jahren zusammen. Da kann ich unmöglich nach nur einer Stunde den Seelenklempner spielen und mich in ihre Beziehungsprobleme einmischen. Habe die beiden danach nie wieder gesehen. Es gibt das Gerücht, wenn man mit seinem Partner den Camino geht, dann war es das entweder für immer und man trennt sich oder aber man bleibt für den Rest des Lebens mehr als tief verbunden zusammen.
    Ich steuere das nächste Dorf namens Ventosa an und mache mir große Hoffnungen, dort einen schönen Schlafplatz am nahegelegenen Fluss zu finden. Ventosa liegt abseits des Caminos und bedeutet einen kleinen Umweg. Da mein schlaues Buch mir diesen Ort wärmstens empfiehlt, schaue ich mir das Ganze mal selber an. In Ventosa angekommen, bin ich ganz schön enttäuscht. Der Fluss stellt sich als fast ausgetrocknetes Bächlein heraus und einen Supermarkt oder zumindest eine kleine Tienda gibt es auch nicht. Schockiert über die

Weitere Kostenlose Bücher