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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Ferne die Sirenen.
    Molly war nirgends zu sehen. Das donnernde Getöse trieb ihn nach unten. Sein erster Gedanke war gewesen, daß Jasper Abberwicks Roboter Amok liefen.
    Solange er lebte, würde Harry Mollys Anblick nicht vergessen, die, von einer Herde bizarrer Spielzeugroboter umgeben, im Keller stand. Ein Blick in ihr von Panik verzerrtes Gesicht genügte. Er verstand ohne Worte, daß sie in der Werkstatt nur knapp dem Tod entronnen war. Und er begriff, daß er zu spät gekommen wäre, um sie zu retten.
    Jetzt blieb Harry vor Molly stehen. Er beugte sich zu ihr hinunter, umgriff die Sessellehnen und zwang Molly, zu ihm aufzublicken. »Von jetzt an bis zu dem Moment, in dem Wharton Kendall in Untersuchungshaft genommen wird, gehst du nirgendwo mehr allein hin. Ist das klar?«
    »Harry, ich weiß, daß dich die Vorkommnisse ziemlich aufgeregt haben, aber es gibt keinen Grund zur Übertreibung.«
    »Ich werde dich morgens persönlich zur Arbeit begleiten, und mittags hole ich dich zum Essen ab. Nach der Arbeit bringe ich dich hierher zurück. Verstanden?«
    »Ich verspreche dir, daß ich nicht wieder allein in mein Haus gehe«, versuchte Molly abzuschwächen.
    Harry beugte sich näher. »Du wirst nirgendwo allein hingehen.«
    Molly biß sich auf die Lippen. »Harry, du treibst mich in den Wahnsinn, wenn du eine Gefangene aus mir machst.«
    »Benutze dieses Wort nicht leichtfertig. Du weißt nicht, was Wahnsinn ist.«
    »Und du weißt es?«
    »Manche Menschen«, begann er sehr vorsichtig, »haben angedeutet, daß ich mit diesem Zustand zumindest andeutungsweise vertraut sei.«
    »Ich dachte, das hätten wir geklärt. Du bist nicht verrückt.« Molly sah ihn an, und plötzlich verstand sie. »Du spielst auf Olivia an, nicht wahr?«
    »Sie ist eine Autorität auf psychologischem Gebiet«, sagte er durch die Zähne.
    »Vielleicht. Aber an deiner Stelle würde ich mir wegen ihrer Diagnose keine Gedanken machen.«
    »Für dich ist das leicht«, murmelte Harry. »Ich kann mit Sicherheit bezeugen, daß ich heute nachmittag ziemlich verrückt gespielt habe, als ich feststellte, daß du nicht pünktlich nach Hause kamst, und keine Ahnung hatte, wo du warst.«
    Mollys Augen weiteten sich. »Das ist allerdings interessant. Da gebe ich dir recht.«
    »Nein, es ist zum Wahnsinnigwerden. Ich will das nicht jeden Tag durchmachen müssen. Und deshalb gehst du nirgendwo mehr allein hin, bevor Kendall nicht gefaßt ist.«
    Molly schürzte die Lippen. Ihr Blick war nachdenklich. »Wann wurde dir zum erstenmal bewußt, daß ich in Schwierigkeiten war?«
    Harry fühlte sich plötzlich matt. »Gegen halb sechs fiel mir auf, daß du zu spät warst.«
    »Das ist ungefähr die Zeit, als ich mir wünschte, du wärst bei mir. Ich erinnere mich, daß ich deinen Namen sehr deutlich gedacht habe.«
    »Molly, um Gottes willen, sag nur nicht, du glaubst, es wäre irgendeine Art außersinnlicher Wahrnehmung im Spiel gewesen.«
    »Vielleicht wieder deine Intuition«, sagte Molly unbefangen.
    Harry ließ die Sessellehnen los und richtete sich abrupt auf. »Meinst du das ernst?«
    »Laß uns die Sache rational betrachten.«
    »Nun, das wäre sicher ein ganz neuer Ansatz.«
    Molly beachtete seinen Sarksamus nicht. »Sag mir, warum du wußtest, daß ich nach Hause gefahren war, um mir neue Sachen zu holen.«
    »Verdammt.« Harry nahm seine Wanderung wieder auf. »Wenigstens nicht durch paranormale Kräfte, das versichere ich dir. Es war eine völlig logische Schlußfolgerung aus den gegebenen Umständen.«
    »Hm.«
    »Sag das nicht.«
    Molly sah ihn fragend an. »Was soll ich nicht sagen?«
    »Sage nicht in diesem Ton ›hm‹.«
    »In Ordnung. Aber ernsthaft, Harry. Ich beginne mich zu fragen, ob nicht doch etwas an diesem paranormalen Zeug dran ist.«
    »Zum letztenmal: Ich besitze keine übersinnlichen Fähigkeiten. Selbst die Mitglieder meiner Familie, die an das Zweite Gesicht der Trevelyans glauben, denken nicht, daß Telepathie nötig ist, damit zwei Menschen ohne Worte miteinander kommunizieren können. Nicht einmal Harry der erste schrieb sich solche Fähigkeiten zu.«
    »Hm.«
    Harry sah Molly finster an.
    »Entschuldige«, sagte Molly. »Ich habe nur nachgedacht. Wir sprechen wieder von Intuition, nehme ich an.«
    »Einsichten«, korrigierte Harry grimmig. »Vernünftige, logisch begründbare Einsichten vermitteln gelegentlich die Illusion, mehr zu sein, als sie tatsächlich sind.«
    »Also brachten dich Vernunft und Logik zu dem Schluß, daß

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