Träume wie Gold: Roman (German Edition)
schwarz-silbernen Overall mit Stehkragen, langen Ärmeln und engen Hosen, der sich wie eine zweite Haut an ihren Körper schmiegte und äußerst reizvoll aussah. Bei jeder ihrer Bewegungen fingen die silbernen Pailletten das Scheinwerferlicht der Bühnenbeleuchtung ein und reflektierten die Strahlen wie ein Feuerwerkskörper.
Und Dora war sich dieser Wirkung natürlich voll bewusst, mutmaßte Jed. Sie mochte zwar der Bühne den Rücken gekehrt haben, doch verstand sie es aber immer noch, sich in Szene zu setzen.
Der unwiderstehliche Drang, sie zu berühren, ergriff ihn wie eine Flutwelle, und der damit einhergehende lustvolle Schauder blendete für einen Augenblick alles andere um ihn herum aus.
Er stellte sein Glas auf einer Armlehne ab und kämpfte sich durch die Menschenmassen.
»Aber er ist dennoch ein routinierter Schauspieler«, sagte Dora und grinste dabei. »Freilich, wenn’s ans Proben geht, würde er sich am liebsten jedes Mal seine Grippe nehmen. Ich möchte wirklich gerne wissen, was passiert ist, nachdem er …« Sie verstummte, als ein Paar Hände unter ihre Achseln griffen und sie von der Bühne hoben. Sie konnte nur einen kurzen Blick auf Jeds Gesicht werfen, bevor er sie küsste. Eine Welle gieriger Leidenschaft wallte in ihr auf, durchlief ihren ganzen Körper und hatte ihren Herzschlag völlig aus dem Rhythmus gebracht, als er sich von ihr löste.
»Oh, hallo.« Schwankend hielt sie sich an seinem Arm fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. In ihren hochhackigen Pumps war sie beinahe genauso groß wie er, und die Intensität seines Blicks ließ ihr Herz synchron mit dem harten Beat schlagen, der aus den Lautsprechern
dröhnte. »Schön, dass du kommen konntest. Ich – äh – das ist …«
Sie drehte sich zu ihren Freundinnen um und verstummte.
»Entschuldigt uns.« Jed zog sie hinter sich her in eine weniger bevölkerte Ecke. Ruhig war es hier zwar auch nicht gerade, aber wenigstens mussten sie sich nicht anbrüllen. »Wie würdest du dieses Teil bezeichnen, das du da trägst?«
»Das?« Sie warf einen Blick auf ihren funkelnden Anzug und sah ihm dann freundlich in die Augen. »Als sexy. Gefällt es dir?«
»Das sage ich dir, sobald ich meine Gefühle wieder unter Kontrolle habe.«
»Bisweilen kannst du wirklich ungeheuer poetisch sein, Skimmerhorn. Möchtest du einen Drink? Etwas essen?«
»In den Genuss eines Drinks bin ich bereits gekommen. Ein Zwei-Meter-Mann in rotem Leder hat mich an der Tür abgefangen und ist mir gleich um den Hals gefallen.«
»Indigo.« Ihre Augen leuchteten. »Ein überaus geselliger Bursche.«
»Hat mich sofort als arbeitslosen Schauspieler aus New York geoutet.« Er zupfte leicht an einer ihrer Locken und fragte sich, wie fest er wohl ziehen musste, damit sich die ganze Pracht über ihre Schultern ergoss.
»Indigo ist ein bisschen schrill, aber ein hervorragender Regisseur, und er hat Augen wie ein Luchs. Gut, dass du ihm nicht erzählt hast, dass du ein Cop bist.« Sie nahm Jed an der Hand und führte ihn hinter die Bühne, wo eine weitere Bar und ein Buffet aufgebaut waren. »Er kann Cops nicht leiden.«
»Ich bin doch gar keiner.« Er wollte zuerst einen zweiten Scotch bestellen, entschied sich dann aber für ein Club Soda, während Dora um ein Glas Champagner bat. »Weshalb kann er sie denn nicht leiden?«
»Oh, er hat früher nebenbei in einem dieser Clubs gearbeitet – als Rausschmeißer. Die Cops machten irgendwann einmal eine Razzia im Hinterzimmer und sperrten ihn
ein.« Sie legte den Kopf schief, zog die Schultern hoch und imitierte Indigo perfekt. »Schätzchen, das war eine grauenhafte Erfahrung. Weißt du überhaupt, was das für Leute sind, die sie in diese Zellen sperren?«
»Ja. Kriminelle.«
»Sag ihm das bloß nicht. Ich war es, die die Kaution für ihn hinterlegte und ihn dort wieder rausholte. Und ich sage dir, der Mann war ein seelisches Wrack.« Während sie sprach strich sie Jeds Hemdkragen glatt. »Für dich ist das vielleicht schwer nachvollziehbar, da du Zellen nur von außen kennst.«
»Ich kenne die schwedischen Gardinen von beiden Seiten.«
»Ach, na gut.« Mit einer routinierten Bewegung strich sie ihm eine Strähne aus der Stirn. »Das musst du mir irgendwann einmal ausführlicher erzählen.«
»Vielleicht tue ich das. Hast du mich jetzt genug gestriegelt?«
»Ja. Du siehst gut aus in Schwarz – fast ein bisschen rebellisch. So wie James Dean.«
»Der ist tot.«
»Ja, natürlich. Ich meine, wenn
Weitere Kostenlose Bücher