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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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entfliehen, ihren Sohn zu nehmen und wegzulaufen. Aber selbst ein Jahr später, nachdem sie eine Scheidung erwirkt und durchs halbe Land gezogen war, um in Ohio eine
vermeintlich sichere Zuflucht zu finden, wo sie eine neue Identität angenommen und für sich und ihren Sohn ein neues Leben aufgebaut hatte, war sie nicht sicher. Er hatte herausgefunden, wo sie lebte, und war auf dem Weg zu ihr, um sie zu töten. Und genauso würde er Jamie verfolgen, wenn ihr die Flucht gelang.
    In diesem Moment begriff Jamie, dass sie nie wieder sicher sein würde, solange Brad Fisher lebte. Sie wartete volle fünf Minuten, bevor sie sich wieder auf die Seite drehte und mit dieser Bewegung seinen Arm abschüttelte. Dies war ihre Chance, erkannte sie, auch wenn ihre Beine den Dienst noch verweigerten. Wohin willst du gehen, schienen sie zu fragen. Wohin kannst du fliehen?
    Egal, entschied sie. Es war egal, dass sie nicht wusste, wohin sie nackt, barfuß und ohne Geld und Ausweis wollte. Wichtig war nur, dass sie hier rauskam. Über alles andere konnte sie sich später Sorgen machen.
    Vorsichtig richtete sie sich im Bett auf, bis sie saß. Die Decke glitt von ihren Brüsten, Brad bewegte sich, und seine Lippen zuckten, als er sich ein wenig nach links drehte. Jamie hielt den Atem an und überlegte, ob sie ihren Plan aufgeben und sich wieder hinlegen sollte. Es dauerte etliche Minuten, bis sie genug neue Entschlossenheit zusammenhatte, um ihre Füße seitlich aus dem Bett zu hängen, eine weitere, bis sie sie auf den Teppich neben dem Bett setzte. Als sie den abgetretenen Stoff unter ihren nackten Füßen spürte, liefen Schockwellen durch ihre Beine, als ob sie auf einen elektrisch geladenen Draht getreten wäre. So weit war sie gekommen, als sie das Gefühl hatte, seine Blicke in ihrem Rücken und sein höhnisches Grinsen auf ihrer Haut zu spüren. Sie vernahm ein Geräusch hinter sich und wappnete sich auf seine Berührung. Was sollte sie ihm dieses Mal erzählen? Würde sie überhaupt Gelegenheit haben zu sprechen, bevor er sie ein für alle Mal mundtot machte?
    Jamie fuhr herum.

    Hinter ihr war niemand. Und als sie zum Bett guckte, lag Brad immer noch unter der Decke und schlief fest. Oh Gott, flehte sie stumm und hielt sich den Mund zu, um ihren abgerissenen Atem zu dämpfen. Sie musste vorsichtig sein. Sie konnte sich keinen Fehler erlauben. Nicht so kurz vor dem Ziel.
    Sie setzte einen Fuß vor den anderen und machte immer größere Schritte. Sie wäre am liebsten einfach losgerannt, aber sie wusste, dass sie damit nur das Risiko erhöhte, dass er aufwachte. Obwohl sich ihre Augen längst an die Dunkelheit gewöhnt hatten, war ihr das Zimmer immer noch unvertraut. Sie durfte nicht riskieren, auf dem Weg zur Tür einen Stuhl umzustoßen oder über seine Schuhe zu stolpern. Sie musste langsam und mit größter Vorsicht vorgehen.
    Auf halbem Weg zur Tür sah sie Brads Kleider über der Lehne des Stuhls hängen, auf dem er am Abend gesessen hatte. Behutsam zog sie sein schwarzes T-Shirt von dem Stapel, zog es rasch über und steckte den Kopf aus dem runden Ausschnitt wie eine Schildkröte, die unter ihrem Panzer hervorlugt. Wenn er wach ist, sage ich einfach, mir wäre kalt geworden, dachte Jamie, doch als sie zum Bett blickte, erkannte sie, dass er sich nicht bewegt hatte.
    Ihre Finger streiften die Seitentasche von Brads Jeans. Steckten ihre Wagenschlüssel noch darin? Und das Schnappmesser? Konnte sie es geräuschlos herausziehen? Konnte sie das Risiko eingehen? Und was, wenn es ihr gelang, das Messer an sich zu bringen? Könnte sie es benutzen, wenn es sein musste? War sie fähig, einen anderen Menschen zu töten?
    Plötzlich rührte sich Brad, als hätten ihre Gedanken ihn wachgerüttelt. Jamie erstarrte, die Hand auf dem Bein von Brads Jeans, und hielt den Atem an, während er gähnte und sich auf die andere Seite drehte. Aus der Distanz konnte sie nicht erkennen, ob er die Augen offen hatte, sie beobachtete und abwartete, was sie als Nächstes tun würde. Also tat sie gar nichts, sondern stand einfach zitternd in der Mitte des
Zimmers, bis sie hörte, dass sein Atem wieder ganz gleichmäßig ging.
    Langsam streckte sie die Finger zu der Tasche seiner Jeans aus und schob sie behutsam hinein. Die Tasche war leer, stellte sie fest und wäre beinahe in Tränen ausgebrochen, weil sie die Hose nun umdrehen musste, um in die andere Tasche zu greifen. Konnte sie das schaffen, ohne dass die Schlüssel klimperten? Außerdem war da

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