Träume wie Gold: Roman (German Edition)
klingenden
Chor, was ihn eher neugierig machte denn störte. Unglücklicher Weise übte Dora exakt den gleichen Effekt auf ihn aus.
»Schmeißen Sie sich immer so in Schale, wenn Sie telefonieren?«
Sie trug einen hautengen Overall aus silberner Seide, dazu hochhackige Riemchensandalen. An ihren Ohren baumelten silberne Sterne. »Ich muss heute Abend auf einigen Partys vorbeischauen. Und was machen Sie? Verbringen Sie den Heiligen Abend mit Gewichtheben?«
»Ich mache mir nichts aus Partys.«
»Nein?« Sie zuckte mit den Schultern, und die glänzende Seide raschelte zu ihren Bewegungen. »Ich liebe Partys. Den Krach und das Essen und den Tratsch. Selbstverständlich unterhalte ich mich auch gern mit anderen Menschen, was das Ganze noch schöner macht.«
»Da ich Ihnen leider keinen Weihnachtspunsch anbieten kann, sollten Sie besser zusehen, dass Sie auf Ihre Party kommen.« Er warf das Handtuch aufs Sofa und hob eine Hantel vom Boden auf. »Und passen Sie auf, dass Ihr Begleiter nicht zu tief in den Punschtopf schaut.«
»Ich gehe ohne Begleitung aus. Und da ich mich nicht darum kümmern will, wie tief ich in den Punschtopf schaue, wollte ich gerade ein Taxi rufen.« Sie saß auf der Sofalehne und schaute Jed dabei zu, wie er seine Gewichte hochstemmte. Sie sollte kein Mitleid mit ihm haben, überlegte sie. Er war gewiss der letzte Mensch auf der Welt, der Mitleid erregte. Und trotzdem missfiel ihr der Gedanke, dass er den Abend alleine zu Hause verbringen würde, nur in Gesellschaft seiner Hanteln. »Warum kommen Sie denn nicht einfach mit?«
Der lange, schweigsame Blick, den sie von ihm erntete, ließ sie hastig fortfahren.
»Das ist kein Heiratsantrag, Skimmerhorn. Nur der Vorschlag, auf einige Partys zu gehen, auf denen man sich ungezwungen amüsieren und unterhalten kann.«
»Ich amüsiere mich nicht.«
»Das habe ich schon gemerkt, aber es ist Weihnachten.
Eine Zeit der Geselligkeit und des Friedens auf Erden. Sie haben vielleicht schon davon gehört.«
»Ja, gerüchteweise.«
Dora machte eine kurze Pause. »Sie haben ›Bah, alles dummes Zeug‹ vergessen.«
»Bitte, gehen Sie, Conroy.«
»Holla, das ist ja ein echter Fortschritt im Vergleich zu heute Morgen. Die Leute werden denken, wir sind ein Liebespaar.« Sie erhob sich mit einem Seufzer. »Viel Spaß mit Ihren Gewichten, Skimmerhorn, und den Kohlen, die Santa Ihnen bestimmt in die Strümpfe stecken wird.« Sie hielt inne und legte den Kopf schief. »Was war das für ein Geräusch?«
»Welches Geräusch?«
»Das da.« Sie kniff Augen zusammen um sich zu konzentrieren. »Du liebe Güte, sagen Sie bloß, wir haben tatsächlich Mäuse.«
Jed legte die Hantel ab und spitzte ebenfalls die Ohren. »Da ist jemand unten im Laden.«
»Was?«
»Im Laden«, wiederholte er. »Das Geräusch kommt durch den Lüftungsschacht. Kennen Sie den Grundriss Ihres eigenen Hauses nicht, Conroy?«
»Ich halte mich in dieser Wohnung nicht sehr häufig auf und schon gar nicht, wenn der Laden offen ist.« Sie wollte es damit bewenden lassen, doch dann erstarrte sie zur Salzsäule. »Aber der Laden ist ja gar nicht offen.« Sie wisperte: »Da unten ist niemand.«
»Doch, irgendjemand schon.«
»Nein.« Ihre Hand legte sich um ihren Hals. »Wir haben schon vor Stunden zugemacht. Terri ist um halb vier gegangen.«
»Dann ist sie eben zurückgekommen.«
»Am Heiligen Abend? Unsinn, sie gibt eine der Partys, auf die ich gehen will.« Doras Absätze klickten aufreizend auf dem Parkettboden, als sie zur Tür stöckelte.
»Wo wollen Sie hin?«
»In den Laden, natürlich. Jemand muss die Alarmanlage
gekappt haben und eingebrochen sein. Wenn dieser jemand glaubt, sich in meinem Laden kostenlos mit Weihnachtsgeschenken eindecken zu können, dann hat er sich getäuscht.«
Jed fluchte und packte Dora am Arm. Er schubste sie unsanft in einen Sessel. »Sie bleiben hier.« Er verschwand im Schlafzimmer, und ehe Dora noch überlegen konnte, welches Schimpfwort sie ihm an den Kopf werfen sollte, kam er zurück, eine .38er in der Hand.
Ihre Augen wurden groß. »Was ist das?«
»Ein Sonnenschirm. Bleiben Sie in der Wohnung. Und schließen Sie die Tür ab.«
»Aber … aber …«
»Hiergeblieben.« Jed schloss die Tür hinter sich. Wahrscheinlich war es ihre Verkäuferin, dachte er, als er schnell und lautlos durchs Treppenhaus huschte. Oder ihre Schwester, die ein verstecktes Päckchen vergessen hatte. Oder der alte Knabe, der nach einer Flasche suchte.
Aber er war
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