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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zugeschlagen wurde. Jed kam durchs Treppenhaus geschlendert, die Hände in den Taschen seiner abgewetzten, ledernen Fliegerjacke vergraben, die trotz des eiskalten Windes offen stand. Darunter trug er ein Sweatshirt und abgewetzte Jeans. Der Dreitagebart unter der Sturmfrisur harmonierte vorteilhaft mit seiner griesgrämigen Miene.
    Dora fragte sich ernsthaft, warum ihr Jed in seinem gammeligen Aufzug plötzlich so viel sympathischer war als der geschniegelte Wirtschaftsprüfer in seinem dreiteiligen Anzug.
    »Skimmerhorn.«
    Jed musterte Doras Begleiter mit einem schnellen Blick, während er den Schlüssel in sein Türschloss steckte. »Conroy.« Mit der gebrummten Begrüßung, die zugleich als Verabschiedung zu verstehen war, schlüpfte er durch die Tür und zog sie hinter sich zu.
    »Dein neuer Mieter?« Andrews dunkle, gepflegte Augenbrauen zogen sich auf seiner hohen Stirn zusammen,
die, wie ihm seine Mutter versichert hatte, als Zeichen hoher Intelligenz und nicht als beginnende Glatze zu werten war.
    »Ja.« Dora seufzte und sog dabei eine Wolke von Andrews Halston for Men ein, die sich mit Jeds raubtierartigem Duft, der noch im Flur hing, vermischte. Nachdem sie die Gelegenheit für eine höfliche Ausrede verpasst hatte, schloss sie ihre Tür auf und ließ Andrew herein.
    »Er erscheint mir bemerkenswert … kräftig zu sein.« Die Stirn in besorgte Falten gelegt, schälte er sich aus seinem englischen Regenmantel, faltete ihn ordentlich zusammen und legte ihn dann über eine Stuhllehne. »Lebt er allein?«
    »Jawohl.« Da sie im Moment nicht den geringsten Sinn für Ordnung aufbrachte, warf sie ihren Nerz auf dem Weg zur Küche achtlos aufs Sofa.
    »Ich weiß natürlich sehr wohl, wie wichtig es für dich ist, das Apartement zu vermieten, Dora, aber glaubst du nicht, es wäre klüger gewesen – und alle Mal sicherer –, es einer weiblichen Person zu überlassen?«
    »Was für eine weibliche Person?«, murmelte Dora und unterbrach sich, als sie die Bohnen in ihre alte Kaffeemühle schüttete, die noch mit der Hand bedient werden musste. »Nein.« Und während sie die Kurbel in Bewegung setzte, schaute sie über die Schulter Andrew an, der mit missbilligend geschürzten Lippen hinter ihr stand.
    »Nein, ich lebe hier, allein. Und er lebt hier, allein.« Weil es ihr auf die Nerven ging, seinen warmen Atem in ihrem Nacken zu spüren, während sie arbeitete, meinte sie: »Warum legst du nicht ein bisschen Musik auf?«
    »Musik?« Sein wohlgestaltetes, aber langweiliges Gesicht hellte sich auf. »Gute Idee. Etwas Stimmungsvolles?«
    Kurz darauf vernahm sie die schnulzigen Klänge einer alten Aufnahme mit Johnny Mathis. Ach du liebe Güte, dachte sie und zuckte dann die Schultern. Wenn sie mit einem Oberbuchhalter ausging, der Brooks-Brother’s-Anzüge trug und nach Halston roch, dann musste sie den Preis dafür bezahlen. »Der Kaffee ist in ein paar Minuten durchgelaufen«,
rief sie und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Andrew, die Hände in seine schmalen Hüften gestemmt, vor ihrem neuen Bild stand. »Das hat doch was, oder?«
    Er legte den Kopf schräg, beugte ihn von rechts nach links und wieder zurück. »Mit Sicherheit ist es ausdrucksstark.« Dann wandte er sich zu ihr um und ließ seinen Blick bewundernd über ihr kurzes schwarzes, mit bunten Glasperlen besticktes Kleid schweifen. »Und es passt zu dir.«
    »Ich habe es erst vor ein paar Tagen auf einer Auktion in Virginia erstanden.« Sie setzte sich auf die Armlehne eines Stuhls und schlug die Beine übereinander, ohne darauf zu achten, dass ihr Kleid durch diese Bewegung ein beachtliches Stück höher rutschte. Andrew hingegen war das nicht entgangen.
    »Ich will erst einmal eine Zeit lang damit leben, bevor ich es in den Laden hänge.« Sie lächelte, doch als sie den raubvogelartigen Blick in seinen Augen wahrnahm, sprang sie rasch auf. »Ich seh mal nach dem Kaffee.«
    Andrew bekam sie jedoch noch an der Hand zu fassen, schwang sie herum und zog sie in einer, wie er wohl glaubte, galanten Bewegung in seine Arme. Sie schaffte es gerade noch, einen Zusammenstoß ihres Kopfes mit seinem Kinn zu verhindern. »Wir sollten die Musik nicht so unbeachtet verklingen lassen«, meinte er und glitt mit ihr über den Teppich. Seine Mutter hatte sich seine Tanzstunden viel Geld kosten lassen, und das wollte er unter Beweis stellen.
    Dora zwang sich dazu, sich zu entspannen. Er war kein übler Tänzer, sagte sie sich, als sie ihre Schritte den seinen anpasste.

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