Träume wie Gold: Roman (German Edition)
noch funktioniert. Und, was macht er?«
»Wie machen?«
»Mit … den Rechnungen«, sagte sie rasch. »Vergiss nicht, Mr. Skimmerhorn die Rechnungen mitzugeben, Dora.« Sie nahm sie vom Schreibtisch und gab sie ihm, als Jed hereinkam, um den letzten Karton zu holen.
»Danke.« Er streifte Lea mit einem sonderbaren Blick.
Das Glitzern in ihren Augen machte ihn misstrauisch. »Soll ich auf dem Weg gleich das Holz besorgen?«
»Holz? Ach, fürs Geländer«, erinnerte sich Dora. »Ja, nur zu. Sie können mir die Rechnung unter der Tür durchschieben, falls ich nicht zu Hause bin.«
Er konnte sich nicht beherrschen. Er wusste, er sollte, konnte es aber nicht. »Wieder eine heiße Verabredung?«
Sie lächelte süßlich und riss die Tür auf. »Sie können mich mal, Skimmerhorn.«
»Hab’ ich mir schon überlegt«, murmelte er. »Ja, daran habe ich in der Tat schon gedacht.« Damit ging er zu seinem Wagen.
»Erzähl schon«, drängte Lea. »Erzähl mir alles. Lass nicht die kleinste Kleinigkeit aus, so unwichtig oder nebensächlich sie auch sein mag.«
»Da gibt’s nichts zu erzählen. Ich war gestern Abend mit Andrew aus, und Jed lernte ihn kennen, als ich ihn rauswarf.«
»Du hast Jed rausgeworfen?«
»Nein, Andrew, er wollte mir an die Wäsche«, erklärte Dora unwirsch, der allmählich die Geduld ausging. »Und da habe ich ihn in hohem Bogen rausgeschmissen. So, falls damit unsere kleine Klatschorgie beendet ist …«
»Gleich. Ich will nur noch wissen, was er macht. Jed, meine ich. Er muss Gewichte stemmen oder so was – bei den Schultern.«
»Ich wusste gar nicht, dass du so schulterfixiert bist.«
»Nur, wenn sie zu so einem Körper gehören. Lass mich raten: Er ist Hafenarbeiter.«
»Falsch.«
»Bauarbeiter.«
»Damit haben Sie die Reise für zwei Personen nach Maui leider verspielt. Möchten Sie es mit dem Samsonite-Kofferset versuchen?«
»Dann sag’s mir halt.«
Dora hatte die Hälfte ihrer schlaflosen Nacht damit zugebracht, Jeds Mietvertrag in ihrem Papierwust zu suchen. Eine seiner Referenzen stammte von einem gewissen
James L. Riker, Kriminalkommissar des Philadelphia Police Department. Was einen Sinn ergab, da Jed zuletzt beim Philadelphia PD angestellt gewesen war.
»Er ist ein Excop.«
»Ex?« Leas Augen weiteten sich. »Heiliger Bimbam, wurde er gefeuert, weil er Bestechungsgelder angenommen oder mit Drogen gehandelt hat? Oder hat er jemanden umgebracht?«
»Schätzchen, jetzt mach mal halb lang mit deinen fantastischen Vermutungen.« Dora tätschelte ihrer Schwester die Schulter. »So wie du redest, müsstest du eigentlich mit Vater und Mutter auf der Bühne stehen«, meinte sie. »Er hat den Dienst freiwillig quittiert. Vor ein paar Monaten. Laut Dads ausführlichen Notizen, die er nach seinem Telefonat mit dem Kommissar gemacht hatte, finden sich jede Menge Belobigungen in Jeds Personalakte. Und seine ehemalige Dienststelle hält immer noch seine Dienstwaffe hübsch warm, in der Hoffnung, dass er doch wieder zurückkommt.«
»Und, warum hat er dann den Dienst quittiert?«
»Das betrachtet er offenbar als Privatangelegenheit«, erwiderte Dora knapp, obwohl sie es ebenso interessierte wie Lea. Sie ärgerte sich, ihren Vater nicht danach gefragt zu haben.
»So, und damit ist die Quizrunde beendet. Wenn wir nicht bald wieder in den Laden gehen und Terri helfen, macht mir die Gute die Hölle heiß.«
»In Ordnung. Aber ich bin froh zu wissen, dass du einen Cop im Haus hast. So brauchst du wenigstens nichts zu befürchten.« Plötzlich blieb sie wie angenagelt stehen. »O Gott, Dory, glaubst du, er hat eine Pistole unter dem Hemd stecken?«
»Ich glaube nicht, dass er eine Knarre braucht, um Geschirr auszufahren.« Damit schob Dora ihre Schwester zurück in den Laden.
Unter anderen Umständen hätte DiCarlo es lächerlich gefunden, mit einer billigen Porzellanfigur auf dem Schoß in
einem eleganten Empfangsraum zu sitzen. Doch in diesem speziellen Fall kam er sich in dem mit Drucken bekannter Impressionisten und Erté-Skulpturen dekorierten Raum keineswegs lächerlich vor. Er hatte Angst. Eine Heidenangst.
Der Mord hatte ihm nicht viel ausgemacht. Nicht dass ihm das Töten viel Vergnügen bereitete, im Gegensatz zu seinem Bruder Guido. Er hatte Porter getötet, um seinen Kopf zu retten.
Auf dem langen Flug von der Ost- zur Westküste hatte er sich eine ganze Menge Gedanken gemacht. Angesichts seiner momentanen Pechsträhne musste er sich fragen, ob ihm das
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