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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Haut anfühlte, als stünde sie in Flammen. »Mir ist so heiß, ich explodiere gleich«, schrie sie das leere Haus an. Kurz darauf stand sie nackt am Spülbecken in der Küche und schlürfte Wasser aus dem Hahn wie aus einer frischen Quelle. »Mist«, sagte sie noch einmal, als sie ihr Spiegelbild in der Edelstahlfront des Toasters erblickte und feststellte, dass ihre Haare sich an den Seiten nach oben gewellt hatten, sodass sie aussah, als wollte sie augenblicklich abheben. »Na super.« Sie stapfte zurück in den Flur und begann, die abgelegten Kleidungsstücke einzusammeln. »Der Haarschnitt für fünfundfünfzig Dollar ist ruiniert, und das ist allein Ihre Schuld, Detective Do-Good«, sagte sie, hob das aprikosenfarbene Twinset auf und warf es zusammen mit der gelben Baumwollbluse, einem weißen T-Shirt, weißen Shorts und der schwarzen Caprihose über den Arm, die sie alle unter ihrer regulären Kleidung versteckt hatte. »Sie halten sich wohl für verdammt clever, was, Detective Doofian. Was glauben Sie, was hier gespielt wird? Kinderstunde am Tag der offenen Tür? Glauben Sie, Sie hätten es mit einem Amateur zu tun? Scheiße!« Zuletzt hob sie ihre Handtasche auf, die sie direkt neben der Wohnungstür hatte fallen lassen, und ging mit all ihren Sachen in ihr Schlafzimmer im ersten Stock, wo sie die Handtasche
aufs Bett warf und die gestohlenen Sachen in ihrem Kleiderschrank verstaute, um sie bei passender Gelegenheit wieder hervorzukramen.
    Sie setzte sich aufs Bett, öffnete die Handtasche, nahm den Becher von Scully’s heraus und legte ihn neben sich. Sie hatte nicht vor, Jans erbärmlichen Versuch einer Entschuldigung anzunehmen, eine versöhnliche Geste, weil sie sich nicht an sie erinnert hatte. Und wegen dem blöden Ding wäre ich fast verhaftet worden, dachte Emma und schüttelte den Kopf ob der Ironie des Ganzen. Ohne den Becher hätte sie jetzt ein Paar wunderschöner Ohrringe und eine hinreißende Seidenbluse. Eine fuchsienrote Seidenbluse. »Fucksia you, Detective Dawson.« Sie kramte tief in ihrer Tasche, bis sie den gesuchten Gegenstand ertastete. »Dieser Kerl hält sich für so verdammt schlau.« Emma lächelte, das erste ehrliche Lächeln, seit sie Natalie’s Salon verlassen hatte, als sie eine kleine, aber erstaunlich schwere Messingschale aus ihrer Tasche zog und sie im Licht der durchs Fenster scheinenden Nachmittagssonne begutachtete:
     
    FRAUEN-BODYBUILDING-TURNIER CINCINNATI, OHIO, 2002. ZWEITER PLATZ.
     
    Eine Trophäe für einen ersten Platz wäre Emma lieber gewesen, aber die Zeit hatte es nicht erlaubt, wählerisch zu sein. Sie hatte ein kleines, unauffälliges Objekt aus der hinteren Reihe ausgesucht, das nicht sofort vermisst werden würde. Hatte Jan nicht selbst zugegeben, dass sie nicht genau wusste, wie viele Pokale sie hatte? Es konnte Wochen oder sogar Monate dauern, bevor sie entdeckte, dass die Trophäe fehlte. Wenn überhaupt.
    Emmas Lächeln schlug in ein Stirnrunzeln um. Warum hatte sie diesen wertlosen Plunder gestohlen? Die Schale war hässlich, und sie konnte sie auch schlecht in der Wohnung
aufstellen. Außerdem war Jan Lilys Chefin, und Lily war Emmas einzige Freundin. Sie musste die Trophäe zurückbringen. Was war bloß mit ihr los? Warum tat sie so etwas? Sie trug die Schale ins Bad, wo sie sie in dem kleinen Schrank unter dem Waschbecken versteckte. Sie würde sie bei der nächsten Gelegenheit zurückbringen.
    Und dann würde sie nie wieder etwas stehlen.

22
     
     
    »Wer hätte das gedacht?«, brach Brad ein gut einstündiges Schweigen. »Wir kommen gleich durch die Teppichhauptstadt Nordamerikas.«
    Jamie starrte gleichgültig auf die Landschaft neben dem Highway, bis ihre immer noch verquollenen Augen schließlich ein Schild entdeckten, das die Abfahrt Dalton ankündigte, Einwohnerzahl: 21 800. DIE TEPPICHHAUPT-STADT VON NORDAMERIKA, verkündete das Schild. Nun, warum nicht, dachte sie abwesend. In Amerika gab es offensichtlich eine Hauptstadt für alles, warum also nicht auch für Teppiche?
    »Erstaunliche 65 Prozent aller weltweit hergestellten Teppiche werden in Dalton produziert«, sagte Brad mit aufgesetzter Begeisterung, als wollte er sich um einen Job als Verkäufer bei einem Shopping-Sender bewerben.
    Jamie fragte sich, ob er eine Tatsache zitierte oder sich das Ganze nur ausgedacht hatte, um sie zu beeindrucken. Gestern noch hätte sie beides liebenswert gefunden.
    »Das habe ich in einer Broschüre im Hotel gelesen«, sagte er, als würde

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