Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Skimmerhorn, ich liebe dich.«
Während sie ihn intensiv küsste, merkte sie, wie er sich steif machte. Ganz langsam begriff sie, warum.
»Scheiße.« Verzweifelt bemühte sie sich um einen lockeren Tonfall und machte sich von ihm los. »Das hätte mir nicht entschlüpfen dürfen, nicht wahr? Tut mir Leid.« Der Schmerz war so heftig, dass sie sich umdrehte, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. »Mach die Hitze der vergangenen halben Stunde dafür verantwortlich.«
Es war ihm kaum möglich zu sprechen, doch schließlich gelang es ihm, wenigstens ihren Namen zu nennen. »Dora …«
»Nein, im Ernst.« O mein Gott, mein Gott dachte sie und zitterte vor Panik. Sie würde auf der Stelle losheulen, wenn sie nicht ganz schnell etwas dagegen unternahm. »Es war nur ein Versprecher, nichts, weshalb du dir den Kopf zerbrechen musst.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln und drehte sich wieder zu ihm um. Sein Gesichtsausdruck war verkniffen, sein Blick absolut ausdruckslos.
»Hör mal, Skimmerhorn, dieses Wort mit ›L‹ kommt mir nur allzu leicht über die Lippen. Meine Familie schmeißt nur so damit um sich – du kennst ja unseren Hang zur Theatralik.«
Verlegen fuhr sie sich mit den Händen durchs Haar, es war eine Geste, die Jed so sehr an ihr mochte.
»Also schau.« Ihre Stimme klang jetzt hell und übertrieben fröhlich. »Warum bringst du nicht das Kaminfeuer in Gang, während ich uns ein paar Snacks zum Fernsehen zurechtmache?«
Sie ging einen Schritt auf ihn zu und blieb dann abrupt stehen. Er hatte sich nicht bewegt, und doch konnte sie nicht weitergehen.
»Du hast es doch so gemeint, nicht wahr?«, stellte er mit ruhiger Stimme fest, und sein durchdringender Blick, machte es ihr unmöglich zu lügen.
»Ja, ich meinte es so.« Unwillkürlich nahm ihr Körper eine Verteidigungsstellung ein. Er sah, wie sich ihre Schultern strafften, wie sie das Kinn trotzig vorschob. »Aber es sind meine ganz persönlichen Gefühle, Jed, und ich weiß, wie ich damit umzugehen habe. Ich erwarte nicht, dass du sie teilst oder auch nur akzeptierst, wenn dir das nicht möglich ist.« Schon loderte Zorn in ihren Augen auf. »Und da es dir offenbar so unangenehm ist, wenn ich diese Gefühle in Worte fasse, werde ich ab jetzt strengstens darauf achten, dich damit nicht mehr zu behelligen. Niemals. Ist das in Ordnung?«
Nein, es war keineswegs in Ordnung. Jed wusste nicht, wann sich die Dinge zwischen ihnen gewandelt hatten, noch war er in der Lage, seine eigenen Gefühle genau zu beschreiben. Er musste versuchen, die Situation in den Griff zu bekommen, die gefährlich zu werden schien.
»Zieh dich an«, sagte er. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
23. Kapitel
Zumindest das Wetter zeigte sich viel versprechend. Die Sonne brannte auf die Windschutzscheibe des Thunderbird und erlaubte es Dora, sich hinter ihrer Sonnenbrille zu verstecken.
Während Jed unter einem strahlend blauen Himmel die Germantown Avenue entlangfuhr, vertrieb sich Dora die Zeit damit, die Fußgänger zu betrachten. Die Temperatur war auf zehn Grad angestiegen, und die Leute waren sehr viel fröhlicher als sonst. Sie fuhren durchs Stadtzentrum, weit entfernt von den Flüssen und ihren feuchtkalten Winden, in Richtung Chestnut Hill.
In Meilen gemessen war die Distanz zwischen Chestnut Hill und der South Street nicht sonderlich groß. Was aber den Lebensstandard und das Einkommen der Bewohner betraf, so gab es Unterschiede.
Jed hatte seit ihren Aufbruch kein Wort gesprochen, und Dora hatte nicht gefragt, wohin sie fuhren. Sie war sich ziemlich sicher, das Ziel zu kennen. Der Anlass für diese Fahrt würde sich bald zeigen, ebenso wie die Folgen ihrer unbesonnenen, spontanen Liebeserklärung.
Sie wollte nicht darüber nachdenken, und so lehnte sie sich bequem zurück und versuchte, die wunderschön restaurierten Fassaden der Häuser und Geschäfte zu genießen, die Dekorationen in den Schaufenstern und das dumpfe Dröhnen, das die breiten Reifen des Thunderbird auf dem Kopfsteinpflaster verursachten.
Je weiter sie den Hügel hinauffuhren, desto eleganter wurden die Häuser, die im Schatten alter, stattlicher Bäume standen. Hier waren Nerze und Diamanten zu Hause, Erbstücke und dicke Brieftaschen, Mitgliedschaften im Countryclub und wohlerzogene Schoßhunde. Flüchtig überlegte Dora, wie diese Umgebung wohl auf einen kleinen Jungen gewirkt haben mochte, der hier großgeworden war.
Jed steuerte den Wagen in eine schmale Auffahrt, die zu einem
Weitere Kostenlose Bücher