Träume wie Gold: Roman (German Edition)
näher. »Nein, haben Sie nicht.« Kein Waffenöl- und Schweißgeruch, stellte er fest. Der ganze Raum schien von Doras Duft erfüllt zu sein, von diesem heißen, würzigen Duft, der einem Mann den Mund wässrig machte.
»Ich habe aber meine Probleme damit«, beharrte sie.
»Das ist einer der Gründe dafür, dass ich mich selbstständig machte. Ich hasse es, Anordnungen entgegenzunehmen.«
»Darin sind Sie auch schlecht. Ich sagte Ihnen doch, Sie sollten oben bleiben.«
»Ich hatte aber dieses unbezwingbare Bedürfnis, mich an den Mann mit der Knarre zu halten.« Sie hob ihre Hand und strich mit dem Daumen über den blutigen Kratzer auf seiner Wange. »Sie haben mir Angst eingejagt.«
»Nein, Sie haben erst Angst gekriegt, als alles vorbei war.«
»Stimmt gar nicht. Ich hatte die ganze Zeit über schreckliche Angst. Und Sie?«
»Keine Spur. Ich liebe es, wenn die Leute auf mich schießen.«
»Dann sind das wahrscheinlich nur die Nachwirkungen, die wir spüren.« Sie legte die Arme um seinen Nacken und fand, dass er sich gut anfühlte. »Von dem Schock, meine ich.«
»Ich sagte Ihnen schon einmal, dass Sie mich in Ruhe lassen sollen.«
»Dann schubsen Sie mich doch weg.« Sie lachte verschmitzt. »Wag es bloß nicht.«
Sie lächelte noch immer, als sein Mund sich auf ihren senkte. Dora rechnete damit, dass er grob werden würde, und war gewappnet. Sein Körper presste sie gegen den Aktenschrank, wobei sich die Griffe in ihren Rücken bohrten. Da sie aber damit beschäftigt war, lustvoll zu stöhnen, konnte sie sich darum nicht kümmern.
Jed wusste, dass er einen schweren Fehler machte, wusste es bereits, als er sich an ihrem Duft berauschte. Aber sie hatte ihn schon längst am Haken, und jetzt zappelte er wie ein Fisch an der Leine. Sie ließ sich taumelnd gegen seine Brust fallen, gab leise, erregte und irgendwie überraschte Laute von sich, die tief aus ihrer Kehle kamen. Und sie schmeckte – Gott, sie schmeckte genauso heiß und süß wie sie duftete.
Es war lange her, sehr, sehr lange her, seit er es sich erlaubt
hatte, einen Kuss so zu geniessen. Er wich zurück, wollte wieder klar im Kopf werden, doch sie vergrub ihre beiden Hände in seinem Haar und zog ihn an sich.
»Mehr«, murmelte sie, während sie seinen Mund leidenschaftlich erforschte. »Ich will noch mehr.«
Bei ihm konnte sie mehr bekommen. Das wusste sie. Bei ihm würde kein fader Nachgeschmack von Halbheiten zurückbleiben. An ihm konnte sie sich laben und immer noch mehr bekommen.
Einen wilden Augenblick lang überlegte Jed, ob er sie gleich hier nehmen sollte, auf dem Fußboden des voll gestopften, staubigen Lagerraums, wo noch der Pulvergeruch in der Luft hing. Wahrscheinlich hätte er es getan, wahrscheinlich hätte er auch gar keine andere Wahl gehabt, doch er war noch so weit bei Sinnen, dass er das Rütteln an der Tür oben und das Knirschen der Kieselsteine unter den Autoreifen hörte.
»Die Polizei ist da.« Er fasste Dora an den Schultern und schob sie entschlossen zur Seite. In seinen Augen las sie das, was er standhaft verleugnete. Er war wieder ein Cop. »Warum gehst du nicht rauf und setzt Kaffee auf, Conroy? Es sieht nicht so aus, als ob du heute noch zu deinen Partys kommen wirst.«
Sie starrte auf die Treppe und wandte ihm den Rücken zu, als sie murmelte. »Und das war’s?«
»Ja.« Er sehnte sich nach den Zigaretten, die er oben hatte liegen lassen. »Das war’s.«
7. Kapitel
Dora trank Brandy, Jed Kaffee. Typisch Cop, dachte sie gereizt, die trinken nie im Dienst – zumindest nicht im Fernsehen. Sie beschloss, ihn genauso wenig zu beachten, wie er sie, so machte sie es sich auf der Couch gemütlich und betrachtete versonnen die fröhlichen Lichter an ihrem Christbaum.
Jeds Kollegen fand sie nett. Lieutenant Brent Chapman, mit seinen verknautschten Hosen, dem bekleckerten Schlips und dem unkomplizierten Grinsen. Er roch intensiv nach Bratwürsten und Zimt und lächelte sie aus freundlichen braunen, hinter einem dicken Horngestell verborgenen Augen an. Seine Ausstrahlung wirkte so beruhigend auf sie, dass Dora sich unversehens in der Küche wiederfand, um Kaffee zu kochen und einen Teller mit Weihnachtsplätzchen herzurichten. Es schien, als ob sie liebe Gäste bewirtete und nicht in eine polizeiliche Vernehmung verwickelt war, bei der es um Einbruch verbunden mit Schusswaffen ging.
Brent stellte seine Fragen langsam und überlegt und schuf dabei fast eine entspannte Atmosphäre.
Nein, soweit sie sehen
Weitere Kostenlose Bücher