Träume wie Gold: Roman (German Edition)
sich seine blütenweißen Mäusezähnchen überkronen zu lassen, als sich um seine Leute zu kümmern.« Er wies auf Jed. »Was zum Teufel gedenkst du dagegen zu unternehmen?«
Jed zog an seiner Zigarette und schwieg. Statt zu antworten, drehte er sich auf dem Absatz um und ging hinaus.
»Scher dich doch zum Teufel!« Brent sah Dora an und verzog das Gesicht. »Verzeihung.«
»Ist schon gut.« Eigentlich fand sie die ganze Situation sehr aufschlussreich. »Glauben Sie, das hat etwas genutzt?«
»Nein.« Es ärgerte ihn, im Beisein anderer die Beherrschung zu verlieren. Es ärgerte ihn immer wieder. Und er spürte bereits, wie ihm die Schamröte den Nacken hinaufkroch. »Wenn Jed einmal einen Entschluss gefasst hat, bringt den auch kein Granatfeuer zum Wanken.« Er ließ sich in einen Stuhl fallen. »Aber es hat mir gut getan.«
»Das ist ja auch schon etwas. Ich glaube, ich gehe ihm lieber nach.«
»Das würde ich nicht.«
Sie lächelte nur und nahm ihren Mantel. »Bis morgen Abend.«
Jed hatte schon einen halben Straßenblock zurückgelegt, als Dora ihn entdeckte. Hinter ihm herzuschreien und ihn zu bitten, auf sie zu warten, sparte sie sich. Es wäre nutzlos gewesen. Sie ging zügig, bis sie mit ihm auf gleicher Höhe war und passte ihren Schritt dann dem seinen an.
»Schöner Tag heute«, meinte sie im lockeren Plauderton. »Scheint ein bisschen wärmer geworden zu sein.«
»Du tätest gut daran, dich im Augenblick von mir fern zu halten.«
»Ja, ich weiß.« Sie schob ihre Hand unter seinen Arm. »Ich gehe gern in der Kälte spazieren. Ist gut für den Kreislauf. Wenn wir hier abbiegen, kommen wir nach Chinatown. Dort gibt es ein paar hübsche kleine Geschäfte.«
Jed schlug absichtlich die andere Richtung ein.
»Mmmm, pervers«, kommentierte Dora. »Du bist gar nicht wirklich sauer auf ihn, das weiß ich.«
»Erzähl du mir nicht, was ich bin.« Er versuchte, sie abzuschütteln, aber sie hing an ihm wie eine Klette. »Hast du Angst, dass du dich ohne mich verläufst, Conroy?«
»Wie könnte ich? Dazu kenne ich mich hier viel zu gut aus.« Sie studierte sein Profil, widerstand aber dem Drang, über seine verspannten Kiefermuskeln zu streichen. »Du kannst mich ruhig anbrüllen, wenn du dich dann besser fühlst. Bei mir hilft das meistens.«
»Muss ich dich wegen Belästigung festnehmen lassen?«
Sie klapperte mit ihren Wimpern. »Glaubst du, das nimmt dir jemand ab? Ein kleines, unscheinbares Ding wie ich soll einen großen starken Kerl wie dich belästigen?«
Er bedachte sie mit einem kurzen, grimmigen Blick. »Du könntest wenigstens die Klappe halten.«
»Ich gehe dir aber lieber auf den Wecker. Weißt du, wenn du die Zähne weiterhin so zusammenpresst, wirst du dir einen Zahn abbrechen. Lea hat nachts immer mit den Zähnen geknirscht, und jetzt muss sie sich jeden Abend vor dem Schlafengehen so eine hässliche Plastikschiene auf die Zähne stecken. Das ist höchst hinderlich. Lea war schon immer eine Kämpferin. Ich nicht. Wenn ich schlafe, dann schalte ich total ab. Das ist doch auch der Sinn des Schlafens, oder nicht?«
Vor der nächsten Ecke blieb Jed stehen und drehte sich zu ihr um. »Du hast offenbar nicht vor, endlich deinen Mund zu halten, wie?«
»Richtig. Ich kann bis in alle Ewigkeit so weiterplaudern.« Sie griff nach dem Reißverschluss seiner Jacke, zog ihn hoch und zupfte den Kragen zurecht. »Er ist deprimiert, weil er dich mag. Es ist hart, von einem Menschen gemocht zu werden, denn damit lädt man sich ja Verantwortung auf.
Du hast gewiss eine Menge Verantwortung tragen müssen, kann ich mir vorstellen. Und es muss eine Erleichterung sein, diesen Ballast für eine Weile abzuwerfen.«
Fast noch härter wäre es, sich einem Menschen gegenüber beherrschen zu müssen, der ihn durchschaute. Wenn er aber seiner Wut freien Lauf ließe, musste er damit rechnen, dass sich dann die nackte Verzweiflung breit machte. »Ich hatte gute Gründe, den Dienst zu quittieren. Und die gelten immer noch.«
»Warum erzählst du mir nicht, welche Gründe das waren?«
»Es sind meine Gründe.«
»Akzeptiert. Willst du meine Gründe hören, warum ich die Bühne verlassen habe?«
»Nein.«
»Gut, dann hör zu.« Sie ging wieder weiter, führte ihn um den Block herum in die Straße, wo er sein Auto geparkt hatte. »Ich habe gerne auf der Bühne gestanden. Was ja kein Wunder ist bei meinen Vorfahren. Und ich war zudem auch noch begabt. Nachdem ich den Kinderrollen entwachsen war, spielte
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