Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Danach setze ich mich auf die Wiese und esse zu Abend.
Toto, ein Italiener, der wie ich einen Hund aus Manjarín mitgenommen hat, erblickt mich und kommt auf mich zu. Er war etwa eine Woche nach mir in Manjarín und hat einen Rüden genommen, den ich auch bereits im Auge hatte. Er ist ohne seinen Hund unterwegs, den er zu Ehren des Hospitaleros Paco ebenfalls Paco getauft hat. Ob ein Spanier sich dadurch geehrt fühlt, lasse ich mal so im Raum dahingestellt. Ich frage ihn, wo er seinen kleinen Gefährten hat und er erzählt mir, Paco hätte heute morgen beim Spielen mit einem anderen Hund seinen Fuß verknackst und humpelt nun. Daher habe er ihn bei einer hier Pilgerin gelassen, um sich kurz frei bewegen zu können. Im Gegenzug fragt mich Toto, wo ich die hübsche Brasilianerin gelassen habe, mit der ich die letzten Tage unterwegs war. Ich erzähle ihm, dass wir uns in O Cebreiro getrennt haben und ich gehofft habe, sie hier wieder anzutreffen, sie aber nirgends zu finden ist. Toto erzählt mir, er habe sie heute auf dem Weg getroffen, wüsste aber nicht, bis wohin sie laufen wollte. (Buju war übrigens der andere Hund, mit dem Paco sich beim Spielen den Fuß verknackst hat, wie ich später erfahren habe) Toto beschließt, sein Zelt zu holen und hier auf der Wiese zu schlafen. Ich selbst habe vor, ein paar Felder weiter mein Zelt aufzuschlagen und so verabschieden wir uns wieder. Mein
Zeltplatz liegt nur etwa 500m entfernt und befindet sich hinter einer dichten Hecke auf einem abgemähten Feld mit kleinem, zugewachsenem Fluss vor mir. Auf dem Feld befinden sich noch die geschnürten Heuballen. Ich überlege, einen von denen zu öffnen und unter meinem Zelt auszubreiten, um es schön bequem und weich zu haben. Bevor ich jedoch zu dieser Tat schreite, fällt mir als Stadtmensch ein, dass es sicher einen Grund dafür gibt, dass die Heuballen schön abgepackt hier liegen und sammle daraufhin das herumliegende Heu vom Boden, statt einen der Ballen zu öffnen. Ein Glück, denn wenige Minuten später kommt zufällig an diesem Abend der Bauer vorbei, um seine Ballen zu zählen. Er begrüßt mich freundlich und wendet nichts gegen meinen Schlafplatz auf seinem Feld ein. Wie gut, dass ich seine Ballen ganz gelassen habe, ansonsten hätte ich mir sicher einen neuen Schlafplatz suchen müssen.
10.07.09, Freitag — Triacastela nach Sarria
Wache um 6 Uhr auf und beschließe aufzustehen, damit ich wieder den ganzen Nachmittag lang Pause machen kann und Maja nicht in der Mittagshitze laufen muss. Drehe mich aber trotzdem noch einmal kurz um. Als ich wieder auf die Uhr schaue, ist es 7 Uhr, kam mir vor wie 10min. Ich rappele mich hoch und Maja guckt mich nicht einmal an. Anscheinend schläft sie lieber ein wenig länger, statt mittags Siesta zu machen. Muss sie heute morgen regelrecht aus dem Zelt kommandieren. Als es endlich los gehen kann, ist es bewölkt und kalt. Ich frage mich, wieso ich nicht länger geschlafen habe, wenn’s eh nicht nach Sonnenschein ausschaut. Wieder einmal stehen dem Pilger von Triacastela nach Sarria zwei Wege zur Auswahl. Der normale führt über San Xil und den Alto de Riocabo, der andere über Samos, wo ein wunderschönes Kloster steht. Mein Wanderführer sagt mir, der traditionelle Weg sei wesentlich schöner von der Natur, das Kloster zu besuchen würde sich jedoch auch sehr lohnen. Da natürlich einer der beiden Wege auch wieder an der Straße lang führt, entscheide ich mich heute mal nicht für die Alternative, sondern für den traditionellen Part über den Alto de Riocabo. Ist zwar nur 910m hoch, aber immerhin, ich liebe schließlich Berge. Es geht ein gutes Stück an der Schnellstraße entlang. Ein Auto nach dem anderen donnert an mir vorbei. Die Landschaft ist tatsächlich sehr schön. Wenn ich mir die Autos wegdenke, ließe sich diese auch fast genießen, wäre da nicht mein kleiner sonst immer braver Hund. Maja hat heute ihr neues Lieblingsspiel entdeckt und das heißt: „Fang die fliehenden Autos!“ Da ich Maja immer ohne Leine laufen lasse, bekomme ich nach wenigen Minuten nicht nur panische Angst um mein Tier, sondern auch ungeheuer schlechte Laune, da Maja jedem verdammten Auto, das an uns vorbei fährt, hinterher jagt. Notgedrungen hole ich die Leine heraus und leine sie an, was zur Folge hat, dass sie sich auf ihren Hintern setzt und nicht mehr vom Fleck zu bewegen ist. Meine Laune sinkt rapide und ich werde stinksauer auf meinen Hund. Bevor ich jedoch auf die Idee komme, sie
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