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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sagte viel über Doras Persönlichkeit aus. Das Mädchen war in Ordnung, befand sie. Das Mädchen war absolut in Ordnung.
    »So, da bin ich wieder.« Dora hielt ein Tablett mit einer Kaffeekanne und zwei Gedecken in der Hand. Sie hätte sich nur zu gerne für fünf Minuten ins Badezimmer zurückgezogen,
um sich wenigstens die Lippen anzumalen. »Sollen wir ihn hier trinken?«
    »Ja, gerne. Warten Sie, ich mache rasch ein wenig Platz auf dem Tisch. Ach, was für ein herrliches Aroma. Und Scones?« Ihre Augen leuchteten. »Köstlich.«
    »Ja, Scones habe ich immer im Haus.« Dora entspannte sich zusehends unter Honorias aufrichtiger Freundlichkeit. »Feines Teegebäck gehört für mich zu den Errungenschaften der Zivilisation, die ich überaus schätze.«
    Honoria lachte und setzte sich an den Tisch. »Es ist sehr höflich von Ihnen, mich nicht zu fragen, weshalb ich um neun Uhr morgens unangemeldet vor Ihrer Tür stehe.« Honoria trank einen Schluck Kaffee. »Das ist recht ungewöhnlich.«
    »Freut mich, dass ich diesen guten Eindruck erwecke.« Dora wartete, bis Honoria sich etwas Brombeergelee auf ihr Gebäck gestrichen hatte. »Ehrlich gesagt, fällt es mir viel schwerer, Sie nicht nach dem Bild zu fragen.«
    »Köstlich.« Honoria ließ das Gebäck ein Weilchen auf der Zunge zergehen und schluckte es dann mit einem zufriedenen Seufzer hinunter. »Meine Liebe, meine Mutter wäre von Ihnen begeistert gewesen. Seit ihrem Tod habe ich keine so guten Scones mehr gegessen.«
    »Ich gebe Ihnen gerne das Rezept für Ihre Köchin.«
    »Ach, da wäre ich Ihnen wirklich sehr verbunden. So.« Sie lehnte sich zurück und balancierte dabei ihre Kaffeetasse mit der nachtwandlerischen Sicherheit, die Frauen aus gewissen Gesellschaftsschichten angeboren zu sein schien. »Ich vermute, wir beide haben einiges an Informationen auszutauschen.«
    »Wie bitte? Ich verstehe nicht ganz.«
    »Mein Enkel bittet mich, ein gewisses Gemälde in meinem Haus aufzubewahren und einem alten Freund zu erlauben, daran zu arbeiten. Er erwartet von mir, striktes Stillschweigen darüber zu bewahren und fügt hinzu, dass alles im Einverständnis mit der Polizei geschieht.« Sie lächelte und legte den Kopf schräg. »Weitere Erklärungen zu dieser ungewöhnlichen Bitte gibt er freilich nicht ab.«
    »Selbstverständlich nicht.« Dora erwiderte das Lächeln und beugte sich vor. »Sagen Sie, Mrs. Rodgers, warum lassen wir uns das eigentlich klaglos gefallen?«
    »Nennen Sie mich doch Ria – so hat mich mein Mann immer genannt. Wir lassen uns das gefallen, mein liebes Kind, weil wir ihn viel zu sehr mögen.« Es folgte eine kurze Pause. »Habe ich Recht?«
    »Ja. Ja, Sie haben wahrscheinlich Recht. Aber das heißt doch nicht, dass sein Verhalten richtig ist.« Doras anfängliche Verunsicherung kehrte wieder zurück. »Ich erzähle Ihnen alles, was ich weiß, Ria, und dann berichten Sie mir von Ihren Resultaten.«
    »Genau das hatte ich im Sinn.«
    Dora berichtete von Anfang an. Jed wäre dafür gewesen, seiner Großmutter eventuell einige unangenehme Einzelheiten zu ersparen. Doch Dora war der Meinung, ihr alles zu sagen, da er Honoria ja in die Sache mit hineingezogen hatte.
    Honoria hörte ihr zu, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Sie trank ihren Kaffee und reagierte auf den Bericht nur mit Gesten, düsteren Blicken, zusammengekniffenen Lippen und dem gelegentlichen Zucken einer ihrer edel geformten Augenbrauen. Zorn und Wut waren ihr freilich nicht fremd, doch war sie viel zu gut erzogen, um sie sich anmerken zu lassen. Dora vermutete, dass seine Großmutter Jed Beherrschung beigebracht hatte.
    »Das muss ja schrecklich für Sie gewesen sein«, sagte Honoria schließlich.
    »Ach, am meisten belastet mich Mrs. Lyles Schicksal. Ganz gleich, was Jed dazu sagt, ich fühle mich einfach dafür verantwortlich.«
    »Das kann ich Ihnen nachempfinden«, entgegnete Honoria mit einer Überzeugung, die Dora gut tat. »Sie wären nicht die Frau, die Sie sind, wenn Sie nicht so empfinden würden. Dieser DiCarlo …« Sie sprach den Namen mit leichtem Abscheu aus. »Haben die Behörden irgendeine Vorstellung, wo er sich versteckt halten könnte?«
    »Ich glaube nicht.« Resigniert hob Dora die Hände.
»Und falls doch, so haben sie es nicht für nötig gehalten, mich davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Ja, ja, so sind die Herren der Schöpfung. Wissen Sie, ich glaube, dieses Verhalten stammt noch aus der Zeit, als die Männer aus ihren Höhlen krochen und mit

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