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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgebraucht, und ein hastiger Rückzug war im Umgang mit Jeff Dawson wahrscheinlich nicht die klügste Taktik. »Meine Mom ist häufig versetzt worden.«
    »War sie auch in der Armee?«
    Emma lachte. »Gewissermaßen. Sie war Schuldirektorin.«
    »Und sie wurde häufig von einer Stadt in die andere versetzt? Ist das nicht ungewöhnlich?«
    »Ungewöhnlich ist überhaupt eine ziemlich gute Beschreibung für sie.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, sagen wir einfach, dass sie ein echtes Original war, und belassen es dabei, ja?«
    »Wenn Sie wollen.«
    Ich will vor allem hier raus, dachte Emma. Wollte der Mann seinen Kaffee nie mehr austrinken?
    »Und wie lange wohnen Sie schon in der Mad River Road?«
    »Etwa ein Jahr.«
    »Gefällt es Ihnen?«
    »Es ist okay.«
    »Und haben Sie vor, noch mal umzuziehen?«
    »Wer weiß?«
    »So schrecklich viele Modeljobs kann es in Dayton doch nicht geben«, bemerkte er.

    »Darum habe ich mich noch gar nicht gekümmert.«
    »Nicht. Warum nicht?«
    »Na, ich nehme an, das hatte ich schon.«
    »Es hat Ihnen keinen Spaß gemacht?«
    »Eigentlich nicht. Ich meine, eine Zeit lang hat es mir gefallen. Es war toll, ständig von Leuten umschwärmt zu werden, die einem erklären, wie schön man ist und alles, aber es gibt auch eine Menge Druck, von dem Außenstehende nichts ahnen.«
    »Was für Druck denn?«
    Emma atmete tief ein. »Nun, zunächst mal muss man natürlich dünn bleiben. Und nicht nur dünn, sondern richtig, richtig dünn. Ungesund dünn.«
    »Dünne Wimpern?«
    »Was?«
    »Ich dachte, bei Wimperntusche geht es gerade darum, die Wimpern dichter aussehen zu lassen.«
    Sie denken zu viel, wollte Emma schreien. »Ich habe ja nicht nur für Maybelline gearbeitet.«
    »Ach ja? Was haben Sie denn sonst noch gemacht?«
    »Ich habe für diverse Haarpflegeprodukte gemodelt. L’Oreal. Weil ich es mir wert bin«, sagte sie und lachte wieder.
    »Das ist nicht Ihr Ernst. Die Anzeigen kenne ich.«
    »Die, die ich gemacht habe, liegt schon Jahre zurück. Bevor sie angefangen haben, mit Prominenten zu werben. Ich weiß nicht mal, ob sie in diesem Teil des Landes überhaupt ausgestrahlt wurden.«
    »Es überrascht mich, dass Maybelline Ihnen erlaubt hat, für die Konkurrenz zu werben.«
    »Na ja, nicht direkt Konkurrenz. Ich meine, es handelt sich ja um völlig unterschiedliche Produkte.«
    »Das stimmt.«
    »Ich glaube, damals waren die Regeln noch nicht so streng wie heute.«

    »Da haben Sie ja Glück gehabt.«
    »Vielleicht.«
    »Sind Sie nie versucht, wieder anzufangen?«
    »Eigentlich nicht. Außerdem werde ich auch nicht jünger, wie man so schön sagt.«
    »Neunundzwanzig ist alt?«
    »Für ein Model schon. Wenn man nicht Cindy Crawford oder so jemand ist.«
    »Und was machen Sie jetzt?«
    »Was?«
    »Sie brauchen doch Geld fürs tägliche Leben. Haben Sie einen Job?«
    Emma starrte sehnsüchtig aus dem Fenster, die grelle Sonne schien ihr direkt in die Augen, als sie einer sorglosen jungen Frau nachsah, die mit unbeschwert pendelnden Armen zu ihrem Wagen schlenderte. Nimm mich mit, rief sie ihr stumm hinterher. »Im Augenblick arbeite ich nicht, nein.«
    »Eine Pause zwischen zwei Jobs.«
    »So ungefähr.«
    »Aktienvermögen?«
    »Was?«
    »Ich bin bloß neugierig, wovon Sie leben.«
    »Ich habe ein bisschen Geld gespart. Aus der Zeit als Model. Viel ist nicht mehr übrig«, fügte sie in der Hoffnung hinzu, damit weitere Fragen im Keim zu ersticken. Genug war genug. »Ich will mich im Herbst nach einem Job umsehen, wenn die Sommerferien vorbei sind.«
    »An was für einem Job wären Sie denn interessiert? Vielleicht kann ich behilflich sein.«
    »Oh, das ist wirklich reizend von Ihnen. Das werde ich mir merken. Ich hoffe, Sie halten mich nicht für schrecklich unhöflich, aber ich muss jetzt wirklich los. Ich hab noch alles Mögliche zu erledigen, bevor Dylan nach Hause kommt. Wäsche, Einkäufe …«

    »Die sie alle bezahlen werden, hoffe ich doch.«
    Emma unterdrückte den Impuls, ihm den Scully’s-Becher an den Kopf zu werfen und rang sich ein Lächeln ab. »Aber unbedingt. Meinetwegen müssen Sie sich keine Sorgen machen.« Sie stand auf. »Vielen Dank für den Kaffee.«
    »Vergessen Sie Ihren Becher nicht.«
    Emma ließ den Becher in ihre Handtasche fallen. »Nochmals vielen Dank.«
    »Schönen Tag noch«, sagte er.
     
    »Mist, Mist, Mist!«, rief Emma, als sie die Haustür öffnete, die Jacke vom Körper riss und sich aus den diversen Schichten von Kleidung pellte, unter denen sich

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