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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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den Alto do Poio, den Pass der heutigen Etappe. Obwohl es noch sehr früh ist, beschließe ich hier zu frühstücken und die Aussicht zu genießen. Ich bin ziemlich müde, wie ich nun feststelle. Daher halte ich es für das Beste, hier ein wenig zu schlafen und später gegen 18 Uhr weiter zu laufen, wenn es wieder kühler ist. So kann sich auch Maja ein wenig ausruhen. Maja hat mir heute Nacht meine Wasserflasche aus dem Rucksack gezogen. Ich habe es zwar in der Nacht unterbewusst registriert, aber nicht weiter wahrgenommen und am Morgen dann vergessen, als ich aufgestanden bin. Wahrscheinlich liegt sie immer noch in der Herberge unterm Bett. Ich fülle also Majas Napf und für einen Augenblick überlege ich ernsthaft, einfach aus diesem zu trinken, komme dann aber doch zur Vernunft und nutze meine Hände als Gefäß. Irgendwo hier in der Nähe müsste Lucia wahrscheinlich gestern geschlafen haben. Der Alto do Poio befindet sich ca. auf der Hälfte der heutigen Etappe, die insgesamt 21 km lang ist. Wenn sie gegen 9 Uhr aufbricht, kommt sie entweder jeden Moment hier vorbei oder läuft wenige Kilometer vor mir mit ihrer Mutter und Buju. Meine Müdigkeit ist so groß, dass ich meinen Kopf ausschalte und unmittelbar einschlafe. Um 15 Uhr erwache ich wieder. Es ist leicht bewölkt und ein schwacher Wind weht. Gegessen habe ich und Maja scheint auch ausgeruht zu sein. Ich schnalle meinen Rucksack wieder auf und mache mich an den zweiten Abschnitt des Tages. Der zweite Teil führt die ganze Zeit an der Schnellstraße entlang. Da der Weg jedoch stark zugewachsen ist, lässt sich diese nur alle paar Minuten durch ein kleines Loch erhaschen und mehr als 3 Autos pro Stunde fahren hier auch nicht lang, so dass sie gar nicht auffällt.
    Der Weg ist weiterhin traumhaft schön. Der Blick in die Täler hat nun von der Linken auf die rechte Seite gewechselt. Außer dem Vogelgezwitscher und ein paar Kuhglocken ist nichts zu hören. Ich lege ein gutes Stück zurück und es mischt sich das Plätschern von Wasser unters Vogelgezwitscher. Die Straße ist zwischenzeitlich verschwunden. Nun befindet sich statt der Straße ein hoher Hang zu meiner Linken, an dem das Wasser an seinen steinigen Wänden in Tausenden von kleinen Miniaturwasserfällen runter tropft. Natürlich erinnert mich das sogleich wieder daran, dass ich keine Wasserflasche dabei habe und der Gedanke, keine Wasserflasche dabei zu haben, weckt in mir die Illusion ungeheuren Durstes. Maja macht sich währenddessen fleißig über die Pfützen her. Gegen 18 Uhr etwa erreichen wir Triacastela. Weiter möchte ich heute nicht und wenn ich Glück habe, müssten Lucia und Cecilia sich auch hier befinden. Glaube nicht, dass sie mehr als 10 km am Tag zurück gelegt haben. Ich suche die Herberge auf, an der mich bereits ein großes Schild „completo“ begrüßt. Da ich eh nicht vor habe hier zu schlafen, sondern lediglich nach Lucia Ausschau halte, beeindruckt mich das wenig. Die Herberge hat eine riesige Wiese und ich vermute, wenn Lucia und Cecilia in Triacastela sind, wird Lucia ihr Zelt sicher hier aufschlagen. Es ist jedoch weit und breit kein Zelt zu sehen, als ich die Wiese betrete. Da ich seit 2 Tagen nicht mehr geduscht habe, wäre heute mal wieder Waschtag angesagt und so steuere ich die Rezeption an, um den Hospitalero um Erlaubnis zu bitten, die Dusche 10min zu nutzen. Eigentlich ist es die Pflicht einer jeden Herberge, einem Pilger die Möglichkeit zu bieten, sich zu waschen und auszuruhen. Lediglich für eine Übernachtung muss man sich richtig mit Pilgerpass eintragen lassen. Der Hospitalero ist jedoch nett ausgedrückt das absolute Gegenteil eines Hospitaleros und fordert prompt von mir, dass ich den vollen Preis der Übernachtung zahlen soll, wenn ich das Bad kurz nutzen möchte. Kopfschüttelnd lehne ich dankend ab, kann es aber nicht lassen, ihn darauf hinzuweisen, dass dies eine Xunta-Herberge ist. Hätte er mich nicht gezwungen, den vollen Preis zu zahlen, hätte ich nach meiner Dusche den vollen Preis gespendet und mein Zelt draußen aufgeschlagen, denn die Übernachtung kostet grade mal 3,- € in einer staatlichen Herberge. Bis vor einem Jahr waren die Xunta- und die meisten Municipal-Herbergen sogar noch komplett spendenbasiert. Ich drehe mich um und gehe und der Hospitalero scheint zu registrieren, wie schlecht gelaunt er gerade geantwortet hat. Ich gebe mich dann mit dem Wasserhahn draußen am Haus zufrieden und wasche mich dort schnell so gut es geht.

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