Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Telefon, einer Lampe, einem Krug mit Kugelschreibern und Bleistiften und einer Beethoven-Büste, die als Briefbeschwerer diente, war er leer.
»Es fehlt nichts«, sagte sie.
»Wie können Sie das so schnell feststellen?«
»Ich kenne mein Inventar. Sie müssen ihn verscheucht haben.«
Sie ging zu einem der Regale hinüber und tippte auf einen Gegenstand, der für Jed wie ein alter Parfumflakon aussah. »Daum Nancy, gut und gern einen Tausender wert. Und dieser Castelli-Teller auch so um den Dreh. Und das da …« Sie nahm eine Schachtel heraus, auf der das Bild eines Kinderspielzeugs klebte.
»Nando? Ein Roboter?«
»Originalverpackt legt ein Sammler dafür zweitausend Dollar auf den Tisch.« Sie schniefte und stellte die Schachtel zurück.
»Und das lassen Sie alles hier so einfach rumliegen?«
»Ich habe eine Alarmanlage. Hatte eine …«, verbesserte sie sich. »Schließlich kann ich den ganzen Krempel nicht jeden Abend in einen Safe einschließen.«
»Und was ist mit Bargeld?«
»Bis auf hundert Dollar Wechselgeld bringen wir die Einnahmen jeden Abend zur Bank.« Sie ging zum Schreibtisch und zog die oberste Schublade auf, nahm einen Umschlag
heraus und zählte die Scheine nach. »Alles da. Wie gesagt, Sie müssen ihn verscheucht haben.« Als sie sich umdrehte, hörte sie Papier unter ihren Füßen rascheln. Sie bückte sich und hob einen Zettel auf. »Ein Kreditkartenbeleg«, murmelte sie. »Komisch, der gehört eigentlich in die Ablage.«
»Lassen Sie mich mal sehen.« Er schnappte ihn sich »Timothy O’Malley. Fünfundfünfzig Dollar plus Steuern, ausgestellt am einundzwanzigsten Dezember. Für Salzfässchen?«
»Seine Frau sammelt sie.«
»Fünfhundert Dollar für ordinäre Salzstreuer?«
»Fässchen«, korrigierte Dora und riss ihm die Quittung aus der Hand. »Dummkopf.«
»Halsabschneider.«
Mit grimmiger Miene drehte sie sich um, um den Beleg abzuheften. »Sehen Sie sich das an! In den Schubladen herrscht das reinste Chaos.«
Er blieb hinter ihr stehen und schaute ihr über die Schulter. »Und das sollte wohl nicht so sein?«
»Natürlich nicht. Meinen Papierkram halte ich peinlichst in Ordnung. Habe nämlich vor dem Finanzamt genauso viel Respekt wie jeder gute amerikanische Bürger. Und Lea hat erst letzten Monat eine ganze Woche damit verbracht, die Ablage auf den neuesten Stand zu bringen.«
»Demnach hatte er es also auf Ihre Buchhaltung abgesehen. Was ist denn in den Ordnern drin?«
»Nichts von Wert. Belege, Rechnungen, Adressen – und Inventurlisten, Lieferscheine. Der ganze Papierkram eben, den ein Geschäft so mit sich bringt.« Verdutzt fuhr sie sich durchs Haar. Die Sterne an ihren Ohren glitzerten im Schein der Lampe. »Wer könnte so viel Interesse an meinen Büchern haben, dass er deswegen einen Einbruch riskiert? Ein verrückter Finanzbeamter vielleicht? oder ein psychopathischer Buchhalter?«
Kaum hatte sie das ausgesprochen, biss sich Dora auch schon auf die Zunge.
»Wie hieß dieser zudringliche Kerl neulich abends nochmal?«
»Machen Sie sich nicht lächerlich. Andrew würde so etwas niemals tun.«
»Sagten Sie nicht, er sei Buchhalter oder so was Ähnliches?«
»Ja, schon, aber …«
»Und Sie haben ihn gefeuert?«
»Das ist doch kein Grund, um …«
»Andrew, und weiter?«
Sie holte tief Luft. »Ich schreibe Ihnen später seinen Namen, die vollständige Anschrift und Telefonnummer auf. Damit können Sie Ihre Polizistenseele füttern, ihn nach Herzenslust verhören und sein Alibi für die fragliche Nacht zerpflücken.«
»Ich bin kein Cop.«
»Wenn jemand aussieht wie ein Cop, redet wie ein Cop« – sie schnüffelte an ihm –, »riecht wie ein Cop…« »Wie riecht denn ein Cop Ihrer Erfahrung nach?«
Sie schob trotzig das Kinn vor. »Nach Waffenöl und Schweiß. Apropos, Sie schmecken auch wie ein Cop.«
»Aha. Den Geschmack müssen Sie mir genauer erklären.«
»Lassen Sie mich überlegen.« Dora musterte betont interessiert seinen Mund und hob dann langsam wieder den Blick. »Selbstbewusst, autoritär und ein bisschen gemein.«
»Ich kann noch viel gemeiner sein.« Er machte einen Schritt auf sie zu, so dass sie zwischen ihm und dem Aktenschrank gefangen war.
»Ja, das weiß ich bereits. Habe ich Ihnen eigentlich schon von meinen Autoritätsproblemen erzählt? Die reichen zurück bis in meine Grundschulzeit, als ich gegen den Willen von Mrs. Teeswarthy in der nachmittäglichen Studierstunde immer Rabatz machte.«
Er kam noch ein wenig
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