Träume wie Gold: Roman (German Edition)
ich Stücke wie Unsere Stadt und Die Glasmenagerie . Die Kritiken waren umwerfend. Aber …« Sie blinzelte ihm zu. »Na, bist du schon gespannt, wie’s weitergeht?«
»Nein.«
»Aber«, fuhr sie unbeeindruckt fort, »es war nicht das, was ich eigentlich wollte. Dann, vor ungefähr fünf Jahren, habe ich von meiner Großmutter geerbt. Anna Logan. Vielleicht hast du von ihr gehört? Sie hat in den dreißiger und vierziger Jahren mit B-Movies Furore gemacht und später als Agentin gearbeitet.«
»Nie von ihr gehört.«
»Nun, sie war ziemlich reich.« Ein Wagen schoss an ihnen vorbei, so schnell, dass Doras Frisur völlig durcheinander gewirbelt wurde. Einzelne Strähnen flatterten noch im Wind, als sie den Kopf drehte und Jed anlächelte. »Ich habe sie sehr gemocht. Sie starb mit fast hundert und hatte ein Superleben hinter sich. Nun, jedenfalls nahm ich das
Geld und belegte ein paar Kurse in Betriebswirtschaft. Nicht, dass ich sie gebraucht hätte – die Kurse. Manche Dinge sind einfach angeboren.«
»Und wo ist der springende Punkt, Conroy?«
»Darauf komme ich jetzt. Als ich meinen Eltern sagte, was ich vorhätte, reagierten sie höchst betroffen. Es hat sie wirklich verletzt, dass ich die Conroy-Tradition nicht fortsetzen wollte. Sie liebten mich, aber sie wollten etwas aus mir machen, was ich nicht war. Ich wollte meinen eigenen Laden haben, selbstständig sein. Und obwohl ich sie mit meiner Entscheidung enttäuscht habe, bin ich meinen Weg gegangen und habe getan, was gut für mich war.«
Eine Weile sagte Jed gar nichts. Er wunderte sich, dass er plötzlich nicht mehr wütend war. Während ihres Monologs war seine Wut abgekühlt, hatte sich aufgelöst wie eine Gewitterwolke und von Doras Hartnäckigkeit davonwehen lassen.
»Die Moral von deiner ungeheuer langen, verwickelten Geschichte lautet wohl: Wenn ich kein Cop mehr sein will, brauche ich mich auch nicht darüber aufzuregen, dass mein bester Freund mich ins Präsidium zurückzulocken versucht, indem er an mein Gewissen appelliert.«
Seufzend stellte sich Dora vor ihn hin und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Nein, Skimmerhorn, du hast meine Geschichte total missverstanden.« Sie sah ihn mit einem sachlichen, aber auch mitfühlenden Blick an. »Ich war für den Schauspielberuf nicht hundertprozentig geschaffen, deshalb traf ich eine Entscheidung, die meine Familie zwar nicht billigte, die aber für mich die richtige war. Du aber bist durch und durch ein Cop. Du musst nur abwarten, bis du dir eingestehen kannst, dass deine erste Entscheidung die richtige war.«
Er hielt sie an den Armen fest, sodass sie nicht weitergehen konnte. »Weißt du, warum ich gegangen bin?« Die Wut war aus seinen Augen gewichen, doch sie waren dunkel und ausdruckslos, und weil sich keinerlei Gefühl darin spiegelte, machten sie Dora Angst. »Ich hätte Speck nicht umbringen müssen. Es gab andere Mittel und Wege, ihn
unschädlich zu machen, aber die habe ich ignoriert. Ich habe die Geschichte so lange vorangetrieben, bis ich wusste, dass einer von uns beiden auf der Strecke bleiben würde. Es war dann Speck. Man hat mich mit Lorbeeren überschüttet, obwohl ich ihn hätte dingfest machen können, ohne auch nur einen einzigen Schuss abzugeben. Und wenn ich noch einmal in der gleichen Situation wäre, würde ich wieder genauso handeln.«
»Du hast eine Entscheidung getroffen«, begann sie vorsichtig. »Ich könnte mir denken, dass viele Leute sie für die richtige hielten, zum Beispiel deine Vorgesetzten.«
Er fühlte sich unbehaglich. »Es war ein persönlicher Racheakt. Ich habe es nicht für Recht und Ordnung getan, sondern nur für mich allein.«
»Eine menschliche Unzulänglichkeit«, murmelte sie. »Ich wette, du hast hart mit dir ringen müssen, bis du dir eingestehen konntest, dass du nicht perfekt bist. Und wenn du jetzt deinen Dienst wieder aufnimmst, wirst du wahrscheinlich ein viel besserer Cop sein als vorher.«
Er verstärkte seinen Griff und schob sie ein Stück von sich weg. Als sie ärgerlich reagierte, gab er etwas nach, ließ sie aber nicht los. »Warum tust du das?«
Ihre Antwort auf seine Frage war so simpel wie eindringlich. Sie fasste in seinen Haarschopf und zog seinen Mund zu sich herab. Sie schmeckte die Ungeduld in seinem Kuss, aber da war noch etwas anderes. Und dieses andere war Sehnsucht – tiefe Sehnsucht nach Zuneigung.
»So, das war das eine«, sagte sie nach einem Moment des Schweigens. »Und da ist noch etwas. Ich
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