Träume wie Gold: Roman (German Edition)
konnte, wurde nichts gestohlen.
Nein, in der Ablage befand sich nichts von finanziellem Wert.
Ja, sie hatte in den letzten Wochen sehr viele Kunden, aber nein, sie konnte sich nicht erinnern, dass sich jemand auffällig benommen oder ungewöhnliche Fragen gestellt hatte.
Feinde? Diese Frage löste ein kurzes Lachen bei ihr aus. Außer Marjorie Bowers keine.
»Bowers?« Brent spitzte sofort die Ohren, war bereit, Notizen zu machen.
»Wir waren beide auf die Hauptrolle in einem Theaterstück scharf, das in der Schule aufgeführt werden sollte.
Erstes Jahr College. Die West Side Story stand auf dem Programm. Beim Vorsprechen habe ich sie ausgestochen, deshalb hat sie das Gerücht in Umlauf gesetzt, ich sei schwanger.«
»Ich glaube nicht, dass das …«
»Da schließlich mein guter Ruf auf dem Spiel stand, blieb mir keine andere Wahl«, fuhr Dora eifrig fort. »Ich habe sie auf dem Heimweg aus dem Hinterhalt überfallen.« Sie warf Jed einen kurzen Blick zu, der angewidert auf den Teller mit angetrockneter Fleischpastete starrte, der auf ihrer Anrichte, stand.
»Das ist sehr interessant, aber ich glaube nicht, dass es etwas mit dem Einbruch zu tun hat.«
»Nun, sie hat mich aus tiefster Seele gehasst.« Dora griff nach ihrem Brandyglas und zuckte die Achseln. »Es war ja auch in Toledo. Nein, falsch. Junior Year muss in Milwaukee gewesen sein. Wissen Sie, wir sind damals alle naselang umgezogen.«
Brent lächelte. Jeds Vermieterin war ihm sehr sympathisch. Den meisten Leuten, die gerade einen Einbruch und eine Schiesserei erlebt hatten, ging jeglicher Sinn für Humor ab. »Eigentlich denke ich mehr an Feinde aus jüngerer Zeit.«
»Erzähl ihm doch von dem Erbsenzähler«, schlug Jed vor.
»Du meine Güte, Andrew würde nie …«
»Dawd«, fiel ihr Jed ins Wort. »Andrew Dawd. War bis vor einigen Tagen Doras Buchhalter. Als er Anstalten machte, sich ihr unsittlich zu nähern, verpasste sie ihm ein blaues Auge und gab ihm den Laufpass.« Er schickte ein niederträchtiges Grinsen zu Dora hinüber. »Und einen Tritt in den Hintern.«
»Verstehe.« Brent kritzelte den Namen auf seinen Block. Ihm war nach einem Lächeln zumute, aber das Funkeln in Doras Augen hielt ihn davon ab. »Hat er mit irgendwelchen Vergeltungsmaßnahmen gedroht?«
»Aber nein, wo denken Sie hin? Gib mir eine Zigarette, Skimmerhorn.«
Er zündete sie für sie an. »Sauer oder gestresst?«, erkundigte er sich interessiert.
»Das überlasse ich deiner Beurteilung.« Sie schnappte sich die Zigarette und nahm einen tiefen Zug. »Die heftigste Reaktion, die ich mir bei ihm vorstellen könnte, ist die, dass er nach Haus gerannt ist und sich bei seiner Mutter ausgeheult hat.«
»Es kann nichts schaden, wenn wir uns kurz mal mit ihm unterhalten«, regte Brent vorsichtig an. »Wo können wir ihn erreichen?«
Dora bedachte Jed mit einem vernichtenden Blick. »Dawd, Dawd und Goldstein, eine Steuerkanzlei Ecke Sixth und Market Street.«
Brent nickte und nahm sich eines von den Weihnachtsplätzchen, die Dora auf einem hübschen Teller angerichtet hatte. »Auch eine Art, den Heiligen Abend zu verbringen, wie?«
»Ich hatte andere Pläne.« Dora zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Tut mir Leid, dass ich Sie unterm Christbaum weggeholt habe.«
»Ach, das gehört zum Job dazu. Prima Plätzchen.«
»Danke. Ich gebe Ihnen ein paar mit. Sie haben doch Kinder, nicht wahr?«
»Drei.« Ganz automatisch griff er in die Gesäßtasche und förderte seine Geldbörse zutage, die auch Kinderfotos enthielt. Während Jed die Augen verdrehte und durchs Zimmer schlenderte, erhob Dora sich höflich, um die Bilder zu betrachten. Sie zeigten zwei Mädchen und einen Jungen, die für den Schulfotografen geschniegelt und gescheitelt worden waren.
»Die Älteste sieht Ihnen sehr ähnlich«, bemerkte Dora.
»Ja, das ist wahr. Sie heißt Charly. Ist schon zehn.«
»Ich habe eine Nichte, die auch gerade zehn geworden ist. Fünfte Klasse.«
»Charly ist ebenfalls in der Fünften. Drüben in der Bester-Schule in Landsdowne.«
»Da geht Missy auch hin.« Unter Jeds ungeduldigem Blick strahlten sich sein Freund und Dora erfreut an. »Ich wette, die beiden kennen sich.«
»Das wird doch nicht etwa Missy Bradshaw sein? Sie
hat einen kleineren Bruder, Richie heißt er, und ist eine echte …«
»Nervensäge, ja, da haben Sie Recht.«
»Missy war schon oft bei uns zu Besuch. Sie wohnt nur einen Block weiter. Ihre Eltern und wir sind in derselben
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