Träume wie Gold: Roman (German Edition)
so lautet dieser, dass sie erst einmal eine Weile zusammenleben sollten – wie Sie und Jed es tun – ehe sie heiraten.«
»Wir haben nicht …« Doras Herz begann heftiger zu schlagen. »Ich hoffe, ich habe nicht den Eindruck vermittelt, als trügen wir uns mit Heiratsgedanken.«
»Keineswegs«, entgegnete Honoria leichthin, hoffte aber doch auf die wunderschönen Urenkel, die Dora und Jed ihr schenken könnten. »Jed hat mir übrigens erzählt, dass Ihren Eltern das Liberty Theater gehört. Ich habe viele wunderbare Stücke dort gesehen und würde mich sehr freuen, sie einmal kennen zu lernen.«
»Ah …« Ein Klopfen an der Tür enthob Dora einer Antwort. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick.«
Reichlich verwirrt von den diskreten Anspielungen auf Ehe und Familienzusammenführung machte Dora die Tür auf. Vor ihr stand Jed. Wortlos unterzog er sie einer ausgiebigen Musterung, die bei ihren nackten Beinen begann und bei ihrer zerzausten Frisur endete. Sie sah zerknautscht aus, sehr sexy und hinreißend verlegen mit ihren roten Wangen.
»Conroy.« Er zog sie an sich, und bevor sie noch ein Wort sagen konnte, verschloss er ihren Mund mit einem heißen, gierigen Kuss. »Hast du da was drunter an?«
»Skimmerhorn.« Wenn ihre Wangen vorher nur noch leicht gerötet waren, so glühten sie jetzt in der Farbe eines Feuermelders. »Deine …«
»Gut, ich finde es auch selbst heraus.« Er hob sie hoch, trug sie ins Wohnzimmer, wobei seine Lippen ihren Mund nicht losließen.
Dora, die vor Scham am liebsten im Erdboden versunken wäre, stemmte sich mit aller Kraft gegen seine Brust. »Skimmerhorn«, keuchte sie, nachdem sie sich von seinem Kuss befreit hatte. »Ich glaube, du lässt mich jetzt am besten runter und sagst deiner Großmutter guten Tag.«
»Was?«
»Guten Morgen, Jedidiah«, begrüßte ihn Honoria lächelnd und wischte sich die Finger an ihrer Serviette ab. »Dora und ich trinken gerade Kaffee. Möchtest du uns Gesellschaft leisten?«
»Guten Morgen«, erwiderte er ihren Gruß in lockerem Ton, während er Dora dabei recht unsanft auf die Beine stellte. »Hast du auf mich gewartet?«
»Nein, keineswegs, ich wollte Dora besuchen.« Sie warf Dora einen bedeutungsvollen Blick zu, die gerade mit einer Tasse für Jed aus der Küche kam. »Wir haben uns über Monet ausgetauscht, der, wie sich herausstellte, unser beider Lieblingsmaler ist.«
»Das ist jetzt Sache der Polizei.«
»Gut, und wo ist deine Dienstmarke, Skimmerhorn?«, erkundigte sich Dora zuckersüß, während sie ihm Kaffee einschenkte.
»Halt die Klappe, Conroy.«
»Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bei dem Versuch, meinem Enkel Manieren beizubringen, kläglich versagt habe«, erklärte Honoria. »Ich hoffe, Sie verzeihen mir.«
»Machen Sie sich nichts draus«, wehrte Dora ab. »Ich tu’s auch nicht. Jedidiah«, fuhr sie höchst erfreut fort, als er die Zähne zeigte, »deine Großmutter und ich möchten gerne wissen, was mit dem Monet weiterhin geschieht.«
Es erschien Jed einfacher, ihnen eine Erklärung zu geben, als sich mit ihnen zu streiten. »Wir – Brent«, verbesserte er sich schnell, »haben den Fall heute Morgen Commissioner
Riker vorgetragen. Und vorläufig unterliegt er strengster Geheimhaltung.«
»Aha«, kombinierte Honoria. »Demnach hat er diesen abscheulichen Goldman einfach übergangen. Sehr klug. Dieser Mann ist ein absoluter Vollidiot und als Führungsperson denkbar ungeeignet.«
»Ist das dein professionelles Urteil, Großmutter?«, wollte Jed wissen und erntete dafür jenen abschätzenden Blick, der ihm in seiner Jugend jedes Mal die Schamröte ins Gesicht getrieben hatte.
»Wissen Sie, Dora«, fuhr Honoria ungerührt fort, »ich habe den Fehler begangen, Jeds Entscheidung, in den Polizeidienst einzutreten, nie ganz zu billigen, tat es erst, als er den Dienst quittierte. Leider habe ich ihm auch zu spät gesagt, wie stolz ich auf ihn bin.«
»Es ist nie zu spät«, beruhigte sie Dora.
»Ich bewundere Ihr Einfühlungsvermögen, Dora.« Äußerst zufrieden mit diesem morgendlichen Besuch, erhob sich Honoria. »Jed wird das brauchen. Vielen Dank für den Kaffee. Ich hoffe, ich darf Sie wieder einmal besuchen.«
»Jederzeit.« Dora nahm Honorias Hand und tat, was eigentlich Jeds Aufgabe gewesen wäre: Sie küsste Honoria auf die Wange. »Ich hole Ihre Jacke.«
»Jed, ich habe gleich anschließend eine Verabredung«, Honoria zupfte an ihren Handschuhen, »und daher leider keine Zeit
Weitere Kostenlose Bücher