Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Farbe eines Feuermelders, zu der ihr dank hingebungsvoller Pflege und eines diskreten Liftings faltenloser, milchweißer Teint einen eindrucksvollen Kontrast bildete. Ein dichter schwarzer Wimperkranz umrahmte ihre schönen blauen Augen, die Lea geerbt hatte. Ihre vollen, weich geschwungenen Lippen leuchteten in einem frischen Rot.
Sie kam in die Küche gerauscht, und mit ihr ihr typischer Duft – der würzige Duft einer reifen Frau.
»Meine Goldstücke!« Ihre Stimme war nicht weniger dramatisch wie alles Übrige an ihr. »Wie herrlich, euch zwei Mädchen so einträchtig zusammen in der Küche arbeiten zu sehen.« Sie schnüffelte in Richtung Herd. »Oh, und diese Wohlgerüche. Ich hoffe doch inständig, dass du meine Fleischklößchen nicht zu heiß brätst, Ophelia.«
»Ah …« Lea warf Dora einen verzweifelten Blick zu, den diese mit einem Schulterzucken beantwortete. »Nein, natürlich nicht.« Lea hatte sie überhaupt noch nicht gebraten. Sie hatte sie unter die Spüle gestellt in der stillen Hoffnung, sie später an den Hund verfüttern zu können. »Mom, weißt du eigentlich, dass sie … ganz grün sind?«
»Natürlich.« Trixie schwebte mit flatternden Lidern um
den Ofen herum. »Ich habe sie dem Anlass zu Ehren eingefärbt. Vielleicht sollten wir sie schon jetzt servieren, als Vorspeise.«
»Nein. Ich finde, wir sollten …« In Ermangelung einer einleuchtenden Ausrede, opferte Lea ihre Schwester. »Mom, hast du schon gehört, dass in Doras Laden eingebrochen worden ist?«
»Verdammt, Lea.«
Lea ignorierte Doras gemurmelten Einwand. »Gestern Abend.«
»Oh, mein armes Baby. Mein kleines Lämmchen.« Trixie wirbelte durch die Küche, um Doras Gesicht zwischen ihre schwer beringten Hände zu nehmen. »Bist du verletzt?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Warum gehst du nicht mit Mom ins Wohnzimmer, Dora? Macht es euch gemütlich. Dann kannst du ihr alles erzählen.«
»Ja, unbedingt, komm!« Trixie packte Dora am Handgelenk und zerrte sie zur Tür. »Du hättest mich sofort anrufen sollen, als es passierte. Ich wäre einen Lidschlag später bei dir gewesen. Ach, mein armer Liebling. Quentin! Quentin, unsere Tochter wurde ausgeraubt!«
Dora blieb gerade noch Zeit für einen vernichtenden Blick über die Schulter, ehe sie mit dem totalen Chaos konfrontiert wurde.
Das bradshawsche Wohnzimmer glich einem Schlachtfeld. Der Fußboden war mit Spielzeug aller Art übersäht, was den Weg über den aus praktischen Erwägungen heraus in Erd- und Schmutzfarben gehaltenen Teppichboden zu einem Hindernislauf gestaltete.
Unter lautem Geschrei und Gekläffe verfolgte ein ferngesteuerter Polizeiwagen, gelenkt von dem hochkonzentrierten Michael, Mutsy, den Familienhund. Will sah in dem dunklen Seidenhemd und der paisleygemusterten Krawatte wie ein Pianospieler aus einem New Yorker Nachtclub aus. Er unterhielt Missy mit frivolen Weisen auf dem Klavier. John und Richie saßen mit glasigen Augen vor einem Nintendo Spiel, und Quentin, der bereits ein beachtliches
Quantum Eierpunsch intus hatte, betrachtete die Szene mit heiterer Gelassenheit.
»Quentin.« Trixies Bühnenstimme ließ alle Aktivitäten abrupt ersterben. »Unser Kind wurde bedroht.«
Will, der es nicht lassen konnte, hackte einen melodramatischen Riff in die Tasten. Dora sandte ihm einen missbilligenden Blick zu.
»Ich wurde nicht bedroht, Mom.« Dora klopfte ihrer Mutter beruhigend den Rücken, manövrierte sie in einen Sessel und drückte ihr ihr Weinglas in die Hand. »Im Laden wurde eingebrochen«, stellte sie richtig, »war aber keine große Affäre. Der Einbrecher hat nichts gestohlen. Jed hat ihn offenbar bei der Arbeit gestört.«
»Ich hatte schon so einen Riecher«, Quentin tippte sich an die Nase, »einen sechsten Sinn, wenn man so will. Kam es zu Handgreiflichkeiten?«
»Nein, Jed hat ihn verjagt.«
»Ich hätte ihn totgeschossen.« Richie sprang auf die Couch und feuerte eine imaginäre Pistole ab. »Hab’ ich dir doch gesagt.«
»Ja, hast du.«
»Richie, du sollst doch nicht mit den Füßen auf die Möbel steigen«, wies ihn John zurecht. »Dora, hast du die Polizei verständigt?«
»Ja. Und es ist alles in den Händen von Philadelphias erster Garde.« Sie hob Richie vom Sofa. »Und der Ermittlungsbeamte ist der Vater von deiner allerbesten Freundin, Froschgesicht. Jody Chapman.«
»Jody Chapman!« Richie machte würgende Geräusche und griff sich an die Kehle.
»Sie lässt dich übrigens herzlich grüßen.« Dora klimperte
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