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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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überzeugt war. »Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, dass Ladendiebstahl eine Straftat ist.«
    »Das weiß ich.«
    »Wenn Sie deswegen verurteilt werden, sind Sie vorbestraft und müssen möglicherweise sogar ins Gefängnis.«
    »Oh Gott.«
    »Ich war so kurz davor, Sie zu verhaften.« Er deutete mit Daumen und Zeigefinger an, wie wenig gefehlt hatte.
    »Und warum haben Sie es nicht getan?«
    »Weil Sie mich unvorbereitet erwischt haben. Weil mir Ihr Kind Leid tat. Weil Sie eine Freundin von Lily sind, und weil ich dachte, dass ich Ihnen was schuldig bin.«
    »Sie sind mir etwas schuldig?«
    »Für gestern Abend.«
    Emma nickte. »Danke. Vielen herzlichen Dank.«
    »Danken Sie mir nicht.« Jeff sah sich um, als hätte er Angst, dass jemand ihre Unterhaltung belauschen könnte. »Tun Sie es einfach nicht wieder.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Wenn ich Sie noch mal dabei erwische, ist es mir egal, wessen Freundin Sie sind.«

    »Es wird nie wieder vorkommen. Ich verspreche es.« Emma trank noch einen Schluck von ihrem Cappuccino, wischte sich mit der Zunge den Milchschaum von der Oberlippe und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Schweiß begann, durch die Schichten von Kleidung unter ihrer Jeansjacke zu sickern. Sie fragte sich, ob Jeff noch über etwas anderes mit ihr reden wollte. Er hatte ihr den Becher gegeben und seinen Vortrag gehalten. Kam noch was? »Und hatten Sie und Lily einen netten Abend?«
    »Ja, sehr nett«, antwortete er, ohne es weiter auszuführen.
    »Ich war noch nie im Joso’s. Ich habe gehört, dass es fantastisch sein soll.«
    »Es ist sehr nett«, sagte er wieder. Nett war offensichtlich gerade sein Lieblingswort.
    »Ich glaube, Lily fand es auch nett.« Mit den Wölfen heulen, konnte nicht schaden.
    Jeff hob den Blick und wirkte sichtlich interessiert. »Haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Nur kurz. Als sie Michael abgeholt hat. Sie hat angeboten, Dylan mitzunehmen, was wirklich sehr … nett von ihr war.« Sie fragte sich, ob Lily je beim Ladendiebstahl erwischt worden war.
    Jeff nickte und trank einen großen Schluck Kaffee. »Nun, erzählen Sie mir was von Emma Frost.«
    Emma atmete tief durch. Hatte sie seine Absichten falsch gedeutet? War es möglich, dass er sie anmachen wollte? Entsprach eine angedrohte Verhaftung seiner Vorstellung von einem prickelnden Vorspiel? Und was empfand sie dabei, in das Territorium ihrer Freundin einzudringen, ihrer besten und einzigen Freundin? »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Egal.« Er zuckte die Achseln, beugte sich vor, stützte seine Ellenbogen auf den Tisch und legte das Kinn in seine riesigen Hände.

    »Na ja, ich bin neunundzwanzig, geschieden und habe einen fünfjährigen Sohn …«
    »Dylan«, sagte Jeff.
    »Ja, Dylan«, wiederholte Emma. Glaubte er ihr nicht? Wollte er sie aushorchen? »Abgesehen davon kann ich Ihnen nicht viel erzählen.«
    »Warum fällt es mir bloß so schwer, das zu glauben?«
    »Das müssten Sie mir sagen.«
    »Woher kommen Sie?«
    »Geboren bin ich in Buffalo.«
    »In Buffalo?«
    »Ja, aber wir sind weggezogen, als ich zwei war.«
    »Wohin?«
    »Cleveland, Detroit, Los Angeles, Miami. Wir sind ständig umgezogen, als ich klein war. Ein Soldatenkind halt«, sagte Emma achselzuckend.
    »Ich wusste gar nicht, dass es in Detroit und Miami Stützpunkte der Armee gibt.«
    Emma spürte mehrere Schweißtropfen, die sich an ihrem Haaransatz gebildet hatten und nun drohten, die glatten Konturen ihres neuen Schnitts zu derangieren. »Dorthin sind wir nach dem Tod meines Vaters gezogen.«
    »Dann muss er sehr jung gestorben sein.«
    »Ja.«
    »Wie ist er denn gestorben?«
    »Er ist in Vietnam ums Leben gekommen.«
    Jeff nickte. »Muss schwer gewesen sein, das ständige Umziehen.«
    »Ja, das war es. Jedes Mal, wenn wir uns in einer neuen Nachbarschaft eingelebt hatten, mussten wir wieder umziehen, so kam es mir jedenfalls vor. Und ich musste wieder ganz von vorn anfangen, neue Freundinnen finden, mich an neue Schulen und Lehrer gewöhnen. Es war nicht leicht.«
    »Warum mussten Sie denn umziehen?«

    »Was?«
    »Sie sagten, jedes Mal, wenn Sie sich irgendwo eingelebt hatten, mussten Sie umziehen.«
    »Ich habe nicht gemeint, dass wir umziehen mussten. Wir sind eben einfach umgezogen.«
    »Aus irgendeinem bestimmten Grund?«
    Warum stellte er ihr all diese Fragen? Emma wurde langsam ungeduldig und war versucht, den Rest ihres Cappuccinos herunterzukippen und schleunigst hier abzudampfen. Aber sie hatte bereits sämtliche Vorwände

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