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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Haare schneiden lassen«, fügte sie hinzu, als Jan stumm blieb. »Und?«
    »Sehr nett. Jetzt fehlt nur noch ein flacher Bauch.« Jan klopfte sich zur Betonung auf den eigenen flachen Unterleib. »Bei Interesse könnte ich Ihnen ein persönliches Programm zusammenstellen, mit dem Sie im Handumdrehen so fit sind wie nie zuvor in Ihrem Leben.«
    Emma wurde mit einem Mal klar, dass Jan keine Ahnung hatte, wer sie war. Obwohl sie vor zwei Tagen einen ganzen Abend miteinander verbracht hatten, erkannte Jan sie nicht wieder. Es musste die neue Frisur sein, beruhigte Emma sich und grübelte, warum sie nie einen bleibenden Eindruck hinterließ. »Jan, ich bin’s, Emma«, sagte sie, ohne die Ungeduld in ihrer Stimme verbergen zu können. »Wir haben uns neulich abends kennen gelernt. Bei Lily.«
    »Natürlich«, sagte Jan, ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl ihre Augen sie verrieten. »Ich wollte dich bloß ärgern. Suchst du Lily?«, fuhr sie fort und blickte zum Trainingsraum, als wünschte sie, durch die Scheibe schlüpfen zu können. »Sie kommt sonntags nicht.«
    »Sonst offenbar auch nicht so viele«, stellte Emma mit einem Blick auf die einsame Frau mittleren Alters auf dem Laufband fest und bemühte sich, nicht allzu schadenfroh zu klingen. Eine Retourkutsche dafür, dass Jan sie nicht erkannt hatte, dachte sie. »Ist es sonntags immer so ruhig?«
    »Es ist noch früh. Es wird bestimmt bald voller.«
    Emma schlenderte zu der Vitrine mit Jans zahlreichen Pokalen. »Hast du die alle tatsächlich gewonnen?«
    Sofort hellte Jans Miene sich auf. »Und ob.« Sie kam um den Tresen herum und stolzierte auf hochhackigen pinkfarbenen Sandaletten, die sie zu engen grauen Leggins trug, zu dem Schrank mit ihren Trophäen.
    »Wie viele sind es?«
    »Oh, ich habe irgendwann aufgehört mitzuzählen. Mindestens dreißig.« Jan schloss die Vitrine mit einem kleinen
Schlüssel auf, der an einem spiralförmigen hellgrünen Gummiband um ihr Handgelenk baumelte. »Und zu Hause habe ich mindestens noch mal so viele.«
    »Wofür hast du sie bekommen?«
    »Oh, für alles Mögliche.« Jan nahm eine kleine Bronzestatue einer posierenden Bodybuilderin aus der Vitrine. »Diese hier ist für Mrs. Ohio Bodybuilder. Und die« - sie stellte die Statue zurück und nahm eine große Silberschale aus dem Schrank - »habe ich vor vier Jahren bei einem Wettbewerb in Boulder, Colorado, gewonnen.« Das Telefon klingelte. »Entschuldigst du mich einen Moment?« Sie stellte die Schale wieder in die Vitrine und rannte zum Tresen, um das Telefon abzunehmen. »Hallo? Noah?« Sie legte die Hand auf die Sprechmuschel und wandte sich wieder an Emma. »Mein Neffe«, erklärte sie stolz. »Er hat gerade seinen Abschluss am M. I. T. gemacht.«
    Emma nickte vorgeblich beeindruckt.
    »Du hast zwei Jobangebote?«, wiederholte Jan lächelnd und hielt zwei erhobene Finger in Emmas Richtung. »Das ist wunderbar. Und du willst meinen Rat?« Sie straffte die Schultern und zwinkerte Emma zu. »Okay, Job Nummer eins ist nicht besonders aufregend, aber bei einem großen Unternehmen, das ein fettes Gehalt bezahlt. Und Job Nummer zwei bringt so gut wie gar nichts ein, klingt aber wirklich interessant und würde dir deiner Ansicht nach sehr viel Spaß machen. Und du weißt schon, was ich dir raten werde, weißt aber immer noch nicht genau, was du machen sollst.« Jan wirkte ein bisschen verdutzt. »Und was glaubst du, zu welchem Job ich dir raten würde?« Nach einer kurzen Pause schüttelte sie ungeduldig ihre roten Locken. »Du glaubst, ich würde dir raten, den Job zu nehmen, der praktisch nichts einbringt, dir aber viel Spaß machen würde? Bist du denn verrückt?«, rief Jan fassungslos und warf eine Hand in die Luft. »Wer sagt, dass du ein Recht auf Spaß hast? Ich will, dass du Geld zum Leben hast, Herrgott noch mal. Ich
möchte, dass du für dich selber sorgen kannst. Ich möchte, dass du auf eigenen Füßen stehst.«
    Emma schlich vorsichtig Richtung Eingangstür. ›Ich lass dich besser allein‹, flüsterte sie, öffnete die Tür und trat hinaus.
    »Warte«, meinte sie Jan rufen gehört zu haben, als die Tür zufiel, aber Emma hatte kein Interesse, noch irgendetwas über Jans Neffen zu hören oder eine weitere Trophäe zu bewundern.
    »›Wer sagt, dass du ein Recht auf Spaß hast?‹«, wiederholte sie ungläubig und wollte sich schon auf den Rückweg zur Mad River Road machen, als sie unvermittelt stehen blieb, kehrtmachte und entschlossen zurück zu Marshalls

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