Traeume Suess, Mein Maedchen
Richtung, wo der blaue Thunderbird parkte.
»Ich nehme an, ich sollte solche Dinge wissen.«
»Warum?«, fragte Lily, die ihrem Blick immer noch auswich, als sie an der Ecke in die North Patterson einbogen.
»Ich weiß nicht.« Emma zuckte die Achseln und fragte sich, ob sie sich Lilys kühle Distanziertheit nur einbildete. Vielleicht sah nur sie deren angespannte Schultern und machte zu viel aus Lilys üblicher Zurückhaltung. Vielleicht hatte Jeff ihr gar nichts gesagt. Emma überlegte, wie sich herausfinden ließ, wie viel Lily wusste, ohne selbst zu viel preiszugeben. »Und hast du gestern Abend irgendwas Interessantes gemacht?«, hörte sie sich fragen.
»Eigentlich nicht.«
Emma atmete tief ein, während die beiden Jungen vorrannten.
»Jeff ist vorbeigekommen«, sagte Lily.
Der Atemzug blieb Emma im Hals stecken, und sie unterdrückte den Drang zu würgen.
»Er hat gesagt, er hätte dich gestern getroffen.«
Emma schwieg und wartete.
»Bei Marshalls«, fuhr Lily fort.
»Ja«, bestätigte Emma.
»Er hat gesagt …«
»Mommy«, rief Michael. »Beeil dich. Du läufst zu langsam.«
»Ja, zu langsam«, plapperte Dylan ihm nach und lachte. In einer Parodie von Emma warf er die Hände in die Luft und ließ sie wieder sinken.
»Sei vorsichtig mit dem Becher«, warnte Emma ihn noch, aber es war bereits zu spät. Er glitt Dylan aus der Hand und
zerbrach auf dem Bürgersteig in ein Dutzend Stücke. »Schade«, murmelte Emma, während ihr Sohn laut losheulte.
Lily hockte schon neben ihm und sammelte die Scherben des billigen Bechers ein. »Das ist nicht schlimm, Schätzchen. Ich weiß, wo wir dir genau so einen Becher besorgen können.«
»Aber ich brauche ihn heute Morgen.«
»Wir holen ihn sofort. Okay?« Lily wischte ihm mütterlich die Tränen aus den Augen. »Du gehst jetzt zur Vorschule, und deine Mutter fährt mit mir mit dem Bus zu Scully’s und bringt dir dann in zehn Minuten einen neuen Becher. Wie ist das?«
»Zehn Minuten?«
»Vielleicht nicht mal zehn.«
Dylan nickte, und weitere Tränen flossen. Emma wusste, dass sie erst versiegen würden, wenn er den neuen Becher sicher in der Hand hielt.
»Okay, Dylan. Geh du mit Michael, und ich bin, so schnell ich kann, wieder da.«
»Zehn Minuten«, betonte Dylan noch einmal.
»Los jetzt«, drängte Emma ihn, gab ihrem Sohn einen sanften Klaps auf den Hintern und schob ihn in Richtung des Schulhofs am Ende der Straße. Sie schüttelte den Kopf. »Keinen Moment Langeweile.«
»Da kommt der Bus.« Lily zeigte auf den Bus, der sich mit großer Geschwindigkeit auf der gegenüberliegenden Straßenseite näherte.
Als Emma ihr nachrannte, sah sie den blauen Thunderbird um die Ecke biegen. Sie fragte sich kurz, was er hier machte, während sie mit Lily in den Bus stieg und in der leeren letzten Sitzreihe neben ihr Platz nahm.
Lily redete nicht lange um den heißen Brei herum. »Jeff hat mir erzählt, was gestern passiert ist«, begann sie. »Bei Marshalls.«
»Es ist nicht so, wie es sich anhört«, sagte Emma rasch.
»Wie ist es dann?«
Schuldete sie dieser Frau wirklich eine Erklärung, fragte Emma sich wütend.
Der Bus bremste unvermittelt, und zwei ausgelassene Mädchen im Teenageralter ließen sich auf die Plätze neben Emma fallen, wobei ihre Bücher von ihrem Schoß rutschten und durch den halben Bus flogen.
»Uups«, sagte das eine Mädchen lachend und beugte sich über Emmas Beine, um die Bücher aufzuheben.
»Voll der Tollpatsch«, kicherte ihre Freundin und bückte sich nach dem Rest.
»Das ist alles deine Schuld«, sagte das andere Mädchen, und beide krümmten sich vor Lachen.
»Dies ist wahrscheinlich nicht der ideale Zeitpunkt, um über alles zu reden«, räumte Lily ein.
»Ganz meine Meinung.«
»Aber über einige Dinge müssen wir reden. Vielleicht, wenn ich Feierabend habe?«
»Gerne«, willigte Emma ein und blickte aus dem Rückfenster. Der blaue Thunderbird war nicht mehr zu sehen. So eine hübsche Farbe, dachte sie noch einmal.
»Du steckst voll in der Scheiße«, sagte der Teenager neben ihr kichernd zu seiner Freundin, als Emma sich wieder nach vorn wandte, stur geradeaus starrte und versuchte, gar nichts zu denken.
»Wo fährt die Schlampe jetzt hin?«, fragte Brad und hielt sich mit dem blauen Thunderbird im Windschatten eines weißen Lexus SUV, als er dem Bus am Schulhof vorbei folgte. Er wandte sich der Frau zu, die neben ihm auf dem Beifahrersitz kauerte, als erwartete er, dass sie seine Frage
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