Träume wie Gold: Roman (German Edition)
lehnte er sich an den Türstock und grinste weiter. »Interessante Verabredung, Conroy?«
»Faszinierend.« Sie humpelte in den Flur, um ihren Schuh aufzuheben. Jed rührte sich nicht von der Stelle. Dora atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand durch das zerwühlte Haar. »Einen Drink?«
»Klar.«
Vor ihrer Türschwelle streifte sie auch den zweiten Schuh ab und warf beide in die Diele. »Brandy?«
»Gern.« Sein Blick fiel auf die Scherben, die auf dem Boden lagen. Das war also der Krach gewesen, den er vorhin gehört hatte. Aufgrund des Lärms hatte er hart mit sich gerungen, ob er sich einmischen sollte oder nicht. Auch als er seine Dienstmarke noch trug, hatte er lieber einen Gangster festgenommen, als einen häuslichen Disput zu schlichten.
Jed sah zu Dora hinüber, die gerade Brandy in zwei Kristallschwenker goss. Ihr Gesicht war noch immer gerötet, ihre Augen blickten zornig. Er musste wirklich dankbar sein, dass sein Eingreifen nicht erforderlich gewesen war.
»Wer war denn der Knabe?«
»Mein ehemaliger Buchhalter.« Dora reichte Jed ein Glas. »Erst langweilt er mich den ganzen Abend mit seinen Vorträgen über langfristige Kapitalanlagen und Steuervorteile und dann glaubt er, er kann noch mit raufkommen und mir die Kleider vom Leib reißen.«
Jed ließ seinen Blick über ihr glitzerndes schwarzes Kleid wandern. »Hübsche Klamotte«, entschied er. »Versteh’ wirklich nicht, warum er seine Zeit mit langweiligen Geschichten verplempert hat.«
Dora nahm einen Schluck Brandy. »Moment mal, mir war gerade, als hätte ich da ein Kompliment herausgehört.«
Jed zuckte lässig die Achseln. »Der Knabe hat wohl den Kürzeren gezogen, wie?«
»Ich hätte ihm die Nase platt schlagen sollen.« Sie schaute verächtlich und begann dann, die Scherben aufzusammeln.
»Sehen Sie sich das an!« Ihre Wut näherte sich schon wieder dem Siedepunkt. Sie hielt eine zerbrochene Tasse in die Höhe. »Das war einmal eine Derby-Tasse. Achtzehnhundertfünfzehn. Und dieser Aschenbecher war ein Manhattan.«
Jed ging neben ihr in die Hocke. »Teuer?«
»Darum geht es nicht. Das war einmal eine Hazel-Ware-Konfektschale – marokkanischer Amethyst – mit Deckel.«
»Jetzt gehört es in den Mülleimer. Lassen Sie die Scherben, Sie schneiden sich nur. Nehmen Sie lieber einen Besen.«
Vor sich hin brummend, stand sie auf und verschwand in der Küche. »Er hatte sogar seine Zahnbürste in der Jackentasche stecken.« Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, wedelte sie mit einem ausgefransten Handfeger und einer Kehrichtschaufel in der Luft herum, als handle es sich um Schild und Speer. »Seine Zahnbürste! Ich wette, dieser Typ war früher einmal bei den Eagle-Scouts.«
»Wahrscheinlich hatte er auch noch eine frische Unterhose in der Manteltasche stecken.« Vorsichtig nahm ihr Jed den Besen aus der Hand.
»Das würde mich nicht wundern.« Dora stakste zurück in die Küche, um den Mülleimer zu holen. Ihr blutete das Herz, als Jed eine Schaufel mit zerbrochenem Glas darin versenkte. »Und ein paar Kondome.«
»Jeder verantwortungsbewusste Pfadfinder hat heutzutage Kondome in seiner Brieftasche.«
Resigniert setzte sie sich wieder auf die Armlehne. Die Vorstellung war vorbei. »Waren Sie auch dabei?«
»Wo, bitte?«
»Bei den Pfadfindern.«
Er schüttete die letzte Schaufel mit Scherben in den Mülleimer und sah sie dann mit einem langen Blick an. »Nein. Ich war ein Missetäter. Passen Sie auf Ihre Füße auf. Vielleicht habe ich ein paar Splitter übersehen.«
»Danke.« Viel zu aufgedreht, um stillzusitzen, machte sich Dora daran, die Gläser noch einmal zu füllen. »Und was tun Sie jetzt?«
»Das sollten Sie eigentlich wissen.« Jed holte eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. »Ich habe doch die Formulare ausgefüllt.«
»Bislang hatte ich noch keine Zeit, sie zu lesen. Kann ich auch eine haben?« Sie zeigte auf seine Zigarette. »Ich rauche nur, wenn ich sehr gestresst oder wütend bin.«
Er reichte ihr seine Zigarette und steckte sich eine neue an. »Und, fühlen Sie sich schon besser?«
»Ein wenig.« Sie nahm einen hastigen Zug und blies den Rauch ebenso hastig wieder aus. Dora mochte den Geschmack nicht, nur die Wirkung. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Welche Frage?«
»Was Sie machen?«
»Nichts.« Er lächelte, doch sein Lächeln kam nicht von Herzen. »Ich bin finanziell unabhängig.«
»Oh. Ein Missetäter zu sein, scheint sich auszuzahlen.« Sie
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