Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Kohlenschaufel auf.
»Scheiße.« Angewidert drehte DiCarlo Ashworths Kopf mit der Spitze seines Schuhs herum. Im Schein der Treppenbeleuchtung sah er die Blutlache und die Augen, die ihn mit gebrochenem Blick anstarrten. Aus purer Wut trat er noch zweimal gegen den schlaffen Körper, bevor er sich abwandte.
Er hatte den Laden bereits durch die Hintertür verlassen und war schon einen halben Block weiter, als er das Heulen der Polizeisirenen hörte.
Als der Anruf kam, schaltete Finley sich gerade durch die diversen Kanäle seiner Überwachungsanlage.
»DiCarlo auf Leitung zwei, Mr. Finley.«
»Stellen Sie ihn durch.« Er drückte die Lautsprechertaste. »Und, haben Sie gute Nachrichten für mich?«, erkundigte er sich.
»Ja. Jawohl, Sir. Ich habe die Porzellanfigur bei mir, sowie eine Liste, anhand derer sich genau feststellen lässt, wo sich die übrigen Stücke befinden.« DiCarlo, unterwegs zum Dulles International Airport und dabei die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 55 Meilen pro Stunde peinlich genau einhaltend, sprach vom Autotelefon aus.
Finley ließ ein paar Atemzüge verstreichen, ehe er mit knapper Stimme forderte: »Einzelheiten, bitte.«
DiCarlo begann mit Porter und machte immer wieder eine Pause, um sicherzugehen, dass Finley mehr hören wollte. »Sobald ich am Flughafen bin, faxe ich Ihnen die Liste zu.«
»Ja, tun Sie das. Sie klingen ein wenig … nervös, Mr. DiCarlo.«
»Nun ja, Sir, mit dieser Figur hat es ein kleines Problem
gegeben. Ein Antiquitätenhändler aus Front Royal hatte sie auf Porters Auktion ersteigert. Das Geschäft war jedoch geschlossen, als ich den Inhaber aufsuchen wollte. Und da ich wusste, dass Sie auf schnellste Wiederbeschaffung der Ware Wert legen, war ein Einbruch das Mittel der Wahl. Der Händler hatte seine Wohnung über dem Laden. Es gab einen Unfall, Mr. Finley. Er ist tot.«
»Verstehe.« Finley betrachtete seine Fingernägel. »Ich darf wohl annehmen, dass Sie sich anschließend um diesen Porter gekümmert haben.«
»Gekümmert?«
»Nun, Porter kann Sie mit diesem … Unfall in Verbindung bringen, richtig? Und eine Verbindung mit Ihnen, Mr. DiCarlo, führt unweigerlich zu mir. Ich schlage daher vor, diese Verbindung unverzüglich zu kappen, und zwar endgültig.«
»Ich – ich bin auf dem Weg zum Flughafen.«
»Dann werden Sie eben wieder umdrehen und zurückfahren, so einfach ist das. Vergessen Sie das Fax. Sobald die Dinge in Virginia zufrieden stellend erledigt sind, erwarte ich Sie hier in meinem Büro – mit der Figur. Dann werden wir die weiteren Schritte besprechen.«
»Sie erwarten mich in Los Angeles? Mr. Finley …«
»Zum Mittagsläuten, Mr. DiCarlo. Wir schließen morgen früher. Die Feiertage, Sie verstehen. Geben Sie Winesap Ihre Flugdaten durch. Man wird Sie abholen.«
»Jawohl, Sir.« DiCarlo brach die Verbindung ab und steuerte die erste Ausfahrt an. Er betete zu Gott, dass Porter noch in seinem Büro und inzwischen so betrunken war, dass er ihm ohne viel Aufhebens eine Kugel ins Gehirn jagen konnte.
Wenn es ihm nicht schleunigst gelang, diese verdammte Sache geradezubiegen, konnte er sich seinen Weihnachtsbraten zu Hause abschminken.
»Wirklich, Andrew, also wirklich, es ist absolut nicht nötig, dass du mich nach oben begleitest.« Um ihren Satz zu unterstreichen, stellte sich Dora breitbeinig vor den Treppenabsatz.
Nichts wie rein und die Tür zu, dachte sie inbrünstig. Allein in ihren vier Wänden konnte sie dann in aller Ruhe den Kopf gegen die Wand schlagen.
Andrew Dawd, seines Zeichens öffentlich bestellter Wirtschaftsprüfer, der die Rentabilität von Bundesschatzanleihen für den Gipfel spritziger Konversation hielt, ließ eine seiner selbstgefälligen Lachsalven hören und kniff sie dabei jovial in die Wange. »Meine Mutter hat mich gelehrt, dass man sein Mädchen immer bis an die Tür bringt.«
»Nun, Mutter ist aber nicht hier«, stellte Dora klar und stieg eine Stufe höher. »Außerdem ist es schon spät.«
»Spät? Es ist noch nicht einmal halb elf. Du wirst mich doch wohl nicht ohne eine Tasse Kaffee in die kalte Nacht hinausschicken wollen, oder?« Er zeigte seine weißen Zähne, die gerade zu richten seine geliebte Mutter Tausende von Dollar gekostet hatte. »Weißt du überhaupt, dass du den besten Kaffee von ganz Philadelphia kochst?«
»Naturbegabung.« Sie suchte gerade nach einer höflichen Ausrede, um ihn abzuwimmeln, als die Haustür aufgerissen und wieder
Weitere Kostenlose Bücher