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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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seiner Tochter zu. »Gute Fahrt, mein Schatz.«
    Dora hörte wieder die Ketten rasseln, als sie hinter der
Bühne verschwand. Eine bessere Verabschiedung hätte sie sich nicht wünschen können.
     
    Doras Auffassung nach war ein Auktionshaus einem Theater nicht so unähnlich. Auch dort gab es eine Bühne, Requisiten und Darsteller. Wie sie ihren verblüfften Eltern vor Jahren erklärt hatte, kehrte sie der Bühne nicht wirklich den Rücken. Sie veränderte nur für sich den Schauplatz. Und wann immer es an der Zeit war zu kaufen oder zu verkaufen, konnte man davon ausgehen, dass sie von dem Schauspielerblut, das in ihren Adern floss, vorteilhaft Gebrauch machte.
    So hatte sie sich bewusst die Zeit genommen, die Arena der heutigen Aufführung aufs Genaueste zu inspizieren. Das Gebäude, in welchem Sherman Porter seine Auktionen durchführte und außerdem einen täglichen Flohmarkt unterhielt, war ursprünglich ein Schlachthof gewesen; und auch heute war es darin noch so zugig wie in einem Viehstall. Die zur Versteigerung angebotenen Objekte wurden auf demselben nackten, kalten Betonboden ausgestellt, über den einst Kühe und Schweine zur Schlachtbank gezerrt wurden. Jetzt gingen dort in dicke Wintermäntel und Wollschals gehüllte Menschen umher, klopften an Kristallgläser, grübelten vor Ölgemälden oder fachsimpelten über Anrichten und die Kopfbretter antiker Betten.
    Zugegeben, das Ambiente ließ ein wenig zu wünschen übrig, aber andererseits hatte sie schon in weniger viel versprechenden Umgebungen gespielt.
    Isadora Conroy war eine leidenschaftliche Händlerin und Verkäuferin. Sie hatte schon immer gern eingekauft und empfand das Tauschgeschäft Geld gegen Ware als höchst befriedigend. So befriedigend, dass sie gelegentlich Geld gegen Waren eingetauscht hatte, für die sie nicht die geringste Verwendung hatte. Und doch war es diese Leidenschaft fürs Handeln gewesen, die Dora dazu bewogen hatte, einen eigenen Laden aufzumachen. Ihr machte das Verkaufen ebenso viel Spaß wie das Einkaufen.
    »Lea, sieh dir das an.« Dora drehte sich zu ihrer Schwester
um und hielt ihr ein vergoldetes Sahnekännchen unter die Nase. Es hatte die Form eines Damenschuhs. »Ist das nicht entzückend?«
    Ophelia Conroy Bradshaw warf einen kurzen, verwunderten Blick darauf. Abgesehen von ihrem märchenhaften Namen war sie eine realitätsbewusste und sehr bodenständige Person. »Du meinst wohl eher kitschig.«
    »Ach komm, sieh doch mal über die vordergründige Ästhethik hinweg.« Strahlend ließ Dora einen Finger über den gewölbten Rist des Schuhs gleiten. »In unserer Welt muss es auch einen Platz für Kitsch geben.«
    »Gewiss. Dein Laden, zum Beispiel.«
    Dora kicherte, so etwas konnte sie nicht beleidigen. Sie stellte zwar das Sahnekännchen zurück ins Regal, hatte sich aber bereits dafür entschieden, mitzusteigern. Sie zückte ihr Notizbuch und notierte sich die Nummer des Loses. »Ich bin wirklich froh, dass du mich auf dieser Tour begleitest, Lea. Du hast die Gabe, mich immer wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen.
    »Irgendjemand muss das ja tun.« Leas Aufmerksamkeit war mittlerweile von einem farbenprächtigen Gläserset aus der Zeit der großen Depression gefesselt. Darunter waren mindestens zwei bernsteinfarbene Stücke, die sich in ihrer eigenen Sammlung recht hübsch ausnehmen würden. »Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich so kurz vor Weihnachten in der Weltgeschichte herumgondle und John mit den Kindern allein lasse.«
    »Du hast dich doch danach gesehnt, mal für ein paar Tage von Küche und Kindern wegzukommen«, erinnerte sie Dora, die gerade einen zierlichen Toilettentisch aus Kirschholz bewunderte.
    »Das stimmt. Deshalb plagen mich ja auch Schuldgefühle.«
    »Schuldgefühle sind nie verkehrt.« Nachdem sie das eine Ende ihres roten Schals über die Schulter geworfen hatte, ging Dora in die Hocke, um sich die bronzenen Schubladengriffe aus der Nähe anzusehen. »Schätzchen, du warst gerade mal drei Tage von zu Hause weg, und wir
befinden uns bereits auf dem Heimweg. Heute Abend bist du wieder mit deinen Lieben vereint, kannst deine Kinder an die Brust drücken, John verführen, und alle werden glücklich sein.«
    Lea verdrehte die Augen und schenkte dem Ehepaar, das neben ihr stand, ein schwaches Lächeln. »Du hast aber auch ein Talent, die unterschiedlichsten Dinge auf den banalsten Nenner zu bringen.«
    Mit einem zufriedenen Seufzer kam Dora aus der Hocke hoch, strich

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