Träume wie Gold: Roman (German Edition)
immer noch viel zu sehr Cop, um ein Risiko einzugehen. Viel zu erfahren, um die Tatsache zu übersehen, dass die Telefone tot waren und die Geräusche eher verstohlen denn sorglos klangen.
Als er die Tür, die zum Lagerraum hinunterführte, erreicht hatte, öffnete er diese vorsichtig. Von unten drang kaum Licht herauf. Er hörte wieder ein Geräusch – das Schließen einer Schublade.
Hatte sie etwa Bargeld im Laden? Er unterdrückte einen Fluch. Wahrscheinlich. In irgendeiner alten Schachtel oder Keksdose versteckt.
Eine Bewegung hinter ihm ließ ihn innehalten und herumfahren. Jed stieß eine Verwünschung aus. Drei Schritte hinter ihm stand Dora, mit einer Hantel bewaffnet und einem Gesicht, das nur noch aus großen Augen zu bestehen schien.
Jed machte mit dem Daumen eine wütende Geste nach oben. Sie schüttelte den Kopf. Er ballte die Hand zur Faust. Dora hob trotzig das Kinn.
»Sturschädel«, murmelte er.
»Selber.«
»Bleib oben, um Himmels willen.«
Er stieg die Treppe hinunter, immer noch wütend mit der Hand gestikulierend, als die dritte Stufe laut unter seinem Gewicht knarrte. Beinahe im gleichen Augenblick hallte ein mehrmaliges dumpfes Geräusch durch den Treppenaufgang, und die Wand, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, spuckte ihm den Verputz ins Gesicht.
Jed duckte sich, nahm die restlichen Stufen in einem weiten Sprung, rollte sich unten auf dem Boden ab und kam, die Waffe gezogen, gerade noch rechtzeitig auf die Beine, um die Hintertür zuschlagen zu sehen. Er hörte Dora die Treppe herunterklappern und brüllte sie an, stehen zu bleiben. Er rannte zur Tür, riss sie auf und war schon in geduckter Haltung draußen. Die kalte Luft ließ ihn schmerzhaft seine Lungen spüren. Aber sein Blut kochte. Von rechts hörte er sich entfernende Schritte. Ohne Doras panikartige Schreie, er solle stehen bleiben, zu beachten, nahm er die Verfolgung auf.
Es war Instinkt, der ihn trieb, und ein halbes Leben Training. Zwei Blocks weiter hörte er einen Motor aufheulen und das Quietschen von Reifen. Er wusste, dass ihm die Beute entkommen war.
Er rannte trotzdem noch einen halben Block weiter, in der vagen Hoffnung, vielleicht noch einen Blick auf den Wagen werfen zu können. Als er anschließend zum Haus zurückkehrte, stand Dora mitten auf dem schmalen, gekiesten Parkplatz und zitterte wie Espenlaub.
»Gehen Sie rein.«
Ihre Angst hatte sich inzwischen in Wut verwandelt. »Sie bluten im Gesicht«, bemerkte sie schnippisch.
»So?« Er tastete mit den Fingern über sein Kinn und spürte, wie sie feucht wurden. »Das war der Putz.« Dann fiel sein Blick auf die Hantel, die sie immer noch in der Hand hielt. »Was hatten Sie denn damit vor?«
»Wenn er Sie gepackt und zu Boden gerissen hätte, hätte ich ihm damit eins über den Schädel gehauen.« Sie spürte einen Anflug von Erleichterung, als er seine Pistole hinten
in den Hosenbund steckte. »Hätten Sie nicht Verstärkung oder so was anfordern müssen?«
»Ich bin nicht mehr bei der Polizei.«
Doch, ist er schon, dachte sie. Sie mochte zwar nicht viel Erfahrung mit den Hütern des Gesetzes haben, aber seine Augen, seine Bewegungen, ja selbst seine Stimme verrieten den Cop. Wortlos folgte sie ihm zum Hintereingang des Ladens.
»Schon mal was von einer Alarmanlage gehört?«
»Ich besitze eine, und eigentlich sollte sie ein Höllenspektakel veranstalten, wenn jemand versucht, hier einzubrechen.«
Jeds Kommentar erschöpfte sich in einem undeutlichen Gemurmel, dann sah er sich nach besagter Anlage um.
»Mickey-Mouse-Kram«, meinte er verächtlich nach einem kurzen Blick darauf.
Dora zog einen Flunsch und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Der Typ, der sie mir verkauft hat, war da anderer Meinung.«
»Der Typ, der sie Ihnen verkaufte, hat sich beim Installieren wahrscheinlich totgelacht. Um das Ding schadlos zu machen, braucht man nur ein paar Drähte durchzutrennen.« Zur Demonstration hielt er ein loses Kabelende hoch. »Und das Telefon hat er zur Sicherheit auch noch lahm gelegt. Am Licht muss er gesehen haben, dass oben jemand ist.«
»Dann war er ganz schön blöd, oder?« Ihre Zähne klapperten. »Ich meine, er hätte warten sollen, bis wir das Haus verlassen oder uns schlafen gelegt hätten. In aller Seelenruhe den Laden dann auszuräumen, wären ein Leichtes gewesen.«
»Vielleicht hat er es eilig gehabt. Haben Sie nicht einen Mantel oder so was? Ihre Nase ist schon ganz rot.«
Beleidigt rubbelte sie an ihrer
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